Im Test: LG OLED 27GR95QE – endlich OLED für High End Gamer

Der LG UltraGear 27GR95QE ist der erste richtige Gaming Monitor mit OLED-Technologie. Dank extrem schneller Reaktionszeiten gepaart mit hoher Bildqualität, 240Hz und LGs Erfahrung sollte dieser Bildschirm zu einem der Vorzeige-Geräte im High End PC Bereich werden. Ich durfte dieses großartige Gesamtpaket die letzten Wochen intensiv testen.

Welcher Gaming-Monitor passt zu mir? Eine kurze Google-Eingabe und man findet zahlreiche Ergebnisse, die den Ratsuchenden über die verschiedenen Panels aufklären und einzelne Monitore miteinander vergleichen. Da ist eigentlich für jeden etwas dabei. Allerdings haben High End Enthusiasten bis vor kurzem das OLED Panel, wie im TV-Bereich inzwischen fast schon Standard, schmerzlich vermisst. Selbstverständlich sind heute alle möglichen TV auch Gaming-tauglich, aber selbst 4K mit bis zu 120Hz ergeben immer noch ganz viel Bildschirm-Diagonale. Kaum jemand hat Platz für ein mindestens 48 Zoll großes Display auf dem Schreibtisch. Und selbst wenn, muss man sich sehr weit zurücklehnen, um das Bild überhaupt im Ganzen wahrnehmen zu können, ohne sich den Hals zu verrenken. Daher ist es wenig verwunderlich, dass ein OLED-Monitor mit „Standard“ Monitor-Maßen nach seiner Ankündigung sehr schnell ein Thema wurde.

Und dieser OLED hat es in sich. LG hat mit den UltraGear Monitoren schon eine Reihe an Bildschirmen, die sich gezielt an Gamer richten. Man weiß also dort ganz genau, was auf dem Schreibtisch des geneigten Zockers gewollt und gebraucht ist. Eine Bildschirmdiagonale von 27 Zoll und QHD Auflösung mit 2560×1440 Pixeln passte schon immer wunderbar in den Gaming Bereich, welchen man jetzt auch mit den für OLED typischen Farb- und Kontrastwerten anbietet. Und zusätzlich lässt sich die Farbleistung dieses Monitors mithilfe der Hardwarekalibrierung über das LG Calibration Studio optimieren. Dass die Panels auch noch so unfassbar schnell sind und der Monitor auf eine Bildwiederholungsrate von ganzen 240Hz kommt, macht ihn nur umso interessanter.

Schlank und Sexy

Ich persönlich bin ein großer Freund von schlichten Designs. Gerade bei Geräten, die selbst Bilder darstellen, sollte nichts irgendwie ablenkend wirken. Der UltraGear OLED 27GR95QE setzt das sehr gut um. Der klassische UltraGear V-Fuß ist schlicht grau und nur mit LG-Logo und UltraGear Schriftzug versehen. Fast alles andere verbirgt sich hinter dem Bildschirm mit schmalen Rand. Doch selbst von der Seite und von hinten ist er durchaus nicht schlecht anzusehen. Eine große wabenförmige Abdeckung verbirgt die Technik und die Verbindung zum Standfuß. Passend zur Form des Monitors ist diese mit einem dezenten Wabenmuster verziert.

Die Ränder beherbergen rechts und links je zwei LED-Strips, die mit gut eingestellter Helligkeit ein angenehmes Ambiente in verschiedenen Farben erzeugen können. Am Ständer selbst kann man durch einfaches Einstecken eine Kabelführung anbringen, die die Kabel wirklich nur führt und nicht fest fixiert. Selbst wenn man die Position des Monitors verändert, bleibt so genug Spielraum, um keinen Anschluss zu beschädigen. Allerdings ist die Führung ein wenig hoch angebracht, was bei einer zu tiefen Monitorposition Druck auf Kabel und Anschlüsse ausüben kann.

