Im Test: Klipsch T5 II True Wireless ANC – kaum Mehrwert gegenüber dem Vorgänger

In den letzten Wochen hat mich der Nachfolger des Klipsch T5 True Wireless II durch den Alltag begleitet. Beim neuen Modell Klipsch T5 II True Wireless ANC ist das namensgebende Active Noise Cancelling hinzugekommen. Für momentan annähernd 300,-Euro bekommt man eine ganze Menge Technik geboten, aber muss auch bei einigen Punkten, welche ich in meinem Testbericht noch ausführlich erwähnen werde, einige Abstriche machen.

Ausgeliefert wird der T5 II True Wireless in einer sehr schön gestalteten, schwarz-weißen Verpackung. Wenn man es dann irgendwann mal geschafft hat, die schwer zu fassende Umverpackung zu entfernen und den Deckel öffnet, winkt einem erstmal die Bedienungsanleitung entgegen. Diese ist sehr gut gestaltet und zeigt auch ungeduldigen Menschen sofort auf den ersten Seiten, wie die T5 II True Wireless mit dem Endgerät verbunden werden. Aber Bluetooth sollte heute kein Geheimnis mehr sein, so dass sich die Einrichtung sehr simpel gestaltet und die Kopfhörer innerhalb weniger Minuten funktionsbereit sind.

Zum Lieferumfang gehören neben den T5 II True Wireless ANC auch noch ein USB-C Kabel und eine große Auswahl an unterschiedlichen Ohraufsätzen. Positiv zu erwähnen ist hierbei, dass nicht wie bei vielen anderen Herstellern nur die Größen Small, Medium und Large vorhanden sind, sondern zusätzlich das gleiche Set noch einmal versehen mit einem + beiliegt. Somit hat man sechs verschiede Adapter und es ist definitiv für jeden Nutzer der Richtige dabei. Das ist nicht selbstverständlich und tatsächlich ein Pluspunkt. Hat man den T5 II True Wireless ANC dann das erste Mal in der Hand, dann merkt man auf Anhieb, wie großartig zumindest die Haptik der kleinen In-Ears ist.

Gerade beim Ladecase stellt man sofort fest, dass Klipsch aus dem Land der Freiheit kommt. Das Ladecase besteht nämlich aus hochpoliertem Waffenstahl, was zwar haptisch einiges hermacht, aber in der Praxis gegenüber herkömmlichen Ladecases aus Kunststoff eine große Kratzeranfälligkeit aufweist. Schon nach den ersten drei Wochen meines Testes war das Ladecase mit unzähligen kleinen Kratzern versehen, allerdings fällt das erst auf, wenn man etwas genauer darauf achtet. Solche Kratzer bleiben aber leider nicht aus, weil man eben das Ladecase mal in der einen, mal in der anderen Tasche mit sich herumträgt. Kleine weiße LEDs zeigen den den Akkustand des Cases an und informieren darüber, wie oft die In-Ears noch im Case geladen werden können, bis das Set wieder ans Netz muss, um aufzutanken.

Typisch für die Marke Klipsch ist seit jeher der satte Bass. Wer Klipsch sagt, verbindet mit der Marke unweigerlich wummernden Tiefton. Dass das aber nicht bei den Kopfhörern der Fall ist, haben bereits die Tests der Klipsch T5 True Wireless II und dessen Vorgänger, der T5 True Wireless gezeigt. Die Bässe haben dennoch viel Druck und sind klar definiert, aber dominieren nicht den Klang. Auch die Mitten und Höhen kommen beim Tiefton nicht zu kurz. Ich persönlich empfinde den Klang als ausgewogen und bin von den T5 II True Wireless mit einer noch zu erwähnenden Einschränkung angetan. Und diese Einschränkung nennt sich Dirac HD Sound.

Im Gegensatz zu seinen Vorgängern bietet der T5 II True Wireless ANC jetzt auch eine aktive Geräuschunterdrückung, welche durch eingebaute Mikrofone Störgeräusche erkennen und auslöschen soll. Dieses ANC-Feature lässt sich Klipsch mit einem Aufschlag von gut 150,-€ gegenüber dem klassischen T5 bezahlen. Das Active Noise Cancelling funktioniert in der Praxis auch recht gut, aber natürlich nicht wirklich so perfekt, wie bei einem On- oder Over-Ear-Kopfhörer. Ich habe den T5 II True Wireless täglich auf dem Weg zur Arbeit in der vollen Bahn benutzt und konnte trotzdem so gut wie ungestört den Klängen der Musik lauschen. Sechs integrierte Mikrofone sorgen für die Unterdrückung störender Nebengeräusche. Dies lässt sich sauber über die App den inviduellen Klanggewohnheiten anpassen. Dazu kommt ein gut funktionierender Transparenzmodus, welcher auf Wunsch Geräusche von außen an das Ohr des Hörers lässt. Während manche die möglichst perfekte Stille wünschen, möchten andere doch das eine oder andere Umgebungsgeräusch wahrnehmen. Dies hat in der Praxis nahezu perfekt funktioniert.

