LEGO Pirates of the Caribbean

Lego ist zeitlos, Lego ist immer “in” und mit Lego haben alle, egal ob jung oder alt, ob groß oder klein, ihren Spaß. Und das Wichtigste: Der Nachschub an neuen Ideen und Steinen darf niemals abreißen. Getreu diesem Motto steht knapp einen Monat nach Lego Star Wars III: The Clone Wars bereits Lego Pirates of the Caribbean in den Regalen der Händler.

Fluch der Karibik ist ein Massenphänomen. Die bisherige Kino-Trilogie spielte weltweit über 2,7 Milliarden Dollar ein, der vierte Teil läuft gerade an und wird diese Summe noch einmal um ein Vielfaches aufblähen. Was also liegt da näher, als seiner eigenen Philosophie treu zu bleiben und aus (fast) allem, was mehr als drei Teile hat, ein neues Lego-Spiel zu machen?

Nachdem Johnny Depp der Rolle des Captain Jack Sparrow als bester-schlechtester Pirat aller Zeiten auf die ihm eigene und unnachahmliche Art und Weise Leben eingehaucht hat, die maßgeblich zum Erfolg der Filme beigetragen hat, war ich gespannt, wie diese Figur in einem Lego-Spiel umgesetzt wird? Jack Sparrow bewegt sich trotz aller Action in den Filmen doch eher ein wenig … softer und genau so haben ihn die Entwickler in das Spiel eingebaut. Das macht mit Sicherheit auch den Erfolg des Lego-Spiels aus und damit ist dieser Titel schon beim ersten Anspielen jeden einzelnen Cent wert. Ins Spiel integriert sind alle 4 Kinofilme, auch der erst in wenigen Tagen anlaufende vierte Teil “Fremde Gezeiten”. Wer sich beim Spielen die Vorfreude auf den kommenden Blockbuster nicht nehmen will, wird wohl erst ins Kino gehen, um dann Jack Sparrow in Klötzchenform durch die abschließenden fünf Level zu führen.

Ja, richtig gelesen, jeder Film bietet trotz seines immensen Umfangs anfangs “nur” fünf Level, die dafür aber umfangreich sind. Da spielt man sich im ersten Teil von Port Royal über Tortuga bis hin zur Isla de Murta, die Insel die nicht gefunden werden kann. Aber diese Level sind so liebevoll gestaltet und Fans der Filme finden sich sofort zurecht. Gerade in Tortuga beleben neben den bis zu diesmal sechs spielbaren Charakteren viele weitere Figuren die Level und sorgen dafür, dass das Spiel auch die Stimmung des Films einfängt und sich auf den Spieler überträgt. Allerdings verkehrt sich hier scheinbar die gute Absicht, für mehr spielbare Vielfalt zu sorgen, in einigen Leveln in das Gegenteil. Wie Kennern bekannt, besorgen sich Jack Sparrow und Will Turner in Tortuga eine Mannschaft für die gekaperte Interceptor. Dazu werden im Spiel kleinere Rätsel gelöst und Mitglied für Mitglied bereichert die Crew. Nun steuert man als Spieler aber sechs Figuren, die alle in diesem Level benötigt werden. Da die vom Computer gesteuerten Lego-Kameraden von Natur aus noch nie mit sonderlich viel Intelligenz ausgestattet waren und ständig wild durcheinander laufen, geht hier beim Wechseln der Charaktere per Y-Button gelegentlich die Übersicht verloren, welche Figur denn nun spielbar ist und im Moment gesteuert wird. Aber soviele Figuren sind die Ausnahme, in den meisten Leveln bewegen sich drei spielbare Figuren durch die Karibik.