Das Panel und die Abdeckung sind ein wenig höhenversetzt miteinander verbunden. Unter dem Bildschirm wird daher eine kleine Leiste sichtbar, die stark spiegelt und eigentlich nur für den Empfang der Fernbedienung genutzt wird. Der LG OLED 27GR95QE hat nämlich nur einen einzigen Knopf auf der Unterseite und wird grundsätzlich über diese Fernbedienung gesteuert. Deren Frequenz überschneidet sich aber teilweise mit der von anderen LG Geräten. So ist es bei mir im Wohnzimmer häufiger vorgekommen, dass die Magic Remote meines LG OLED 55C1 auch den Monitor ein- und sogar ausgeschaltet hat. Das sorgte anfangs für einige Verwirrung, wenn man nicht weiß, dass es eine Einstellung gibt, die genau das steuert und so Monitor und TV voneinander trennt. Jetzt weiß ich das!

Die eigentliche Einstellung mit der Fernbedienung ist übersichtlich und intuitiv. Um zwischen verschiedenen Bildmodi zu wechseln, ist nur ein einziger Knopfdruck nötig. Ebenso verhält es sich mit der Helligkeit des Bildschirms oder beispielsweise dem Farbwechsel der LED-Streifen. Obendrein kann man zwei frei belegbare Knöpfe mit Funktionen belegen. Sind bestimmte Einstellungen nicht verfügbar – wie der „Black Stabilizer“ wenn HDR eingeschaltet ist oder die Lautstärke des Kopfhörerausgangs, wenn keine solchen angeschlossen sind – wird man mit einer Einblendung darauf hingewiesen. Das mag zu Beginn anstrengend wirken, es verhindert aber vor allem, dass man Einstellungen vornimmt, die sich erst irgendwann später auswirken und man dann überlegen muss, woran man beim letzten Mal eigentlich herumgeschraubt hat?

Der erwähnte Kopfhöreranschluss befindet sich leicht links versetzt auf der Unterseite, so dass das Kabel ganz entspannt an der Tastatur vorbei über den Tisch geführt werden kann, hat man das Headset nicht ohnehin am PC selbst schon angeschlossen. Als Alternative für weiteren Sound bietet der LG UltraGear 27GR95QE einen optischen Ausgang an der Rückseite. Allerdings habe ich meine Soundbar ohnehin direkt mit der Soundkarte des PC verbunden. Der optische Ausgang, die zwei HDMI 2.1 und der DP 1.4 Anschlüsse sind allesamt nach hinten ausgerichtet auf einer Seite des Standfußes platziert, die USB 3.0 Verbindungen und der Stromanschluss befinden sich hingegen auf der anderen Seite. Auch bei relativ starken Winkeln in den Kabeln wird damit kein Anschluss blockiert. So sieht gutes Kabelmanagement aus.

Einzig das Gelenk, welches eine sehr freie Drehung in alle Richtungen erlaubt, wirkt etwas groß und klobig. Aber bei so einem Bauteil, welches in den meisten Fällen eh nur wenig Abstand zu einer Wand hat, ist die Funktion aber um einiges wichtiger als das Aussehen. Das Verstellen der Höhe, die Drehung und die Neigung haben eine sehr angenehme Festigkeit, bedenkt man, wie schlank und fragil der Bildschirm an sich daherkommt. Und trotzdem hat man nie den Eindruck, als könnte man irgendetwas beschädigen, möchte man die Position doch einmal anpassen.

Man kann den Monitor sogar vertikal um 90 Grad in beide Richtungen drehen, und ihn hochkant in Pivot-Position ausrichten. Das hat den Vorteil, dass man das Display sowohl rechts, als auch links neben einem anderen Monitor postieren kann, ohne dass die Kabel stören. Das ist fast schon ein Muss bei hochklassigen Geräten, vor allem aber interessant für Setups, die gleich mehrere Monitore auf einem Schreibtisch vereinen. Als alleiniger Zweitmonitor für sekundäre Programme wie beispielsweise TeamSpeak, sollte man den UltraGear 27GR95QE allerdings nicht in Betracht ziehen. Der stellt einfach ein zu gutes Bild dar, als dass man den für simplen Text oder ähnliches missbraucht.

Sicherheit geht vor

Die Spezifikationen des OLED 27GR95QE definieren ihn daher ganz klar als Hauptmonitor in einem besser ausgestatteten Gaming-Setup. Auch die Benutzeroberfläche unterstreicht das. Frühere OLEDs hatten bekanntermaßen einige Probleme mit Einbrenneffekten, wogegen dieser Monitor aber restriktive Schutzmaßnahmen ergreift, auf die man getrennt von den üblichen Bildeinstellungen zugreifen kann.

