Pokémon Picross

Fans von Puzzlespielen haben meist auch einen ausgeprägten Sammlertrieb, und lassen nicht eher locker, bis wirklich alle Puzzles gelöst sind. Was böte sich da besser an, als das Nintendo Sammelspiel schlechthin mit einem der knobeligsten Nintendo Puzzlespiele zu kombinieren: das Free-to-Play Spiel Pokémon und Picross.

Pokémon dürfte mittlerweile fast jedem Spieler etwas sagen. Grob gesagt geht es in den Pokémon Rollenspielen darum, dass man möglichst alle der Spielmonster sammelt, trainiert und gegeneinander kämpfen lässt.

Picross ist nicht ganz so populär, aber nichtsdestotrotz ebenfalls eine der größeren Nintendo Marken. In Picross löst man sogenannte „Nonogramme“ oder „japanische Bilderkreuzworträtsel“. Der Spieler bekommt ein kariertes Spielfeld, an dessen linker und oberer Seite Zahlen stehen. Diese Zahlen bezeichnen zusammenhängende Blöcke aus ausgefüllten Zellen. Zwischen diesen Blöcken müssen Abstände von mindestens einem leeren Kästchen bleiben. Aus logischen Herleitungen füllt der Spieler diese Kästchen nun aus. Beispielsweise ist bei der Angabe „7 2“ bei einem 10×10 Gitterraster klar, dass die Zeile von Beginn an mit 7 Kästchen gefüllt wird, eine Zelle frei gelassen werden muss, und die verbleibenden 2 Kästchen wieder gefüllt werden. Durch Kombinieren mit sich überkreuzenden Spalten und Zeilen werden die Zellen ausgefüllt, bis schließlich ein fertiges Pixelbild erscheint.

In Pokémon Picross sind es meistens Pokémon, die der Spieler dann gefangen hat.

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Das Interessante an Pokémon Picross ist, dass jedes Pokémon einem gewissen Typ zugeordnet ist und damit spezielle Fähigkeiten hat. Man kann bis zu 5 Pokémon als Helfer zum Lösen der Puzzles auswählen, die dann die ablaufende Zeit verlangsamen oder ganz stoppen, durch „Bomben“ bestimmte Teile des Puzzles korrekt ausfüllen, mit Korrekturfähigkeiten die Mißgeschicke des Spielers ausmerzen oder durch Aufleuchten einer Zeile oder Spalte dem Spieler Hinweise geben, wo noch Kästchen ausgefüllt oder ganz sicher nicht ausgefüllt werden können.

Fang‘ sie alle

Wie man es aus anderen Pokémon Spielen kennt, gibt es verschiedene Gebiete, die über ein Wegesystem zu den einzelnen Pokémon-Puzzles führen.

Man kommt erst in neue Gebiete, wenn man alle Pokémon auf dem Weg zum Gebietsausgang „gefangen“ hat, und das neue Gebiet mit Picorit, der Spielwährung freigekauft hat. Um das Spiel noch etwas interessanter zu machen, gibt es auch Missionen, die man bei einem Puzzle erfüllen kann. Beispielsweise muss man ein bestimmtes Pokémon verwenden, das Level in einem gewissen Zeitlimit schaffen, nur Pokémon eines gewissen Typs benutzen oder oder oder.

Mit diesen Missionen erhält man Geld in Form von Picorit oder Mosaiksteine. Dazu später mehr.

Zu Beginn wurde bereits erklärt, wie man Nonogramme löst. Im Spiel verwendet man wahlweise den Touchscreen oder die normalen Buttons und Richtungspads. Angenehm beim Spielen mit dem Touchscreen: Man kann mit dem Schiebepad einstellen, ob der Stift nun ein Feld ausfüllen, oder als „leer lassen“ markieren soll. Schiebepad nach oben, und das Feld wird gefüllt. Schiebepad nach unten, und das Feld wird durchgekreuzt, als Zeichen, dass hier aus logischen Gründen kein ausgefülltes Feld sein kann.

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Mach‘ mal Pause

Hat man die Fähigkeit eines Pokémon in einem Spiel verwendet, ist das Pokémon erschöpft, und braucht eine gewisse Zeit, bis es seine Fähigkeit wieder verwenden kann. Je stärker der Effekt einer Fähigkeit war, desto länger dauert die Erholung. So ist ein Pokémon was gerade einmal 10 Felder in zufälliger Anordnung ausfüllt schon nach einer halben Stunde wieder einsatzbereit, während ein Pokémon was über 100 Felder ausfüllt, die man auch noch selbst festlegen kann, sich mehr als 24 Stunden eine Auszeit gönnt.

Ebenso hat man als Spieler eine Energieleiste. Jeder Spielabschnitt braucht ein gewisses Maß an Energie, um gelöst werden zu können. Hat man nicht genug Energie, muss man wie bei Free-to-Play Spielen üblich entweder warten, oder man kauft sich mit Hilfe von Picorit neue Energie.

Picorit erhält man durch das Erfüllen von Missionen bei jedem Level, nachdem man bestimmte Meilensteine im Spiel erreicht hat, indem man ein tägliches Training durchführt, oder kann sie im Nintendo e-Shop gegen echtes Geld kaufen.

