Im Test: Mackie MP-20TWS – fast gelungener Einstieg ins kabellose In-Ears-Segment

Mackie ist hierzulande ein noch fast unbeschriebenes Blatt, in den USA hat sich das Unternehmen aber bereits einen Namen im Bereich des Audio-Equipments gemacht. Nun will man näher an den Endkunden und platziert seine Produkte auch im Consumer-Bereich. Wir hatten mit dem Kopfhörer MC-40BT und der mobilen Soundbox Thump GO bereits zwei Geräte im Test. Während beim Kopfhörer noch Luft nach oben war, konnte die Soundbox jedoch voll überzeugen. Nun versucht sich Mackie auch im Bereich der True Wireless In-Ears und hier liegt zum Test der neue Mackie MP-20TWS.

Nun hat heute jeder Hersteller, der auf die eine oder andere Art Klang für den Endkunden produziert, inzwischen auch mindestens ein Paar In-Ears am Start. Wer erst jetzt neu hinzukommt, muss sich mächtig strecken, um noch etwas vom Kuchen abzubekommen. Selbst Sound-Profi Yamaha hat drei Anläufe gebraucht, um endlich mit dem aktuellen TW-E7B einen hochwertigen In-Ear Kopfhörer abzuliefern, der dem Namen Yamaha auch gerecht wird.

Hat man die Packung in den Händen, fällt der Hinweis auf verbaute Dual-Driver auf. Und macht man sich dann schlau erfährt man, dass Mackie die MP-20TWS mit kompetenter Hilfe der Firma Knowles baut. Knowles ist seit vielen Jahren Spezialist in Sachen Klang und stellt für die MP-20TWS die Balanced-Armature-Treiber für die Mitten und Hochtöner zur Verfügung, während Mackie sich um den Bass mit all seinen Facetten kümmert. Bei so viel Kompetenz kann eigentlich nichts mehr schiefgehen, oder?

Egal was an technischen Kunststückchen in einem In-Ear steckt, egal wie ein solcher Kopfhörer beworben und gepriesen wird, der erste Soundtest bringt schon einmal den größten Teil der Wahrheit ans Licht. Also werden die kleinen Mackies mit dem Smartphone verbunden, eingesetzt und dürfen zeigen, was sie können. Machte der On-Ear Kopfhörer MC-40BT einfach seinen Job, bin ich bei den In-Ears vom ersten Moment an mit einem Grinsen dabei. Die MP-20TWS klingen sofort richtig satt, dynamisch und machen einfach Spaß.

Ich habe hier zum Warmspielen das aktuelle Album Foregone von In Flames laufen lassen. Der Einsteiger The Beginning Of All Things That Will End ist aber tatsächlich kein treibender Metal-Sound, sondern eine instrumentale Ballade. Und bereits bei den ersten Tönen hat man die Hand von Chris Broderick vor dem geistigen Auge, die mit Hingabe die Saiten bespielt. Der MP-20TWS schafft es tatsächlich, auch das Zupfen und Anschlagen akustisch zu präsentieren. Erst ab dem nächsten Song State Of Slow Decay bricht das knallharte Gewitter aus Gitarren, Schlagzeug und die brutale Stimme von Anders Friden über den In-Ear herein. Aber auch hier ist der MP-20 voll bei der Sache und lässt jedes Instrument klingen.

Damit der Klang auch so vollmundig ins Ohr gelangt, spielen nicht nur die bereits erwähnten Treiber eine Rolle, sondern natürlich auch die Passform eines In-Ear-Kopfhörers. Erst wenn der Stecker luftdicht mit dem Gehörgang abschließt, entfaltet sich der Klang auch so, wie er das soll. Die Mackie MP-20TWS sitzen dabei auf Anhieb nahezu perfekt. Die rundliche Bauform passt ans Ohr, der abgewinkelte Stecker verschließt das endgültig. Warum auch immer sind allerdings nur zwei weitere Paar Silikon-Tabs beigelegt, so dass hier die Größen S, M und L vorhanden sind. Warum man bei Mackie hier an einem Cent-Artikel spart, erschließt sich mir nicht wirklich. Beispielhaft für eine reichliche Auswahl an zusätzlichen Steckern ist immer noch beyerdynamic mit den Free BYRD, die gleich acht Paar Aufsätze dazulegen, davon drei sogar aus Memory-Schaum.

