Im Test: Marantz PM7000N und Bowers&Wilkins 705 Signature – ein traumhaftes Duo

An einem grauen und regnerischen Morgen in der ersten Januarwoche klingelte der Paketbote an meiner Tür und brachte ganz unverhofft nicht nur ein, sondern gleich zwei große Pakete ins Haus. Anhand des Aufdrucks der Kartons war schnell klar, die Neujahrsruhe ist nun vorbei.
Für die nächste Zeit sollten nun ein Paar der Bowers & Wilkins 705 Signature und der Marantz PM7000N Vollverstärker bei mir wohnen und für alles, was mit Klang zu tun hat, zuständig sein. Nachdem meine neuen Gäste einen Platz im Wohnzimmer gefunden hatten, ging es auch gleich los mit der ersten Begutachtung.

Bowers & Wilkins 705 Signature

Die 2-Wege Boxen von Bowers & Wilkins glänzen nicht nur durch das unglaublich schöne und hochglänzende Ebenholzfurnier „Datuk Gloss“, welches laut Hersteller auch noch nachhaltig erzeugt wurde, sondern auch durch den „Tweeter-on-Top“, der die Signature Serie auszeichnet. Dieses aus einem Aluminiumblock gefertigte und etwas über ein Kilo schwere Gehäuse des Hochtöners ist über eine weiche Gummilagerung mit dem Gehäuse des Tiefmitteltöners verbunden. Außerdem übernimmt es auch die Funktion als Kühlkörper für den Hochtöner.

Sicherlich ist das Design der 705 Signature auf den ersten Blick Geschmacksache, aber wer mit den ikonischen Produkten von B&W vertraut ist, weiß um die teilweise extravagante Bauweise der Geräte des britischen Herstellers und wird vermutlich auch genau deswegen diese Boxen besonders ansprechend finden. Die Signature 705 sind somit auch die kleinsten Lautsprecher aus dem Hause B&W, bei dem diese Hochtönerlösung so angeboten wird. Und wem die Optik in „Datuk Floss“ nicht gefällt, kann die 705 Signature auch noch in „Midnight Blue Metallic“ bekommen. Aber egal welche Farbe hier auch gewählt wird, die Signature 705 sind ein Traum in Optik, Verarbeitung und Klang.

Auf der Rückseite der Lautsprecher befinden sich die Bassreflexöffnung und das Anschlussfeld mit jeweils vier Anschlussklemmen. Diese sind ab Werk mit Brücken verbunden, wer hier die Lautsprecher im Bi-Wiring an einem entsprechend großen Verstärker betreiben möchte, kann diese Brücken ganz leicht entfernen. Zu guter Letzt befindet sich auf jeder Box unter dem Anschlussfeld noch eine kleine goldene Metallplatte, auf der die Modellbezeichnung eingraviert ist.

Die Abmessungen der Box belaufen sich auf 40,7cm einschließlich des Hochtöners in der Höhe, 20cm in der Breite und 30,1 cm in der Tiefe inklusive Frontabdeckung und Anschlüssen. Damit können die 705 Signature nicht nur wie von B&W empfohlen auf einem Stativ aufgestellt, sondern auch als Regallautsprecher genutzt werden. Als Zugabe gibt es vom Hersteller noch zwei zweiteilige Schaumstoffzylinder dazu, die für das Finetuning in Sachen Bassreflexsystem gedacht sind. Je nach Belieben kann damit die Bassreflexöffnung komplett verschlossen oder lediglich verjüngt werden. Hier entscheidet das persönliche Empfinden beim Hören der Bässe über die Nutzung der Stopfen.

Marantz PM7000N

Und dann wäre da natürlich der Verstärker aus dem Hause Marantz, der die Zügel für die B&W 705 Signature in die Hand nehmen soll. Dieser etwas über 12kg schwere Netzwerkverstärker mit seinen Abmessungen von 44cm x 37,9cm x 12,5cm ist schon ohne zu wissen was er kann, eine imposante und optisch traumhafte Erscheinung. Er wird in Schwarz oder Silber-Gold ausgeliefert, ist netzwerkfähig und kann HEOS Multiroom Streaming.

Die Front des Marantz PM7000N ist ein echter Hingucker. Das ungewöhnliche Aussehen unterscheidet Marantz von dem üblichen Einheits-Look so vieler anderer Hersteller und offenbart auch dem unbedarften Besucher schon auf den ersten Blick, dass hier etwas ganz besonderes seinen Platz im Phonoregal gefunden hat. Allein die dreiteilige Front, die an den Seiten nach hinten wegläuft ist ein designtechnisch so feiner Kniff, dass man sich daran kaum stattsehen mag. Dazu kommt ein großes und selbst vom Sofa aus einwandfrei lesbares Punktmatrix-Display, eingerahmt von den beiden großen Reglern, welches keine Wünsche in Sachen Anzeigen offen lässt. Integriert in das Display ist ein unauffälliger Steuerring, welcher die komplette Bedienung des Receivers ermöglicht. Wo andere Hersteller ihre Typenbezeichnung dezent in einer Ecke der Front unterbringen, prangt hier ganz selbstbewusst über dem Display der große Marantz-Schriftzug. Die Haptik vermittelt sofort Wertigkeit, jeder Regler und jeder Knopf fassen sich großartig an und lassen die Fernbedienung fast vergessen. Hier muss man einfach selbst Hand anlegen.

