Im Test: Unterwegs mit oder ohne Kabel? Teufel Move PRO vs. Teufel AIRY TWS

Es ist noch gar nicht so lange her, da waren kabelgebundene In-Ears das Maß der Dinge. Jedes Smartphone verfügte über einen entsprechenden Anschluss, um sich ein solches Paar Kopfhörer in die Ohren zu stecken und auch unterwegs Musik zu genießen. Das Kabel wurde dabei dezent unter der Jacke verborgen. Heute sind kabellose In-Ear-Kopfhörer in allen Farben, Formen und technischen Ausstattungsvarianten von so gut wie jedem Hersteller erhältlich, der auf irgendeine Art und Weise Klang an den Hörer bringt. Die Einrichtung per Bluetooth ist zum Kinderspiel geworden und die Soundqualität bei der Funkübertragung ist nahezu perfekt. Und dennoch haben auch kabelgebundene In-Ears für mich noch immer ihre Daseinsberechtigung. Nun liegen hier zum Testvergleich die neuen Teufel AIRY TWS und die bereits seit einigen Jahren erhältlichen Teufel Move PRO.

Auch wenn sich beide Paare von der technischen Seite nicht wirklich miteinander vergleichen lassen, so haben der AIRY TWS und der Move PRO unter dem Strich nur eine einzige Aufgabe: Sie sollen Musik vom Zuspieler wie Smartphone oder Tablet in die Ohren des Benutzers bringen und das bitteschön in der bestmöglichen Qualität. Bei Kopfhörern spielt es daher eigentlich keine Rolle, ob der Klang über eine Funkstrecke oder über Kabel übertragen wird. Hochwertige HiFi-Kopfhörer für den Gebrauch zu Hause setzen nicht ohne Grund auch heute noch immer auf das klassische Kabel. Das Ergebnis beim Hören ist somit der so gut wie einzige Punkt, der am Ende zählt. Insoweit lassen sich also nach dem Herunterbrechen aller Details doch beide Kopfhörer miteinander vergleichen.

Der Preis macht nicht immer die Musik

Startet man also den ersten Vergleich, verwundert zuerst der momentan aufgerufene Preis der Modelle. Die vor kurzem im Handel erschienenen AIRY TWS kosten schlanke 99€, der bereits Ende 2016 veröffentlichte Move PRO steht noch immer bei fast 130€. Obwohl also aktueller und mit mehr technischen Finessen ausgestattet, fällt hier also ein für diese Liga nicht geringer Preisunterschied auf. Nun bedeutet ein hoher Preis aber nicht automatisch eine hohe Wertigkeit. Allerdings gilt das auch umgekehrt. Manchmal schon habe ich mir als Tester solcher Produkte die Frage gestellt, was sich der Hersteller bei der Preisgestaltung gedacht hat, weil ich überrascht war, dass auch ein kostengünstiges Produkt durchaus mehr leistet, als man das selbst erwartet hatte. Der AIRY TWS ist nach dem Abschluss des Tests so ein Kopfhörer, bei dem die ausgeschriebenen 99€ fast schon untergewichtig wirken.

Ausstattung und Packungsinhalt

Wie heute üblich, kommen neue In-Ears in schlichter, brauner Pappschachtel mit schwarzem Aufdruck daher. Der Teufel AIRY TWS bildet da keine Ausnahme. Verfügbar ist der in vier verschiedenen Farben, so dass hier der persönliche Geschmack entscheidet. Nach dem Öffnen des Kartons findet man ein nur wenige Gramm schweres und vollständig aus Kunststoff bestehendes Ladecase vor. Da dies aber ohnehin nur selten zum Vorschein kommt, nämlich dann, wenn man seine In-Ears lädt, spielt das Material eine an sich nur untergeordnete Rolle, die Oberfläche ist in der Tasche aber anfällig für Kratzer. Dafür trägt man mit nur 43 Gramm wenig Gewicht mit sich herum.

Als Zubehör liefert Teufel ein kurzes USB-C Kabel zum Laden des Cases und drei weitere Paare Ear-Tips in einem Tütchen in verschiedenen Größen mit. Bis hierhin also nichts Besonderes und damit der übliche Standard, den man erwartet. Auch wenn heute kaum jemand mehr eine Anleitung liest und die Kopplung von In-Ears fast selbsterklärend ist, so legt Teufel Wert auf eine gut leserliche und vor allem verständliche Anleitung. Somit sind die AIRY TWS innerhalb weniger Augenblicke mit dem Zuspieler verbunden.