Ein weiterer wichtiger Punkt bei In-Ears ist die Akku-Laufzeit. Und da kann ich mich nicht erinnern, schon einmal einen In-Ear mit einer dermaßen langen Laufzeit getestet zu haben. Im Datenblatt des MP-20TWS stehen mehr als 13 Stunden Laufzeit mit einer Ladung, das Ladecase katapultiert das Set dann auf über 40 Stunden, bevor alles an den USB-Stecker muss. Ich habe während des Tests nicht auf die Uhr geschaut und auch keine 13 Stunden am Stück gehört, aber hier leuchten zumindest trotz intensiven Tragens noch immer zwei grüne LEDs der Box.

Die Bedienung der Mackie MP-20TWS erfolgt per Druck irgendwo rund um oder auf das Mackie –Logo auf jedem der Stecker. So gut die In-Ears klingen, die Steuerung kostet mich einiges an Nerven und nimmt mir tatsächlich einiges an Spaß am wirklich guten Klang.

Auf dem linken Stecker liegen mit Noise-Cancelling, Ambient-Mode und Wind-Reduction gleich drei Funktionen, die entweder mit einem oder drei Fingertipps bedient werden. 1x tippen schaltet den Ambient-Mode an oder ab, 3x tippen erledigt das gleiche für ANC und/oder Wind Reduction. Laut Anleitung sind das ANC und die Wind Reduction eine Funktion mit gleicher Steuerung, der Kopfhörer schaltet beim dreimaligen Tippen jedoch mal das Eine, mal das andere hinzu.

Durch diese Ungenauigkeit artete die Nutzung einer Funktion allzu oft in wildes Getippe auf dem Stecker aus. Mal schaltete sich das Noise-Cancelling an oder der nächste Track startete ungewollt. Dann schaltete sich die Wind-Noise-Reduction hinzu, obwohl ich den Ambient-Mode abschalten wollte. Leider gibt es auch keine App, die hier hilfreich zur Seite stände.

Die Anleitung ist dazu ebenfalls nicht wirklich hilfreich und ein weiterer Punkt, der mich wirklich stresst. Nicht jeder Käufer eines In-Ears steht in der Blüte seines Lebens und verfügt über Adleraugen. Wie kann man also ein Manual in einer 2-Punkt-Schriftgröße beilegen, das niemand wirklich lesen kann? Auch wenn Anleitungen heute fast vollständig aus der Mode gekommen sind, so muss man gelegentlich doch einmal hineinschauen, um alle Funktionen nutzen zu können. Selbstverständlich stehen Anleitungen auch online zur Verfügung, aber Papier geht manchmal einfach schneller.

Fazit:

Müsste ich nur den Klang der Mackie MP-20TWS bewerten, wäre den In-Ears eine hohe Punktzahl gewiss. Aber Kopfhörer bestehen heute eben nicht mehr nur aus Klang, sondern bieten zahlreiche zusätzliche Funktionen, die man dann gerne auch nutzen möchte. Und da hat der Mackie so seine Schwierigkeiten. Zu oft endete die Wahl einer Funktion in wildem Geklopfe mit dem Finger auf dem linken Stecker, bis man das Gewünschte endlich aktiviert oder aber deaktiviert hatte. Hier liegen einfach zu viele Funktionen mit zu vielen Möglichkeiten auf einem Stecker und eine App gibt es (noch) nicht.

Klanglich spielt der MP-20TWS dafür groß auf. Die Dual-Treiber von Knowles und Mackie machen einen einwandfreien Job durch das gesamte Spektrum der Musik. Dazu kommen eine fantastische Akku-Laufzeit und eine extreme Reichweite der Bluetooth-Verbindung. Wenn Mackie beim nächsten MP-20 an der Steuerung für die Funktionen arbeitet, haben sie einen rundum einwandfreien In-Ear am Start. So bleibt es vorerst bei einem klanglich sehr guten Kopfhörer.


Link zum Hersteller: Mackie MP-20TWS