Schaut man sich die Rückseite des Geräts an, stellt man fest, dass Maranzt darauf verzichtet hat, dem PM7000N einen Netzschalter mitzugeben. Der Stromverbrauch beläuft sich im Betrieb auf 220W laut Hersteller auf 0,3W im Standby. Der Verzicht auf den Netzschalter ist vielleicht bei den momentan unüberschaubar steigenden Energiepreisen eine nicht ganz glückliche Lösung? Dafür bringt der Receiver ein breites Spektrum an Anschlussmöglichkeiten mit, unter anderem einen Phono MM Eingang und zwei Toslink-Eingänge. Über die USB-Schnittstelle lassen sich USB-Stick oder externe Festplatte anschließen, die als Quellgeräte für Musik herhalten können.

Der direkte Anschluss eines PCs oder Laptop zur Musikwiedergabe funktioniert hingegen leider nicht – was aber kein Beinbruch ist, denn der PC kann auch einfach über den klassischen AUX Port angesprochen werden. Da der PM7000N aber netzwerkfähig ist, besteht eigentlich auch gar nicht die Notwendigkeit zum Anschluss eines Computers, da der Verstärker einfach mit Spotify, Tidal, Deezer oder anderen Streaminganbietern verbunden werden kann. Außerdem können Besitzer von Apple Geräten den Verstärker über AirPlay 2 mit Musik füttern. Über eine Roon ready Zertifizierung verfügt der Marantz leider nicht.

Bedient wird der PM7000N entweder über die mitgelieferte Fernbedienung oder über die Cursorsteuerung, die sich auf der Vorderseite des Geräts befindet. Wird Musik über einen Streaminganbieter wiedergegeben, erfolgt die Steuerung über die App des jeweiligen Anbieters. Die Hardware-Remote ist schon ein ziemlicher Klotz. Gemessen am Umfang der Einstellungsmöglichkeiten ist sie aber vermutlich angemessen groß. In Ermangelung weiterer HEOS-fähiger Geräte konnte ich die Funktion der HEOS-App hier nicht wirklich testen, wer aber wissen will, wie HEOS in der Praxis funktioniert und wie man entsprechende HEOS-Geräte miteinander verbindet, schaut in unseren Test zur Denon Soundbar DHT-S716H und den Denon Home 150. Hier wird anschaulich dargestellt, wie sich Geräte des HEOS-Universums miteinander verbinden lassen.

Um den Verstärker ins heimische Netzwerk zu integrieren kann man klassisch auf eine Verbindung per Kabel setzen, oder ihn per Wifi verbinden. Letzteres funktioniert recht unproblematisch. Am Router muss lediglich einmal die WPS Taste und am Verstärker oder der Fernbedienung die Enter Taste gedrückt werden, damit hier eine Verbindung zustande kommt. Nutzer von iOS Geräten können den PM7000N auch über die WLAN Einstellungen als AirPlay Lautsprecher ins Netzwerk hängen. Selbstverständlich kann das Gerät aber auch manuell über die Einstellungen des Verstärkers ins WLAN eingeloggt werden. Die Tastatur auf der Fernbedienung erleichtert hier das Eingeben der Daten.

Endlich gemeinsam – Klang vom Allerfeinsten

„The Boatman‘s Call“ von Nick Cave and the Bad Seeds macht den Anfang in diesem Test. Die Vinyl dreht geschmeidig ihre Runden auf dem Plattenteller und die markante Stimme von Nick Cave bahnt sich ihren Weg aus den Lautsprechern von Bowers & Wilkins direkt in mein Wohnzimmer. Das Piano beim ersten Track „Into my Arms“ klingt harmonisch und warm. Da dieses 1997 erschienene Album vermutlich eines der melancholischsten, traurigsten aber auch romantischsten Werke ist, die Nick Cave & The Bad Seeds bis heute produziert haben war ich gespannt, ob die B&W Lautsprecher es schaffen, genau diese Atmosphäre die gesamte Spielzeit über aufrecht zu erhalten. Spoiler: Sie können. Denn auch der Rest des Albums klingt unglaublich atmosphärisch und voluminös. Man wird geradezu in die Songs eingewickelt und schwebt auf einer Wolke aus Traurigkeit und Romantik durch das Album und das trotz sehr moderater Lautstärke. Bereits an dieser Stelle lässt das Duo aus Marantz PM7000N und Bowers & Wilkins 705 Signature das Abspielen von Musik zum absoluten Hörgenuss werden.

Per AirPlay geht es als nächstes über Spotify weiter. In der Spotify App findet man den Marantz Verstärker über das kleine Lautsprecher Symbol. Dort wird er direkt als AirPlay Lautsprecher angezeigt, die Connection dauert nicht länger als 1 Sekunde. Bei der Steuerung über die App gibt es auch so gut wie keinen Delay, wenn man einen Song überspringen oder zurückgehen möchte. Steuert man den PM700N hingegen über die Remote des Verstärkers, gibt es erstaunlicherweise eine Verzögerung von ca. 2 Sekunden, was aber meiner Meinung nach annehmbar ist.