Wichtig bei einem Lego Spiel sind mir seit je her die Zwischensequenzen, da diese einen Großteil des Charmes der Spiele ausmachen. Und gerade in Lego Pirates of the Caribbean sind diese Filmchen nicht nur witzig, sondern auch wichtig, da sie die Handlung voran bringen und die Geschichte zwischen den spielbaren Leveln erzählen. Allerdings ist hier erzählen nicht der richtige Begriff, denn wie immer kommunizieren die Figuren per Mimik und Gestik, gesprochene Worte gibt es traditionell nicht. So wird also wild gestikuliert, gestöhnt und gejapst und die Filme werden herrlich parodiert. Es bleibt also auch hier kein Auge trocken, wenn Lego Jack Sparrow peinlich berührt lächelnd seine Goldzähne aufblitzen lässt und die Augenbrauen lupft. Aber wie immer wird sich der Witz nur demjenigen erschließen, der auch die Filme kennt. Allen anderen geht viel vom Charme der Figuren verloren und etliche Insider-Witze werden unverstanden über den Bildschirm flimmern. Ich persönlich bin nebenbei seit Anbeginn der Serie ein Fan der Ladesequenzen und diesmal werden die Level anhand eines Scherenschnitt-Theaters eingeleitet. Ebenfalls ein hübscher Hingucker.

Fans der Lego Spiele wissen, was sie erwartet, wenn sie die Lade ihrer Konsole schließen und die Scheibe zu rotieren beginnt … und nichts anderes möchte ich bei einem Lego Spiel! Auch Lego Pirates of the Caribbean weicht glücklicherweise vom traditionellen Spielablauf nicht einen Schritt ab. Neben der im Gegensatz zu Star Wars III eher geringen Anzahl an dann auch noch einfach zu bewältigenden Kämpfen, wurde der Rätselanteil diesmal wieder aufgebohrt. Aber auch hier wurde von Seiten des Entwicklers Travellers Tales nicht experimentiert, denn alles war schon einmal in der einen oder anderen Form da. Kisten wollen geschoben und Spiegel in die richtige Position gedreht werden. Einzige Neuerung ist hier Jack Sparrows Kompass. In jedem der Level gibt es acht Geheimnisse aufzustöbern, die man aber nur teilweise zum Lösen des Levels benötigt. Alle anderen dienen einfach nur dazu, gefunden zu werden und den Level zu vervollständigen.Neben diesen Kompass-Geheimnissen gibt es selbstverständlich wieder die zehn Mini-Kits pro Level, die diesmal als Buddel-Schiffchen daher kommen. Weiterhin wollen über 70 Figuren, 85 goldene Steine und 20 rote Hüte gesammelt werden. Diese Hüte ersetzen die roten Steine, die im Spiel einsetzbare und teilweise vollkommen neue und unbekannte legale Cheats aktivieren.

Daneben werden jede Kiste, jeder Strauch und viele weitere Lego Gebilde in immer kleinere Steinchen zerlegt, um damit Münzen zu sammeln. Diese haben diesmal für Gamerscore-Jäger auf der XBOX aber eine besondere Bewandtnis. Der erste Erfolg bringt dem Spieler genau 12GS und ich weiß, dass viele Spieler einen persönlichen Gamerscore verabscheuen, der sich nicht durch 5 teilen lässt. Scheinbar als zusätzliche Motivation, den Titel auch durchzuspielen, bringt dann der Erfolg “Sammle 888.888.888 Steine” das den Gamerscore wieder korrigierende Achievment von 88GS. Ihr seid also gezwungen, wenn ihr euren GS wieder “glatt ziehen” wollt, alle roten Hüte zu kaufen, die letztendlich den Wert der gesammelten Münzen um ein Vielfaches multiplizieren.

Sind die Level zwar abwechslungsreich gestaltet, so ist für mich die Übersichtlichkeit, wo ich denn nun den nächsten Level erreiche, von entscheidender Bedeutung. Hier orientiert sich Lego Pirates of the Caribbean eindeutig am ersten Indiana Jones. Dieser spielte bekanntlich im Barnett College. Bei den Piraten hat man sich einen Hafen zum Vorbild genommen. Von hier sind anfangs die vier Filme und damit die entsprechenden Einstiegslevel frei anwählbar. Aber dabei bleibt es selbstverständlich nicht. Goldene Steinhaufen zeigen wieder an, dass sich mit dem Sammeln einer gewissen Anzahl goldener Steine weitere Bereiche im Spiel öffnen. So darf man bereits nach acht Steinen ein weiteres Hafenbecken betreten, in dem man seine gesammelten Mini-Kits bewundern darf und weitere rote Hüte käuflich erwerben kann.