Wer heute noch durch den Elektronik-Fachmarkt seines Vertrauens schlendert, wird kurz vor den Kassen an den Wühltischen vorbeigeleitet. Und allzu oft finden sich hier auch kabelgebundene In-Ear-Kopfhörer im Blister-Pack und animieren mit ihrem geringen Preis, diese doch noch schnell dem bestehenden Einkauf hinzuzufügen. Das klanglich böse Erwachen erfolgt dann meist zu Hause. Dass es auch völlig anders geht, beweist Teufel mit dem Move PRO. Wie schon beim AIRY TWS erhält der Käufer eine Pappschachtel, die allerdings im klassischen Teufel Rot-Schwarz gestaltet ist. Die eigentliche Überraschung wartet dann aber im Inneren. Statt eines lieblos zusammengerollten Kopfhörers, findet der Besitzer zuerst eine stabile Tasche aus Mesh-Material. Nach dem Öffnen der Transportbox staunt man nicht schlecht, denn der Move PRO ist zwar aufgewickelt, aber dies stilvoll in einer Silikon-Halterung. Diese sorgt tatsächlich dafür, dass man bei deren Verwendung den fast schon unvermeidlichen Kabelbruch vermeidet, der irgendwann beim achtlosen In-die-Tasche-Stopfen ansteht. Wie allerdings auch das Foto verdeutlicht, zieht Silikon alle Arten von Schmutz an.

Aber damit nicht genug. Denn statt eines Plastiktütchens mit weiteren Ear-Tips findet man eine Röhre vor, in der sich drei weitere Paare Silikon-Aufsätze sauber aufgereiht befinden. Nun mag eine Tüte weniger Platz wegnehmen, aber gerade für ordnungsliebende Fans guter Musik sind schon diese Art der Aufbewahrung für den Kopfhörer oder die Adapter wahre Highlights. Und auch wer auf die regelmäßige Reinigung seiner Ear-Tips gesteigerten Wert legt, wird mit dem Röhrchen glücklich. Dieses lässt sich mit Wasser füllen, um dann die Adapter zu säubern. Die beigelegte Anleitung besteht aus einem einzigen gefalteten Blatt Papier und erklärt alles Wesentliche.

Technik und Verarbeitung

Wie bereits erwähnt, besteht das Lade- und Transportcase der Teufel AIRY TWS vollständig aus Kunststoff. Gleiches trifft auch auf die eigentlichen Ohr-Stöpsel zu. Aber gerade diese Art der Konstruktion sorgt auch für ein geringes Gewicht im Gehörgang. Gerade einmal 5,5 Gramm wiegt jeder der beiden Stecker, so kann man die auch eine lange Zeit in den Ohren behalten. Das Wichtigste bei In-Ears ist die Laufzeit, Teufel gibt eine Gesamtleistung der Akkus mit Case von bis zu 26 Stunden an, die Stecker selber spielen gute 6 Stunden am Stück. Diese Werte konnte ich auch in der Praxis so feststellen. Gesteuert werden die AIRY TWS über einen Fingertipp auf die Außenseite. Wie bereits von vielen anderen In-Ear-Modellen bekannt, ist auch die bedienung der AIRY TWS fast selbsterklärend. Egal ob Änderung der Lautstärke bis hin zum Titelsprung oder der Annahme von Telefonaten, alles ist nur eine Berührung entfernt. Das Handy kann damit in der Tasche verbleiben.

Teufel verpasst den AIRY TWS Bluetooth in der Version 5.0 mit AAC, jeder Streamingdienst wie Spotify, Apple Music, Tidal und alle anderen steht damit uneingeschränkt zu Verfügung. Wer sind seinen In-Ears auch Videos über YouTube schaut oder gelegentlich das eine oder andere Game auf dem Handy spielt, legt auf absolute Lippensynchronität gesteigerten Wert. Nichts ist ärgerlicher, als dass der Ton dem Bild hinterherhängt. Aber auch hier punkten die Teufel In-Ears fehlerfrei. Eine Latenz ist nicht erkennbar. Gleiches gilt für den nach Corona noch immer wichtigen Video-Call über Zoom und andere Messenger, auch hier hängen die AIRY TWS nicht nach.

Für das Telefonat unterwegs hat man bei Teufel gleich vier Mikrofone und einen digitalen Signalprozessor verbaut. Selbst in lauten und belebten Umgebungen wie auf dem Bahnhof waren damit Telefonate in richtig guter Qualität möglich, das dabei bekannte Rauschen hielt sich hier in engen Grenzen. Selbstverständlich kann auch der AIRY TWS mit Siri und Google über das gesprochene Wort kommunizieren. Über eine App, welche die aktive Geräuschunterdrückung ANC oder sogar eine Ambient-Funktion, die Schall von außen trotzdem an die Ohren des Hörers durchleitet, verfügt der AIRY TWS hingegen nicht. Das ist für ein paar aktuelle In-Ears Purismus in seiner reinsten Form, es geht Teufel schlicht um die bestmögliche Wiedergabe von Musik.