Neben den auch in anderen OLED-Geräten implementierten Pixel- und Image-Cleaning Vorgängen macht sich vor allem bemerkbar, wie schnell der Monitor sich selbst ausschaltet. Wenige Minuten ohne Bewegung reichen aus und er schaltet auf einen komplett schwarzen Bildschirm. Das passiert auch, wenn ein zweiter Monitor angeschlossen ist und man nur auf diesem arbeitet oder nur ein Video laufen lässt. Dazu kommt die „Screen Move“ Einstellung mit vier verschiedenen Intensitäten. Das gesamte Bild wird in Intervallen unmerklich um wenige Pixel verschoben. Ein kluger Ansatz, der dazu beiträgt, dass das Thema Einbrenneffekte seit gut 2 Jahren keines mehr ist. Hat man mit Bildbearbeitung oder vielleicht sogar Videoschnitt mit über einem längeren Zeitraum stehenden Bildern zu tun, erhalten diese Maßnahmen die Display-Qualität des Monitors.

Seine einzige Schwäche offenbart der LG OLED 27GR95QE bei Textverarbeitungen in Word oder Excel. Da die einzelnen Pixel in Subpixel aufgeteilt sind, erzeugt dies an einigen Stellen im Text unscharfe Kanten in den entsprechenden Farben der angesprochenen Subpixel. Ein bunter Schatten zwischen den Buchstaben und Wörtern ist optisch nicht wirklich ansprechend, gerade da man sonst von diesem Monitor unglaublich scharfe Bilder und Kontraste gewohnt ist. Für dieses Problem gibt es jedoch eine einfache Lösung. Man installiert sich Clear Fonts und schon sind auch alle Zeichen auf dem Bildschirm gestochen scharf.

Überlegt man sich, diesen OLED Monitor mit 240Hz auf den Schreibtisch zu stellen, möchte man damit vor allem Eines: Videospiele in all ihrer grafischen Pracht genießen. Und dazu gehört einfach ein entsprechend starker Gaming PC auf oder unter dem Schreibtisch. Zu meinem Glück durfte ich gleich zwei davon mit dem LG OLED 27GR95QE ausprobieren. Neben meinem eigenen PC mit High End Komponenten der letzten Generation wurde mir von MIFCOM ein Testgerät zur Verfügung gestellt, das auf die neueste CPU und GPU Generation setzt.

Beide PC haben absolut keine Probleme, selbst meine anspruchvollsten Spiele mit Ultra-Grafikeinstellungen und Raytracing auf flüssige 70 bis 80 FPS zu bringen. Dank der 240Hz Refreshrate und einer Spitzenreaktionszeit von 0,03 Millisekunden braucht man sich auch bei weniger Bildern pro Sekunde wegen Screen Tearing und Ghosting wirklich keinen Kopf machen. Macht man Gebrauch von NVIDIA G-SYNC oder AMD FreeSync Premium, welche der Monitor beide mitbringt, wird das fast zum Nullfaktor. Damit glänzt der OLED nicht nur in immersiven Spielen, sondern auch im gelegentlichen Shooter, der ab und zu mal einen Abend gestartet wird.

Guten Morgen Night City

Dieses Mal entschloss ich mich aber ein paar Jahre in die Zukunft nach Kalifornien zu reisen. „Cyberpunk 2077“ spielt in der fiktiven Stadt „Night City“ in einer Welt, die fast schon vollständig von Technik übernommen wurde. Jeder Mensch hat mindestens ein Körperteil durch mehr oder weniger hochwertige Cybertechnik ersetzen lassen. Der Kampf um Fortschritt, Weiterentwicklung und Macht ist das Geschäft. Man schlüpft als Spieler in die Rolle eines Söldners namens „V“, den man sich RPG-typisch frei erstellen kann. Das Spiel setzt auf eine Kombination von Open World RPG mit einem interessant gestalteten Nah- und Fernkampfsystem und viel Liebe zum Detail.

