Hardwaretest: Philips Hue – Villa Kunterbunt

Farben bestimmen unseren Alltag. Lange bevor man sich überhaupt deren Wirkung bewusst war, setzten große Künstler diese bereits gekonnt ein, um ihren Werken Ausdruckskraft zu verleihen. So soll auch der Parthenon auf der Akropolis schon vor über 2500 Jahren in den schillerndsten Farben erstrahlt sein – kaum zu glauben, wenn man die heutigen Überreste betrachtet.

Neben wenigen anderen befassten sich Isaac Newton und später auf dessen Ergebnissen basierend auch Johann Wolfgang von Goethe mit der Farblehre. Diese Farblehre schreibt einzelnen Farben bestimmte Wirkungen und Eigenschaften zu. So steht Rot für Liebe, Kraft und Energie, kann aber auch als aggressiv wahrgenommen werden. Blau wirkt kühl, steht aber für Vertrauen und Beständigkeit, Grün hingegen strahlt Natürlichkeit aus.

Die intensivste aller Farben ist jedoch Gelb. Gelb wird mit Licht in Verbindung gebracht und hat eine belebende Wirkung. Damit schließt sich der Kreis zu den Lampen der Philips Hue Serie. Warum also nicht Licht und Farben miteinander kombinieren, wenn man mit damit Stimmungen erzeugen und das Wohlbefinden steigern kann?

Nun ist Hue nicht wirklich neu und hat inzwischen Konkurrenz erhalten, aber dennoch waren die Lampen hier immer ein Thema. Umso schöner, wenn man den entsprechenden Ansprechpartner auf einer Philips Veranstaltung trifft und kurz darauf ein Paket bestehend aus dem Starter Set der 3. Generation und zwei Hue Go zum Testen hier ankommt.

Was anfangs nach einer neckischen Spielerei mit bunten Lichtern aussieht, erweist sich im Alltag ganz schnell als „wie-konnte-ich-nur-jemals-darauf-verzichten?“. Das klassische Wohnzimmer hat eine Deckenleuchte, vielleicht noch eine Leselampe am Sofa und eine Stehlampe als Design-Objekt. Die Deckenlampe wird über einen Lichtschalter geschaltet, die Leselampe hat meist einen integrierten Kippschalter und die Stehlampe verfügt über einen irgendwo auf dem Boden herumliegenden Trittschalter. Und es gibt für jede Lampe genau zwei Zustände: An oder Aus.

Befasst man sich mit Philips Hue, muss man fast rigoros umdenken, denn der klassische Lichtschalter spielt eigentlich keine Rolle mehr. Klar könnte man die Birnen weiterhin ganz profan über die Schaltwippe an der Wand betätigen, aber warum dann ein solches System kaufen? Hier geht es doch darum, das Licht der persönlichen Stimmung anzupassen und Farben und Szenen passend zum Ereignis oder der Umgebung zu schalten, sei es das gemütliche Lesen eines Buches auf dem Sofa, die ausgelassene Party mit Gästen oder der Filmabend, bei denen die Lampen passend zum Philips TV mit Ambilight agieren.

Herzstück des Systems ist die Hue Bridge, die bis zu 50 Leuchtkörper einzeln oder in verschiedenen Gruppen zusammengefasst ansteuern kann. Die Installation ist einfach. Die Bridge mit Strom und per LAN-Kabel mit dem Router verbinden, sich die Hue App herunterladen, ein Hue-Konto anlegen und schon kann es losgehen, mit Licht und Farben zu experimentieren. Das Starter Set umfasst drei Birnen. Hier wurde als erstes die klassische Ikea Stehlampe mit einer Hue Birne bestückt.

Um die Birnen später auch unterscheiden zu können – denn 50 Hue-Lampen können immens unübersichtlich werden – empfiehlt es sich von Anfang an, jede Leuchte entsprechend zu benennen. Unsere Ikea Lampe steht im Wohnzimmer, also wird in der App unter Zimmereinstellungen der Zimmertyp Wohnzimmer gewählt und als Name der Begriff Sofa ausgesucht – ganz einfach, weil diese Lampe der Stimmung wegen eben nur angeschaltet wird, wenn wir auf dem Sofa hocken.

Danach wird in den Lampeneinstellungen der Birne der für uns logische Name Ikea zugeteilt und schon steht in den Hauseinstellungen das eben benannte Sofa zur Verfügung. Hier kann nun mit den Einstellungen der Birne experimentiert werden. Über einen Schieberegler lässt sich die Helligkeit anpassen, mit einem Fingertipp auf den Namen Ikea stehen dann Farben, Weißtöne und Rezepte wie Lesen oder Entspannung zur Verfügung. Gerade die zahlreichen warmen Weißtöne unterscheiden die Birnen von den überall erhältlichen LED-Lampen.