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Free-to-Play, Fair-to-Pay

Nintendo hat mittlerweile auch verstanden, dass mit dem Free-to-Play Modell ordentlich Geld zu verdienen ist. Da Nintendo aber auch eine gewisse Verantwortung hat, da Nintendo Konsolen als besonders kinderfreundlich gelten, wäre es schlecht für das Image, wenn ein Kind unbegrenzt Geld ausgeben könnte, wie es bei typischen Free-to-Play Spielen auf dem Smartphone üblich ist.

Daher hat Nintendo netterweise ein Bezahl-Limit eingebaut. Hat man 5000 Picorit gekauft, ist das „Kaufen“ von neuen Picorit von da an kostenlos.

Schließt man die beiden „Lockangebote“ mit ein, bei denen man insgesamt etwa 1000 Picorit zu einem vergünstigten Preis bekommt, kann man nach Zahlung von nicht ganz 30 Euro so viele Picorit kaufen, wie das Herz begehrt.

Alternativ steht es jedem natürlich frei, durch die tägliche Übung und das Erfüllen von Missionen Picorit zu sammeln. Dann dauert das Spiel natürlich länger.

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But wait, there’s more

Als Free-to-Play Titel bietet Pokémon Picross erstaunlich viel Spiel für’s Geld. Hat man die gut 300 Pokémon aller verschiedenen Gebiete gefangen, kann man sich mit Picorit auch den Alternativmodus freikaufen. Wer aus anderen Picross Spielen die Mega Picross kennt, weiß wie der Alternativmodus funktioniert. Hier gibt es große Zahlen, die sich über mehrere Spalten oder Zeilen erstrecken. Diese Mega-Zahlen geben an, wie viele zusammenhängende Kästchen sich über diese Zeilen oder Spalten sich verteilen müssen.

Die Mechanik ist schwierig im Text zu erklären, wird aber dank Tutorials im Spiel nochmals erklärt.

Ebenso habe ich oben Mosaikstücke erwähnt. Diese Mosaikstücke gehören zu zwei Picross Puzzles, die sich selbst aus mehreren Puzzlestücken zusammensetzen. Hier kann man dann wiederum an über 120 Puzzles herumknobeln. Hier darf man allerdings keine Pokémon Fähigkeiten einsetzen, kann aber ohne Zeitlimit knobeln.

Mein Fazit:

Eigentlich rollen sich bei mir die Fußnägel hoch, wenn ich Free-to-Play höre. Zu oft werde ich via Facebook von „Freunden“ um Energie oder was auch immer angebettelt, oder entwickeln sich solche „kostenlosen“ Spiele zu einem Geldgrab, bei dem man für das ausgegebene Geld oftmals drei Vollpreisspiele hätte kaufen können.

Pokémon Picross hat in meinen Augen aber die verrufene Free-to-Play Industrie in ein etwas besseres Licht gerückt. Und auch die Strategie, Picorit mit Kleckerbeträgen kaufen zu können macht es Eltern einfacher, dem Kind mal eben 5 Euro Taschengeld zu geben, womit es dann mal eine ordentliche Menge Picorit kaufen kann, statt direkt auf einen Schlag 30 Euro für ein Knobelspiel auszugeben, was vielleicht nach der anfänglichen Euphorie halb gespielt rumliegt.

Dank des Kauflimits von 5000 Picorit hört die Zahlung irgendwann auch auf. Und das rechne ich Nintendo besonders hoch an.

Abgesehen von dem moralischen Aspekt der Free-to-Play Politik des großen N, macht das Spiel einfach richtig Spaß. Die Gebiete sind fair, so dass die 20×15 Raster großen Level meistens auf Nebenwegen liegen, und man auf jeden Fall auch als Picross Anfänger durch ein Gebiet kommt, wenn man sich nur halbwegs anstrengt.

Hat man die Gebiete freigespielt, wird die Motivation durch die Medaillen und Missionen weiter getragen, da man einige Missionen in den ersten Gebieten erst lösen kann, wenn man viel später das entsprechende Pokémon gefangen hat.

Und wem die gut 300 Puzzle der normalen Version nicht genug sind, darf die fast 130 weiteren Mosaikpuzzles und auch die Alternativgebiete mit den Mega Puzzles noch durchspielen.

Man bekommt vom Spielinhalt und der Spieldauer also wirklich etwas geboten, was einem Vollpreisspiel auf einem Modul entsprechen könnte.

Egal ob man nun gut ein Jahr lang das tägliche Training absolviert, um kostenlos durch das Spiel zu kommen, scheibchenweise so viel Picorit kauft, wie das Taschengeld hergibt (und dabei wie es bei Kreditgeschäften üblich ist, in Summe etwas mehr zahlt), oder auf einen Schlag für knapp 30 Euro 5000 Picorit kauft und damit quasi das Spiel freischaltet: Das Spiel ist in meinen Augen das Geld wert, und auf jeden Fall ein sehr angenehmer Zeitvertreib auf langen Bahnfahrten oder sonstigen Situationen, in denen man Zeit totschlagen muss, und dabei Spaß haben will.

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Autor: Michael Arm