In Night City wäre der New Yorker Times Square eine mäßig besuchte Nebengasse. Unglaublich viele Lichter und elektronische Plakate füllen die Straßen. In diesem Open World Erlebnis zeigt sich bei Tag und Nacht, wie fortschrittlich Raytracing ist und wie gut ein OLED-Panel solch detaillierte Bilder und Lichteffekte wiedergeben kann. Gerät man in eine Kampfsituation, kann es schon einmal sehr hektisch werden. Trotzdem bleiben die Gegner scharf erkennbar, unabhängig davon, wie stark sie beleuchtet werden oder wie schnell sie sich bewegen.

Diese Beleuchtung lässt einen gerne mal vergessen, dass da eigentlich ein Videospiel über den Monitor läuft und kein Spielfilm. Die über eine Milliarde Farben dank DCI-P3 Standard mit 98,5 % (typ.) Farbraum des Monitors in Verbindung mit HDR10 sorgen für eine unglaublich realitätsnahe Beleuchtung, die durch die hohen Kontrastwerte des LG OLED 27GR95QE noch einmal mehr zur Geltung kommt.

Allerdings muss man dafür auch nicht unbedingt in eine Metropole mit unendlich vielen Lichtquellen. Man kann auch einfach auf einer einsamen Insel abstürzen. „Sons Of The Forest“ ist der Nachfolger des beliebten Survival Horror Spiels „The Forest“ und bringt eine neue Geschichte mit zahlreichen Verbesserungen bei allem, die das erste Spiel schon so beliebt gemacht haben. Während im Wald Schatten spielen und Pflanzen bunt blühen, glänzen Flüsse und das Meer in der Sonne. Der Himmel leuchtet strahlend blau ohne starke Übergänge zwischen den verschiedenen Blautönen.

Teile der Geschichte spielen in den verschiedenen Höhlen, die über die Insel verteilt versteckt sind. Wenn die einzige Lichtquelle dabei dann nur ein Feuerzeug ist und der halbe Bildschirm deswegen komplett schwarz bleibt, kommt beim Spielen ein ganz mulmiges Gefühl auf. Selbst mit einer Fackel oder Taschenlampe wird es nicht viel heller, die flackernden Lichteffekte sind dabei einfach atemberaubend. Das perfekte Schwarz eines OLEDs macht gerade hier den riesigen Unterschied gegenüber herkömmlichen Panels aus.

Aber nicht nur das Bild ist einwandfrei, auch der Ton macht richtig Programm. DTS Headphone:X sorgt für ein einwandfreies Sound-Erlebnis. So kann man den Pegel seiner Spiele auch um einige Drehungen nach rechts erhöhen, ohne dass der genervte Nachbar an die Wand klopft. Nutzt man dazu noch einen entsprechend hochwertigen Gaming-Kopfhörer, werden auch kleinste Details aus allen Richtungen wahrgenommen, was nicht nur für mehr Intensität und Adrenalin sorgt, sondern auch über Weiterspielen oder Respawn entscheiden kann.


Fazit:

Wie nach den bisherigen Erlebnissen mit den Gaming-Monitoren der UltraGear Reihe mit IPS-Panel nicht anders zu erwarten, hat LG auch mit dem ersten OLED Gaming Monitor ein hochklassiges Gerät für Videospiele aller Art nicht nur konzipiert, sondern auch nahezu perfekt abgeliefert. Dabei deckt der LG OLED 27GR95QE aber nicht nur die Ansprüche an das Videospielgenre ab, er ist auch für andere Grafik-intensive Anwendungen wie Bild- oder Videobearbeitung eine durchaus ansprechende Alternative.

Nach einigen Wochen im Test kommen die Stärken dieses Monitors vor allem in detailverliebten und immersiven Spielen am besten zur Geltung. Seine Helligkeit und seine Schwarzwerte sorgen für einwandfreie Bilder mit leuchtenden Farben und gestochen scharfen Kontrasten. Mit dem entsprechenden PC-Setup und entsprechender Hardware im Inneren, bringt der OLED 27GR95QE ein großartiges Spielerlebnis auf den Schreibtisch und setzt sich auf Anhieb nach ganz weit oben auf die Liste der besten Gaming Monitore.


Link zum Hersteller: LG OLED 27GR95QE