Die 705 Signature lassen nun das Album „Into the Great Wide Yonder“ des dänischen Künstlers trentemøller erklingen. Dabei transportieren die Schallwandler von B&W perfekt die dunkle Dramatik dieses Albums und nehmen den Hörer auf der Reise ins Jenseits (und wieder zurück) an die Hand. Am Ende ist man überrascht, dass es auch im Techno Genre so etwas wie Balladen zu geben scheint und dass diese den oft so schnulzigen Rockballaden in nichts nachstehen. „Tide„, „… Even Though You’re With Another Girl“ und „Neverglade“ sind die Tracks, die mich durch die verträumt harmonisch-melancholischen Klänge beinahe zum Weinen bringen, während „Silver Surfer, Ghost Rider Go!!!“ ein wenig an den Soundtrack aus Pulp Fiction erinnert und die Stimmung wieder etwas anhebt. Das Klangbild ist hier unverändert sehr ausbalanciert und klar, immer wieder fallen die zurückhaltenden Mitten und der gesunde, weil nicht dominante Bass auf. Wer gerne noch einen externen Subwoofer anschließt, findet am Marantz auch dazu eine Möglichkeit. Gerade bei der Stimmwiedergabe macht sich die Mitteneinstellung des PM7000N bemerkbar. Hier ist der Marantz dezent, was aber zum eher weichen Gesamtbild des Systems passt.

Ebenfalls fällt positiv auf, dass die Verbindung über AirPlay als auch über Bluetooth ist während der gesamten Wiedergabe stabil ist und keinerlei Aussetzer hat.

Zudem habe ich auch das Internetradio ausprobiert, weil ich tatsächlich bisher damit so gut wie keinen Kontakt hatte. Meine digitalen Playlists und meine Schallplatten-Sammlung sind einfach zu umfangreich, als dass ich bisher das Bedürfnis nach Radio hatte. Aber ich bin lernfähig und neugierig und war so als erstes sehr überrascht ob der Vielfalt der angebotenen Sender. Man kann zwischen verschiedenen Oberkategorien auswählen, auf was genau man gerade Lust hat. Soll es Musik sein, oder doch lieber Sport oder vielleicht sogar eher eine Talkshow? Außerdem kann man sich die Sender nach Sprache und Location anzeigen lassen.

So ist es z.B. möglich sich nur Sender aus Papua Neu Guinea anzeigen zu lassen oder nur Sender deren Sprache Kantonesisch ist. In der Kategorie Musik finden sich zudem bekannte Themen wie Rock, Hip Hop, Jazz oder auch Schlager, aber es gibt auch eine Kategorie für Childrens Music, religiöse Musik oder Easy Listening. Auch gibt es ein Menü, in dem man aus Sendern wählen kann, die sich auf Musik aus bestimmten Jahrzehnten beschränken. Ungewöhnlich mag hierzulande auch die Kategorie für College Radio Sender erscheinen. Ich werde mich also in nächster Zeit dann doch mehr mit dem Radio aus dem Netz beschäftigen.


Fazit:

Die Bowers & Wilkins 705 Signature liefern ein sauberes und lebendiges Klangbild und legen solo einen Auftritt hin, der sich sehen bzw. hören lassen kann. Das Design und die Verarbeitung sind absolut hochwertig, wenn auch der Tweeter on Top ungewöhnlich ist und vielleicht nicht jedermanns Geschmack trifft. Aber echte B&W-Liebhaber sind schon bei den kleinsten verfügbaren Lautsprechern mit aufgesetztem Hochtöner voll in ihrem Element. Der Preis von 3.400€ pro Paar (exklusive Standfüße) liegt für Normalsterbliche schon irgendwo zwischen „ganz schön happig“ und „Ich verkaufe mein Erstgeborenes“, wird aber audiophile Fans, die auf der Suche nach einem großartigen Lautsprecher sind, nicht wirklich schrecken. Aber verdammt, sie sind ihr Geld wert.

Der Marantz PM7000N ist so, wie ein echter Marantz HiFi Verstärker nun mal sein muss: Groß, schwer, voller Power und obendrein noch schick. Die Bedienung ist einfach und größtenteils selbsterklärend. Seine Netzwerkkonnektivität und die Bluetoothschnittstelle machen ihn zu einem zeitgemäßen und modernen Gerät, dass nicht nur eingefleischte HiFi-Fans mit Plattenspieler und vielleicht sogar noch dem wieder in Mode kommenden Kassettendeck begeistern wird, sondern auch jene Musikfans, die gerne auch auf die neuen Medien zurückgreifen und ihre Playlisten von Streaminganbietern wie Spotify und Tidal abspielen möchten. Der Listenpreis von 1400€ erscheint auf Grund der Vielfalt an Möglichkeiten mehr als fair – und ich bin ehrlich: Es ist eben ein Marantz.


Link zum Hersteller: Bowers & Wilkins 705 Signature + Marantz PM7000N