Denn mit unserer nicht preiswerten Lampe über dem Esstisch haben wir optischen Schiffbruch erlitten. Erschien das Licht im Laden noch als hell aber angenehm, entpuppte es sich nach Anbringung der Lampe als ein furchtbar kaltes Weiß. Statt gemütlicher Stimmung beim Essen entstand der frostige Eindruck eines OP-Tisches kurz vor dem Eingriff. Was also lag näher den Test des Hue System gleich dazu zu nutzen, auch die Lampe des Esstisches vollständig zu ersetzen?

Da hier schon eine Osram Vintage 1906 Fassung in Kupfer lag, wurde eben eine zweite Fassung gekauft und die kalte LED-Lampe durch zwei einzelne Fassungen mit Hue Birnen ersetzt. Nach drei Stunden Arbeit war die LED-Leuchte Geschichte, die neuen Lampen einsatzbereit, alte Bohrlöcher zugespachtelt und alles mit frischer Farbe aufgehübscht. In der App tauchten die beiden neuen Birnen nach einem kurzen Druck auf den Schalter der Hue Bridge anstandslos auf und waren sofort einsatzbereit.

Hier erfolgt mit der Einrichtung das gleiche Prozedere: Zimmertyp Wohnzimmer, Ortsname Esstisch und Lampennamen Esstisch 1 & 2. Damit erscheint in der App nun neben dem Sofa auch der Esstisch. Da hier aber zwei Birnen integriert sind wird das System noch einmal spannender als bei nur einer einzelnen Birne.

Nicht nur dass sich verschiedene vorgegebene Szenen wie Sonnenuntergang oder Tropendämmerung mit einem Fingertipp einstellen und die Birnen auch in verschiedenen Farben leuchten lassen, man kann auch auf einem eigenen Bild basierende Szenen erstellen und speichern. Selbstverständlich lassen sich auch in Szenen dann Farben und Helligkeit individuell anpassen. Aus unserem Foto im Mohnblumenfeld wurde dann eine Stimmung in Rot und Blau erschaffen.

Aber eine verspielte App ist vollkommen sinnfrei, wenn die Birnen im Echtbetrieb durchfallen. Ausfallkriterien wären Geräusche im Betrieb, verschiedene Lichtfarben oder Helligkeiten bei gleichzeitigem Betrieb oder Flackern. Um das alles ganz kurz zu halten:
Nichts von alledem trat auf. Die beiden gemeinsam agierenden Birnen über dem Esstisch zeigen immer identische Helligkeit und Lichtfarbe. Es ist augenscheinlich kein Unterschied festzustellen. Ebenso tritt weder ein Flackern, noch ein wahrnehmbares Geräusch auf. Endlich herrscht also beim Essen oder Plauschen am Tisch die entspannte Stimmung, die wir uns gewünscht haben. Dazu gehört auch, dass alle Hue Birnen beim Ein- oder Ausschalten auf- oder abdimmen.

Aber das Test-Set umfasste ja nicht nur das Hue Starter Paket, sondern auch zwei Spots. Während Birnen ihren Job in einer Lampenfassung versehen und damit statisch sind, kann man einen Spot überall dort platzieren, wo man gerade Licht benötigt. Denn die Spots verfügen neben dem Netzbetrieb auch über einen Akku, der bei uns knapp 150 Minuten Licht spendete. Allerdings schränkt die doch sehr unglücklich integrierte Anschlussbuchse den Betrieb am Netz ein. Der Netzstecker ist angewinkelt und reicht extrem weit in die Anschlussbuchse. Ein schräge Aufstellung ist daher mit Netzstecker kaum möglich.

Der Spot hat einen Durchmesser von 15 Zentimetern, bei  7 Zentimetern Höhe und kommt damit einer Müslischale oder einem Pott Milchkaffee doch sehr nahe. Die Rückseite ist aus Acryl gefertigt und damit ebenso lichtdurchlässig. Das Gewicht liegt bei 523 Gramm, somit lässt sich der Spot eigentlich überall sinnvoll platzieren. Die Schalen können zudem auch ohne App betrieben werden und sind über einen Knopf an der Rückseite vollständig autark zu steuern. Dennoch macht aber gerade die Einbindung ins Hue-System doch erst den Spaß komplett.

Allerdings gestaltete sich die Einbindung der Spots unnötig kompliziert. denn statt einer automatischen Erkennung, wie die App sie eigentlich vorgibt, war hier die Eingabe der einzelnen Seriennummern der Spots nötig. Auch das wäre eigentlich kein Problem, wenn diese Nummern auch lesbar auf der Lampe angebracht wären. Durch den mikroskopischen Aufdruck gestaltete sich das Erkennen allerdings als Ratespiel. Aber gut, das macht man genau einmal, dann funktionieren die Lampen.

Auch bei den Spots konnten wir keinerlei Flackern oder Farbuntreue beim gemeinsamen Betrieb feststellen. Einzig ein ganz leichtes Summen war zu vernehmen, wenn man das Ohr praktisch direkt an den Spot hält. Eine Hitzeentwicklung findet praktisch kaum statt, selbst nach fast zweistündigem Betrieb lassen sich die Spots noch in die Hand nehmen.

