OLED – Einbrennen verstehen, erkennen und verhindern

Früher war fernsehen eine einfache Angelegenheit. Man kaufte sich einen neuen TV, steckte die Antenne ein, startete den Sendersuchlauf und ein paar Minuten später stand dem Vergnügen nichts mehr im Wege. Heute hat sich die Technik so rasant entwickelt, dass manche Anwender das Gefühl haben, auf der Strecke zu bleiben. Der TV-Empfang ist digital, ohne eine DVB-T2 HD Zimmerantenne, einen Anbieter für Kabelfernsehen, eine Satellitenschüssel oder das Internet für Streaming-Dienste bleibt die Mattscheibe schwarz. Der TV ist zum Multitalent im heimischen Wohnzimmer geworden, der das perfekte Bild darstellen soll.

Funktion

Das Maß der Dinge für dieses bestmögliche Bild stellt heute die OLED-Technologie dar. Wie bei einem LED ist OLED selbstleuchtend, allerdings besteht OLED aus organischem Material, also der organic light emitting diode. Mehrere organische Halbleiterschichten werden zwischen zwei Elektroden angebracht, von denen eine transparent ist. Die Anode besteht aus Indium-Zinn-Oxid, auf die eine Lochleitungsschicht aufgebracht wird. Auf diese Lochleitungsschicht wird dann die Rekombinationsschicht gebracht. Abschließend folgen die Elektronenleitungsschicht und die Kathode. Fertig ist der OLED-Bildschirm. Da diese Schichten auf Kunststofffolien aufgebracht werden können, sind sogar biegsame oder inzwischen auch transparente Bildschirme möglich.

Aber all das interessiert den Zuschauer zu Hause weniger. Er will tiefstes Schwarz, perfekte Kontraste und die bestmöglichen Farben – und das bietet der OLED. Jedes einzelne Pixel kann für tiefes Schwarz abgeschaltet werden, während das danebenliegende Pixel noch immer leuchtet. So werden hohe Kontraste erreicht, ohne dass das helle Pixel in das dunkle hineinleuchtet. Schwarz ist also Schwarz und nicht Grau. Allerdings haben OLED-Bildschirme heimliche Tücken, über die man als unbedarfter User erst fällt, wenn es bereits zu spät ist. Die Rede ist von Einbrenneffekten oder wie es in der Sprache der Hersteller heißt – permanente Nachbilder.

Einbrennen

Das Einbrennen von Bildern ist tatsächlich ein Problem, welches jeden OLED-Bildschirm treffen kann. Diese Einbrenneffekte entstehen zum Beispiel bei permanenter Einblendung eines Sender-Logos, weswegen diese inzwischen vielerorts transparent dargestellt werden. Ebenfalls können dauerhafte Darstellungen der Laufbänder von Nachrichtensendern zum Problem werden. Gänzlich ungeeignet sind OLED-Bildschirme als digitaler Bilderrahmen für Fotos oder wenn sie sich bei der Verbindung mit dem HDMI-Kabel am AV-Receiver anschalten und dauerhaft das Logo eines Musik-Streaming-Dienstes darstellen. Viele Hersteller weisen daher schon in ihren Anleitungen sehr deutlich auf die korrekte Nutzung ihrer OLED-Bildschirme hin.

OLED-Hersteller, Anleitungen und Garantie

LG widmet den Nachbildern in den OLED-Anleitungen eine ganze Seite zur richtigen Handhabung des TV. Dort weist man darauf hin, wie Nachbilder entstehen können und wie man diese durch den Pixel-Refresher verhindert. In den Garantiebedingungen wird unter Punkt 4 (6) jegliche Garantie durch Einbrennschäden (permanente Nachbilder) explizit ausgeschlossen.

Sony gibt sich in der Referenzanleitung ebenfalls vorbildlich. Auch hier weist eine ganze Seite auf die Möglichkeit von Einbrenneffekten und deren Verhinderung hin. Es werden die Risiken des Einbrennens durch statische Bilder oder Laufbänder erläutert und dem Benutzer wird die Panelaktualisierung und die Pixelverschiebung erklärt. Allerdings gibt es in den Garantiebestimmungen keinen konkreten Hinweis auf Einbrenneffekte. Einzig der unter Punkt 3. I. aufgeführte, unsachgemäße Gebrauch bei der Nichtbeachtung von Pflege und Wartungsanleitung könnte Nachbilder beinhalten. Von den Premium-Services, also der kostenpflichtigen, erweiterten Garantie, sind die OLED-TV ausgenommen – für diese wird die Premium-Garantie erst gar nicht angeboten.
Ein Schelm, wer Arges dabei denkt …

Philips weist in der aktuellen Anleitung darauf hin, dass der TV im Standby-Modus eine Bildschirmbereinigung durchführt oder dass eine Benachrichtigung zur Bereinigung auffordert. Wenn diese Anweisungen nicht befolgt werden, kann dies zu ImageRetention, also Bildschirmrückständen führen, bei denen die Garantie möglicherweise verfällt. Allerdings steht in den Garantiebedingungen bisher nichts zu Einbrenneffekten. Einzig eine übermäßige Verwendung könnte Anlass für eine Verweigerung der Garantie sein.

