Im Test: Velodyne Acoustics MicroVee X – viel Tiefton-Präzision aus wenig Volumen

Wer an einen Subwoofer denkt, hat meist einen großvolumigen Würfel mit wohnzimmer-untauglichen Ausmaßen vor Augen. Es ist aber auch schwierig, raumfüllenden Tiefton und Optik miteinander zu vereinbaren, ohne dass der zumeist männliche Heimkino- oder Stereofan im verbalen Clinch mit der besseren Hälfte liegen wird oder dass der Subwoofer als Ablage für weibliche Wohnzimmer-Deko missbraucht wird. Und allein schon aus ästhetischen Gründen steht ein Sub deshalb selten so, wie er am besten klingen würde, sondern wie es der Raum vermeintlich vorgibt. Das Hamburger Unternehmen Velodyne versucht daher, mit dem MicroVee X das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden.

Kompaktheit in hochwertiger Verpackung

Der MicroVee X überrascht nach dem Auspacken, denn anhand des Gewichts vermutet man doch etwas andere Abmaße als die, welche der kleine Subwoofer dann tatsächlich zeigt. Ganze 23 x 23 x 25 Zentimeter wirken erstmal unterdimensioniert, wie soll aus diesem zierlichen Würfel raumfüllender Bass kommen? Schaut man sich aber die Bauart und die technischen Daten an weiß man, dass Velodyne hier ganz viel Technik in dem Zauberwürfel untergebracht hat.

Laut Datenblatt bringt der MicroVee X mit bekanntem Class-AB-Verstärker permanente 300 Watt an Leistung, kann aber im Peak auch eine Spitzenleistung von bis zu 800 Watt abrufen. Verbaut sind gleich drei identische 6,5 Zoll Treiber aus einem Verbundstoff aus Kohlefaser, von denen einer an der Front aktiv angesteuert wird und die anderen beiden, seitwärts ausgerichteten und sich gegenüberliegenden Treiber passiv ihren Dienst verrichten. Diese Bauweise sorgt dafür, dass die beiden passiven Treiber frei schwingen und man so auf einen Bassreflexport verzichten kann. Das Digital Drive Control System – kurz DDCS – sorgt dabei für die präzise und verzerrungsarme Basswiedergabe.

Optisch macht der kleine Sub auf den ersten Blick nicht viel her, dennoch unterscheidet er sich mit seinem nach vorn gerichteten und ins Gehäuse eingelassenen Treiber von den klassischen Black-Boxes, die man sonst für den Tiefton vorfindet. Man muss sich tatsächlich erst einmal an die platzsparende Bauform gewöhnen. Bis auf das kleine Velodyne-Logo befinden sich auf der Vorderseite keinerlei Anzeigen, keine LED klärt über den Status des MicroVee X auf.

Möchte man den frontseitigen Treiber vor Staub schützen, belässt man die mitgelieferte Abdeckung aus Stoff auf dem Gerät. Auch wenn man seine technischen Geräte eher selten anfasst, um sie an einem anderen Ort zu platzieren, so fällt die matte Beschichtung der Aluminium-Oberfläche auf. Fingerabdrücke haben kaum eine Chance. Die Dämpfung des MicroVee X erfolgt über kleine Gummifüße an der Unterseite und verhindert hässliche Nebengeräusche, gerade Parkett neigt zu unerwünschten Schwingungen, die dann den Tiefton verzerren.

Der Blick auf die Rückseite offenbart dann den vielfältigen Einsatzzweck des kleinen Subwoofers. Zahlreiche Anschlussmöglichkeiten lassen dem Nutzer die Wahl, wie er den MicroVee X nutzen möchte. Neben dem klassischen Anschluss per LFE steht auch Cinch zur Verfügung. Auffällig sind die Kabelklemmen für direkt anzuschließende Lautsprecher. Gerade PC-Gamer werden dies zu schätzen wissen, wenn sie ihre Satelliten-Lautsprecher mit zusätzlichen Tiefton versehen möchten.

Der an der Front vermisste Lautstärke-Regler befindet sich auf der Rückseite. Das ist anfangs etwas fummelig, aber man gewöhnt sich schnell daran. Zusätzlich liefert Velodyne Acoustics noch eine kleine Fernbedienung mit, die sich auch kabelgebunden betreiben lässt. Diese regelt dann die Lautstärke, bedient die interne Filterung und schaltet die Phase um. Allerdings ist die Fernbedienung nur aus preiswertem Kunststoff gefertigt und fällt daher im Gesamtbild gegenüber der Verarbeitung des Subwoofers dann doch ab.