Dies ist aber nicht die einzige Parallele zu Lego Indiana Jones. Hat man bei den Clone Wars noch das Gefühl, dass Travellers Tales an der Steuerung gearbeitet hat, fühle ich mich bei Fluch der Karibik wieder in gute alte Indi Zeiten zurück versetzt, so ähnlich ist sich die Mechanik der beiden Titel. Diese Nostalgie wird auch noch durch weitere Deja Vu`s verstärkt. So wird wieder anhand von Blümchen angezeigt, dass an dieser Stelle nur ein weiblicher Charakter sehr hoch springen kann, um höher gelegene Ebenen zu erreichen. Aber da man nicht in allen Leveln sofort einen solchen Charakter zur Verfügung hat, kann man wie immer alle Geheimnisse nur im freien Spiel lösen, welches sich wieder nach dem ersten Durchspielen eines Levels freischaltet.

Lego Pirates of the Caribbean spielt grafisch auf einem hohen Niveau. Das Urlaubsgefühl der Karibik wird mit Palmen und Wellenrauschen perfekt auf den Monitor gebracht. Und wo Wellen sind, gibt es auch Wasser, welches sich am Ufer bricht und auf dessen Oberfläche sich die Sonne spiegelt. Aber auch das ist Fluch der Karibik: Viele Level spielen im mehr oder weniger Halbdunkel, wer hier seine Helligkeit zu sehr nach unten justiert hat, übersieht unter Umständen den einen oder anderen Hinweis. Wahrscheinlich gibt es hier deswegen eine Neuerung, die sich glücklicherweise in den Optionen abschalten lässt. Für jüngere Spieler vielleicht hilfreich, für Lego Fans und Profis eher störend, wird ein Pfeil eingeblendet, der anzeigt, an welcher Stelle ein gefundenes Item einzusetzen ist. Und noch etwas macht das ganz besondere Flair der Filme aus: Ein imposanter Soundtrack! Dieser wurde selbstverständlich auch ins Spiel integriert und anmiert so, die Boxen noch ein wenig mehr aufzudrehen, als das sonst der Fall ist.

Abschließend ein Wort zum Online-Modus. Es gibt ihn wieder nicht! Und wie bei jedem Titel ist es müßig, darüber zu diskutieren, warum das so ist. Ich persönlich spiele ein jedes Lego ohnehin nur im fröhlichen Koop-Modus mit meiner besseren Hälfte, denn kein Titel macht zu zweit vor der Konsole mehr Spaß als Lego. Der Fluch der Karibik bildet da keine Ausnahme.

Fazit:
Lego Pirates of the Caribbean
ist ein klassischer und wieder liebenswerter Lego Titel. Wer ältere Spiele kennt und diese mochte, wird auch den Fluch der Karibik lieben. Überraschungen oder größere Neuerungen wie in den Clone Wars geschehen, sollte man demnach nicht erwarten. Die Piraten machen spielerisch einen durchaus positiven Rückwärtssalto und landen damit in Höhe von Indiana Jones oder Batman, auch wenn sich die Schwierigkeit der Rätsel in doch überschaubaren Bahnen abspielt.

Die Grafik ist klasse, der Sound ebenfalls und wer wie immer alle Geheimnisse lösen möchte, spielt jeden Level ohnehin mindestens zweimal. So kommt man auch ohne den wie üblich nicht vorhandenen Online-Modus auf gute 20 Stunden Spielzeit, die leider wie immer wie im Fluge vergehen. Mir stellt sich langsam nur eine Frage: Es wurden bisher alle Filme in Klötzchenform auf den Bildschirm gebracht, die mindestens 4 Kinovorlagen vorweisen konnten. Nun warten wir alle gespannt auf Lego Harry Potter – Die Jahre 5-7 … und was kommt dann? Ich hoffe nicht auf irgendwelche Twilight-Bisse im Abendgrauen …