Wie schon erwähnt, bietet Klispch für seine Kopfhörer auch eine App für Android und iOS an, mit welcher man die Einstellungen der Kopfhörer anpassen kann. In der App „Klipsch Connect“ werden die T5 II True Wireless sofort erkannt. Neben einem Equalizer sticht auch die neue Funktion namens „Dirac HD Sound“ direkt ins Auge. Und das ist sowohl das größte Plus, als auch das größte Manko des Klipsch True Wireless II ANC, denn ohne das zugeschaltete Signal klingt der Kopfhörer für Klipsch-Verhältnisse einfach nur schwachbrüstig und wenig überzeugend.

Erst Dirac verleiht dem Klang mehr Volumen, die Bässe werden dynamischer, die Mitten und Höhen bekommen mehr Räumlichkeit. der Unterschied ist so gravierend, dass ich auf das zugeschaltete Dirac nicht mehr verzichten wollte. Gerade mittenlastige Songs, die entweder von der Gesangsstimme leben, als auch Rocksongs, die naturgemäß mit Gitarren aufwarten, kommen erst jetzt zum nötigen Druck, um dem Klang im wahrsten Sinne des Wortes auf die Füße zu helfen. Die Höhen bieten noch einmal eine gute Auflösung, allerdings fehlt mir persönlich hier die akustische Breite, die ja ein Paar Stereo-Kopfhörer sollte auszeichnen. Eine breite Bühne zur Ortung der unterschiedlichen Instrumente ist leider kaum gegeben.

Und noch eine weitere Schwäche der Klipsch T5 True Wireless II ANC offenbarte sich während des Tests: Diese sind zum Telefonieren unterwegs in belebter Umgebung nahezu kaum zu gebrauchen. Ich hatte Telefonate sowohl zuhause, als auch unterwegs getestet und kaum einer meiner Gesprächspartner konnte mich an Orten voller Nebengeräusche, wie sie eine Stadt wie Berlin eben überall bietet, klar oder ohne Verzerrungen verstehen, da die Umgebung doch zu stark dominierte. In halbwegs entspannter Umgebung zu Hause oder im Büro hingegen ist die Sprachqualität in beide Richtungen annehmbar.

Ein nettes Feature ist die Gestensteuerung statt der üblichen Bedienung per Fingertippen auf die Ohrstecker. Diese lässt sich in der App einstellen und konfigurieren und funktioniert in der Praxis sehr gut. Allerdings ist diese Steuerung per Kopfwackeln wie der von Auto-Hutablagen bekannte Wackel-Dackel meiner Meinung nach im Alltag nicht wirklich nutzbar, da ich mir persönlich schon sehr komisch vorgekommen bin, als ich mit der Bahn fuhr und wie ein Verrückter den Kopf geschüttelt habe. Ich habe mehr als einmal mindestens mitleidige Blicke geerntet und musste meinem Gegenüber in der S-Bahn sogar einmal erklären, was ich da eigentlich anstelle. Für Zuhause aber, wenn Niemand zuschaut, ist die Gestensteuerung hingegen eine tolle Sache. 

Die Akkulaufzeit wird vom Hersteller mit 8 Stunden Laufzeit für die Kopfhörer plus 32 Stunden mit dem Aufladen im Case angegeben. In der Praxis kommen dabei je nach Lautstärke 5-7 Stunden Akkulaufzeit herum. Das Ladecase bietet eigentlich eine sehr hohe Batteriekapazität und kann die Kopfhörer mehrmals wieder voll aufladen. In meiner ausgiebigen Testphase kam es allerdings mehr als einmal vor, dass die Kopfhörer sich im Case nicht automatisch ausschalteten und sowohl diese, als auch das Case entladen waren, als ich die In-Ears dann wieder benutzen wollte.

Fazit:

Klipsch hat mit den T5 True Wireless II ANC einen neuen Kopfhörer auf den Markt gebracht, welcher allerdings bis auf das recht gute ANC kaum einen Mehrwert gegenüber dem Modell ohne ANC bietet. Gerade die neue Funktion Dirac HD stellt sich im Vergleich der Modelle als unverzichtbar heraus. Diese Funktion soll den True Wireless II eigentlich nur unterstützen, aber ohne Dirac klingen die Klipsch einfach nicht. Im direkten Vergleich gefällt mir persönlich der Klang des Modells ohne ANC im Namen besser.

Mit hinzugeschaltetem Dirac hingegen bieten die Klipsch True Wireless II ANC dann einen guten Klang und satte Bässe, schwächeln allerdings in der Breite und bei der Ortung von Instrumenten. Die Verarbeitung ist sehr gut und die Akkulaufzeit ist auch mehr als ausreichend. Lediglich beim Telefonieren außerhalb der eigenen vier Wände fällt der T5 True Wireless ANC ab.


Link zum Hersteller: Klipsch T5 True Wireless II ANC