Gemacht für Musik

Auch wenn ein gesonderter Subwoofer an einer Stereo-HiFi-Anlage doch eher ungewöhnlich ist, so ist der MicroVee X doch genau dafür gemacht, besonders wenn die verwendeten Lautsprecher ihre Stärken nicht unbedingt in den tiefen Bereichen des Klangs haben. Ich habe hier ein Set aus Cambridge Audio Komponenten zu stehen, an denen die neuen nuBoxx BF-10 Regallautsprecher von Nubert für die Ausgabe des gelieferten Klangs zuständig sind. So großartig die kleinen Schallwandler sind, so vermisse ich bei denen manchmal den Druck beim Bass. Und jetzt kommen mir auch die geringen Ausmaße des kleinen Würfels entgegen, denn die räumliche Ausstattung und der Aufbau erlauben es nicht wirklich, hier den klassischen großformatigen Sub zur Unterstützung einzusetzen.

Für den Test von Bass bei Musik gibt es für mich immer wieder nur eine Band, die dafür infrage kommt, um die Präzision eines Subs ermitteln zu können. The Police ist eine der wenigen Kombos auf diesem Planeten, bei denen der Lead-Sänger den Bass statt der Gitarre nutzt. Aber neben Sting am Bass gehört Stewart Copeland zu besten Drummern aller Zeiten. Was sich beim ersten Zuhören noch als normales Schlagzeug entpuppt, entfaltet erst nach mehrmaligen Abspielen die tatsächliche Qualität an den Sticks. Stellenweise werden hier hochkomplizierte Abläufe gespielt, bei denen sich der Hobby-Drummer die Karten legt.

Der kleine MicroVee X spielt nicht nur Stings Bass sauber und verleiht ihm mehr Dynamik, gerade die zahlreichen Drum-Passagen klingen um so vieles lebendiger und präziser. Es ist ein Genuss, dem kleinen Sub bei der Arbeit zuzuhören. Es ist erstaunlich, wie viel Leistung aus dem Würfel kommt und vor allem, wie kontrolliert und straff er dabei aufspielt. Selbst in höheren Pegeln betrieben, ist keine Verzerrung oder kein Klirren zu vernehmen, der MicroVee X spielt auf beständig hohem Niveau. Aber es ist nicht nur The Police, wo der Sub richtig Spaß bereitet. Auch im Song The Chain vom 1977er Album Rumours von Fleetwood Mac nimmt der Bass eine tragende Rolle ein. Auch hier erhält der gesamte Song durch die Unterstützung des kleinen Tieftöners noch einmal das gewisse Extra und Spielfreude und Lebendigkeit.  

Ich habe den MicroVee X auch an meinem Heimkino-System mit dem Yamaha RX-A2080 als Zuspieler getestet, aber da geht der Mini-Sub auch aufgrund der Qualität der Soavo-Standlautsprecher unter und kann nicht gegen deren Tieftöner anspielen. Aber dafür ist der ja auch nicht gemacht. Der Würfel soll an einem HiFi-System betrieben werden und die vorhandenen Lautsprecher unterstützen. Und das erledigt er mit Bravour.

Fazit:

Ich bin fasziniert, wie der kleine Velodyne Acoustics MicroVee X hier in Sachen HiFi aufspielt. Zugegeben, ich war anfangs etwas skeptisch, dass ein so kleines Gehäuse den entsprechenden Tiefton für meine Musik liefern kann, aber der Würfel hat mich schon bei den ersten Tönen abgeholt. Das Gehäuse ist großartig verarbeitet, selbst in nachbarschafts-untauglichen Lautstärken ist kein Klirren oder Scheppern zu vernehmen. Die Treiber arbeiten Hand in Hand mit einer Präzision, dass es eine echte Freude ist.

Auch wenn der MicroVee X mit seinen fast 1.300€ nicht ganz preiswert ist, so lohnt sich gerade für audiophile und anspruchsvolle Musikfans das Anhören auf alle Fälle. Wer wie ich auf kompakte Lautsprecher angewiesen ist, wird mit dem kleinen Kubus seinen HiFi-Klang auf eine neue Ebene bringen können.


Link zum Hersteller: Velodyne Acoustics MicroVee X