Bei Panasonic muss man in der Anleitung tatsächlich suchen, um einen Hinweis auf Einbrenneffekte zu finden. Offenbar setzt man voraus, dass sich der Käufer eines OLED TV damit auskennt. Im Inhaltsverzeichnis gibt es keinen sofort ersichtlichen Hinweis darauf, einzig im Punkt Bildschirmeinstellung wird unter den Punkten Pixel Orbiter, Logo Helligkeitskontrolle und Bildschirmwartung darauf hingewiesen, dass diese Modi Einbrenneffekte verhindern. Der Pixel Orbiter führt das pixelweise Verschieben des Bildes aus und die Logo Kontrolle passt die Luminanz-Stufe an, um ein Einbrennen des Sender-Logos zu verhindern. Die Bildschirmwartung führt die Wartung aus, die Nachricht dazu kann aber deaktiviert werden. Weiß der Benutzer also nicht, was bei der Bildschirmwartung passiert, kann er diese Meldung einfach ignorieren. Unter Pflege und Instandhaltung findet man lediglich Tipps zur Reinigung des Bildschirms. Dafür weist man in den Garantiebedingungen unter Punkt 4 d) darauf hin, dass Einbrennschäden (permanente Nachbilder) von der Garantie ausgeschlossen sind.

Verhinderung von Einbrenneffekten oder permanenten Nachbildern

Auch wenn alle Hersteller darauf hinweisen, dass man den Stromstecker bei längerem Nichtgebrauch des TV ziehen sollte, so gilt dies nicht für den täglichen Gebrauch. Hier ist es für einen OLED-TV unabdingbar, dass dieser nach Benutzung mindestens 30 Minuten (bei Panasonic 80 Minuten) im Standby-Modus belassen wird, damit im Hintergrund die Wartung und Bereinigung des Panels durchgeführt werden kann. Daher findet man diese Nachbilder meistens auf Bildschirmen, die in Verkaufsräumen stehen. Dort werden die Geräte abends bei Ladenschluss vom Strom getrennt, ohne dass die Bereinigung laufen konnte. Man sollte also auf das verbilligt angebotene Vorführgerät des Elektronik-Marktes um die Ecke verzichten.

Alle Hersteller blenden bei längerer Nutzung auch eine Benachrichtigung ein, dass eine Bereinigung notwendig ist. Diese sollte zwingend befolgt werden, um Nachbilder auf Dauer zu verhindern. Philips hat im Dezember 2019 sogar ein Firmware-Update für die Modelle der Jahre 2017 und 2018 ausgerollt, welches zusätzliche Maßnahmen gegen Einbrenneffekte beinhaltet (TPM171E/107.1.101.2). Die bisherige Reinigung wurde durchgeführt, wenn der TV eine Nutzungsdauer von 10 Stunden erreicht hatte. Dieser Zeitraum wurde jetzt auf 6 Stunden reduziert, lässt sich aber auf später verschieben, wenn man zum Beispiel gerade einen Film schaut. Wer sich nicht sicher ist, kann auf allen OLED-Modellen die Wartung oder Bereinigung auch manuell anstoßen.

Die sicherste Methode zur Verhinderung dieser unerwünschten Effekte ist immer noch die korrekte Benutzung des eigenen, teuer erworbenen OLED-TV:

  • Den TV nach Nutzung für mindestens 30 Minuten im Standby belassen – bei Panasonic 80 Minuten
  • Den TV nicht dauerhaft als Bilderrahmen für digitale Fotos verwenden
  • Bei Nachrichtensendern regelmäßig umschalten, um die permanente Einblendung von Laufbändern zu verhindern
  • Bei Videospielen auf permanente statische Inhalte wie Lebensanzeige oder ähnliches achten
  • Bei gestreamter Musik darauf achten, dass der TV ausgeschaltet ist, wenn er an einem AV-Receiver hängt
  • Keine Funk- oder Smart-Home-Steckdosen verwenden, die die Wartung und Bereinigung unterbrechen
  • Beim PC inzwischen out, sollte der Bildschirmschoner bei einem OLED-TV unbedingt aktiviert sein
  • Regelmäßig die Bereinigung des Bildschirms im Menü des TV von Hand anstoßen