Der Move PRO ist für einen kabelgebundenen In-Ear-Kopfhörer exzellent verarbeitet. Plastik sucht man hier vergeblich. Das beginnt aus den aus Aluminium gefertigten Ohrsteckern und geht weiter über ein mit einem flexiblen Gewebe ummantelten Kabel. Dies garantiert einen hohen Knickschutz, etwas, das bei den preiswerten Kabeln aus Kunststoff nur eine Frage der Zeit ist. Nicht nur deshalb bezeichnet Teufel selbst den Move PRO schlicht als den Profi. Im Inneren sind obendrein Neodym-Treiber verbaut, die selbst qualitativ weniger gut ausgelegte Kopfhöreranschlüsse am Smartphone neutralisieren sollen. Um den Griff zum Handy trotz des Kabels zu minimieren, ist im Kabel des linken Ohrhörers eine kleine Fernbedienung verbaut, die Pause, Titelsprung und die Annahme von Telefonaten ermöglicht.

Die Veränderung der Lautstärke muss aber dennoch per Smartphone erfolgen. Aber was der Move PRO dann leisten kann, ist auf Dauer dem Gehör nicht zuträglich. Durch seine geringe Impedanz von nur 16 Ohm sind hier Pegel möglich, die so manch aktuellen kabellosen In-Ear an seine Grenzen treibt. Hier sollte man also halbwegs vorsichtig agieren. Funktionen wie Sprachassistenten am In-Ear selbst sucht man aber technisch bedingt vergebens. Der Move PRO ist ein klassischer In-Ear-Kopfhörer für Musik, Video oder das Telefonat, technische Spielereien sind ihm fremd. Der Kopfhörer ist auf seine Kernkompetenz reduziert. Trotz der Aluminium-Schale bringt jeder Stecker nur 10 Gramm auf die Waage.

Das A und O: Der Klang

Für einen ersten Klangtest des AIRY TWS muss einer der coolsten Songs von Beyond The Black vom gleichnamigen Album herhalten. Winter Is Coming ist Symphonic Metal aus Deutschland bei der besonders die Stimme von Jennifer Haben im Vordergrund steht. Allerdings ist das erste Hören fast schon eine Enttäuschung, was jedoch nicht an der Qualität des Kopfhörers liegt. Damit ein jeder In-Ear seine volle Qualität ausspielen kann, sind die verwendeten Ear-Tips von essentieller Bedeutung. Wenn die Stecker des AIRY TWS nicht wirklich luftdicht in den Gehörgang passen, verpufft augenblicklich fast die gesamte Leistung des Kopfhörers. Man sollte sich also unbedingt die Zeit nehmen und verschiedene Aufsätze testen. Und das können für jedes Ohr auch durchaus unterschiedliche Größen sein. Erst nachdem ich die Silikon-Aufsätze getauscht hatte, spielten die Kopfhörer entsprechend auf. Aber es fällt auf, dass die Teufel AIRY RWS doch besser in kleinere Ohren passen.

Startet der Song dann erneut, ist das ein Unterschied wie Tag und Nacht. Passen die Stecker endlich ins Ohr, klingt der gesamte Song wie ausgewechselt. Und ich bekomme das, was ich von einem Teufel-Kopfhörer erwarte: einen knackigen und zugreifenden Bass, wie er einem guten Metal-Song gebührt. Setzt dann die Stimme ein, lehne ich mich mit einem zufriedenen Grinsen auf dem Sofa zurück. Ich bin überrascht, wie ein solch preiswerter In-Ear die verschiedenen melodischen Stimmlagen tatsächlich transportieren kann. Na klar kann man von einem In-Ear für unter 100€ keine Wunderdinge bei den kleinsten Details erwarten, aber das was der AIRY TWS hier abliefert ist stimmig macht ganz einfach Spaß.

Weiter geht es mit einer Band, über die ich glücklicherweise vor Kurzem in einer Playlist eines meiner zahlreichen Streaming-Dienste stolperte und von der ich so begeistert bin, dass ich für den Juli Konzertkarten in Hamburg habe. The HU ist im Bereich Metal außergewöhnlich, denn die Band stammt mal nicht aus den USA oder Skandinavien, sondern aus der Mongolei. So ungewöhnlich wie die Kombo sind auch deren Instrumente, denn neben den Klassikern wie Gitarre, Bass und Schlagzeug spielt hier die Mongolische Pferdekopfgeige stets im Hintergrund auf.