Wir schrieben es oben bereits: Mit einem Hue System muss man umdenken. Der klassische Lichtschalter hat ausgedient. Die Steuerung über die App funktioniert tadellos, aber nun hat man statt des in Fleisch und Blut übergegangenen Griffes zum Lichtschalter eher selten sein Smartphone dauerhaft parat. Wie also löst man also das Problem des nun überflüssigen Lichtschalters?

Auch wenn sich viele Menschen noch nicht mit der Sprachsteuerung von Amazons Alexa anfreunden können, wir haben den Echo Dot im Einsatz. Die Ersteinrichtung ist simpel. Einfach den entsprechenden Hue-Skill in der Alexa-App installieren und schon funktionieren die bereits über Hue installierten Lampen über eine Sprachsteuerung. Auch wenn man sich anfangs etwas dümmlich dabei vorkommt, „Alexa, schalte Sofa an“ oder „Alexa, schalte alle Hue Lampen aus“ in ein menschenleeres Wohnzimmer zu rufen, so gewöhnt man sich recht schnell daran.

Ausbaufähig ist hingegen die weitere Einbindung von Hue Lampen in Alexa. Denn nach der Ersteinrichtung in Hue hinzugefügte Lampen werden nicht automatisch erkannt. Hier muss man umständlich über den Menüpunkt Smart Home und Geräte gehen, damit Alexa neue Lampen auch erkennt. Aber das ist ein Alexa- und kein Hue-Problem, welches sicherlich irgendwann gelöst wird.

Smart Home ist ein weiteres Stichwort, denn viele Hersteller von Smart Home Systemen bieten bereits die Steuerung von Hue an. Wir haben sämtliche Hue Lampen in die devolo Home Control integriert und das funktionierte herrlich unkompliziert. Statt in der devolo Weboberfläche ein neues devolo Gerät hinzuzufügen, wählt man hier einfach andere Geräte und schon steht Philips Hue zur Verfügung.

Innerhalb ganz weniger Minuten waren alle Lampen Teil der Home Control. Möchte man technisch unbedarften Mitbewohnern helfen, definiert man einfach Regeln für den devolo eigenen Lichtschalter. Dieser lässt sich überall montieren, so dass man zukünftig Licht auch direkt auf dem Sofa anschalten könnte. Möchte man weder mit Alexa reden, noch einen Lichtschalter betätigen, lässt sich auch der Bewegungsmelder zur Hue Steuerung verwenden. Einfach definieren, dass sich bei Bewegung Licht anschaltet und nach einem bestimmten Zeitraum wieder abschaltet. Diese Lösung ist allerdings eher etwas für den Flur oder die Küche, denn für das Wohnzimmer. Wer sich auf dem Sofa nicht bewegt, sitzt kurz darauf im Dunkeln.

Das Bosch Smart Home steht zwar noch am Anfang und die Software ist ausbaufähig, dennoch lassen sich auch hier die Hue Lampen hinzufügen. Mag man partout nicht auf einen halbwegs klassischen Lichtschalter verzichten, weil man keine Alexa und auch kein Smart Home zur Verfügung hat, dann löst Philips auch dieses Problem mit dem Wireless Dimming Schalter. Wer sich noch mehr Funktionsumfang neben der Philips Hue App wünscht, wirft einen Blick in die App all 4 hue, die einen immensen Funktionsumfang zur Verfügung stellt.

Und weil gerade der aktuelle Philips 55POS901F hier zum Test eingetroffen ist, konnten wir die Hue-Spots auch gleich in Kombination mit Ambilight testen.

Die Einrichtung erfolgt über den TV. Dieser erkennt die Bridge und dann fügt man einfach die Lampen hinzu, die als zusätzliches Ambilight des TV agieren sollen. Wir haben hier die beiden Spots mal direkt vor dem TV platziert, um das zu verdeutlichen.

 

Fazit:

Selbstverständlich ginge es auch ohne Hue Lampen, aber warum? Hat man dieses System erst einmal im Einsatz erlebt und mit den zahlreichen Möglichkeiten experimentiert, mag man einfach nicht mehr darauf verzichten. Für jede Stimmung das passende Licht oder einen Raum durch Millionen verschiedener Farbmöglichkeiten immer wieder neu erleben ist ein Luxus, den man sich gerne gönnt.

Die Technik hinter dem System ist ausgereift und funktioniert. Eine Bridge steuert bis zu 50 Lampen und das sollte für den normalen Haushalt mehr als ausreichend sein. Dazu gibt es mit dem Bewegungsmelder, dem Dimming Schalter und inzwischen zahlreichen Lampen genug Zubehör, um die eigenen vier Wände so auszuleuchten, wie man das eben möchte.

In Verbindung mit der Amazon Sprachsteuerung und/oder einem für Hue vorbereitetem Smart Home System ergeben sich obendrein vielfältige Steuerungsmöglichkeiten, die den fest in der Wand montierten Lichtschalter bald vergessen lassen.

 

Link zur Herstellerseite: Philips Hue

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