Das aktuelle Album Rumble Of Thunder ist im Bereich des Folk-Metal oder-Rock angesiedelt, dementsprechend melodisch kommen die Songs daher. Auch hier sorgt der AIRY TWS stets für die nötige Präsens und Dynamik aller Instrumente und spielt auf einer ausreichend breiten Bühne auf. Der Gesang ist kehlig und dennoch stellt er den In-Ear vor keinerlei Probleme. Gerade der Song Triangle bietet allen Instrumenten ihre Bühne und auch hier ist der Bass kraftvoll, jedoch drängt der niemals in den Vordergrund. Der AIRY TWS hat seine Stärken eindeutig in den Mitten und darunter, bei den Höhen spielt er mit, aber nicht auf. Eine Eigenschaft, die ich persönlich mag, weil mir gerade zu straff definierte Höhen auf Dauer anstrengend werden. Alles in allem überrascht der In-Ear, da er für seinen Preis mehr liefert, als sich vermuten ließe.

Es ist an der Zeit, dieselben Songs nun mit dem Move PRO noch einmal anzuhören. Auch hier gilt die richtige Wahl der Ear-Tips, allerdings passen mir die bereits aufgesteckten Adapter wie angegossen. Läuft die Musik, packt im Vergleich zu den AIRY TWS der Move PRO noch einmal eine Spur kraftvoller zu und entlockt den Songs somit noch das gewisse Mehr an Details. Bei Beyond The Black klingt Jennifer Habens Stimme noch eine Spur melodischer, bei The HU sind der Bass und das Schlagzeug den Deut dynamischer und genauer. Und dennoch klingt alles unaufgeregt und fast schon dezent. Es ist genau diese Neutralität, die ich am Move PRO so schätze.

Die klassische Schwachstelle bei der Verbindung zwischen Zuspieler und kabelgebundenem Kopfhörer ist immer der verbaute Anschluss. Zu oft wird hier preiswertes Material verwendet, so dass der Klang darunter leidet. Ich nutze für diesen Test mein Motorola moto g100 und zum Vergleich zwei Lenovo-Tablets. Der Klang ist jeweils vergleichbar. Um aber aus dem Move PRO noch das letzte Quäntchen Qualität herauszuholen, schließe ich den auch an meine Pro-Ject Head Box S2 Digital an. Und wie zu erwarten, wird das gesamte System noch einmal feiner und detailreicher. Aber gut, der Move PRO ist ein Kopfhörer für unterwegs und eher nicht für den Heimgebrauch am Kopfhörerverstärker. Dafür nutze ich dann doch andere Kopfhörer.

Teufel Move vs. Teufel Move PRO

Teufel hat mir zum (nicht wirklich ernstgemeinten) Vergleich auch die kleine Version seiner kabelgebundenen In-Ears mitgegeben. Mit keinen 30€ spielt der kleine Move natürlich in einer ganz anderen Liga und kommt weder in der Verarbeitung, noch in der Klangqualität an den PRO heran. Und dennoch nutze ich diesen Kopfhörer jeden Abend für den Genuss meiner Hörbücher. Gerade was die Wiedergabe der Stimme meines Lieblingssprechers Robert Frank angeht, macht der Move hier nichts falsch. Wer also einen kabelgebundenen In-Ear einzig für seine Hörbücher sucht, greift hier bedenkenlos zu.




Fazit:

Ich habe bei Teufel die Wahl zwischen Kabel und kabelloser Freiheit und ich entscheide mich für das Kabel. Auch wenn der Move PRO schon einige Zeit auf dem Buckel hat und dementsprechend lang erhältlich ist, so nutze ich den momentan tatsächlich, wenn ich unterwegs bin. Seine Spielfreude und die gute Detailauflösung zeichnen den Kopfhörer dabei aus. Und gerade wer gerne auch mal in extreme Lautstärken vordringt, ist mit dem PRO bestens bedient.

Und dennoch überrascht der AIRY TWS, denn bei seinem Preis von unter 100€ erwartet man mit Sicherheit nicht eine solche Qualität. Die Bässe sind kernig, die Mitten melodisch und die Höhen unangestrengt. Wer aber auf (unnötigen) Schnick-Schnack wie ANC oder eine App Wert legt, macht um die AIRY TWS einen Bogen. Hier geht es um das schlichte Musikhören ohne technische Aufgeregtheiten, take it oder leave it. Für eine nicht dreistellige Summe liefert Teufel hier einen richtig guten Kopfhörer ab, der auch höherpreisige Produkte in Sachen Klang locker in die Ecke stellt.


Links zum Hersteller: Teufel AIRY TWS + Teufel Move PRO