Hardwaretest: Yamaha RX-V485 – der preiswerte Einstieg ins komplette Home Entertainment

Wer heute ins Home Entertainment einsteigt, findet dazu zahlreiche Möglichkeiten. Ein guter Receiver muss von Musik bis Heimkino alles beherrschen, muss obendrein Multiroom-fähig sein und darf nebenbei fast gar nichts kosten. Einfach zu bedienen muss das Ganze dann auch noch sein und ausbaufähig sowieso, wenn man anfangs nur ein paar Stereo-Lautsprecher zur Verfügung hat. Anschlussmöglichkeiten müssen reichlich vorhanden sein, damit auch von 4K-TV über SKY-Decoder bis zur Spielkonsole alles seinen Platz findet. Und perfekt wäre dann auch noch, wenn für das Heimkino die Surround-Boxen kabellos anzusteuern wären. Ach ja, ein gutes Aussehen ist natürlich auch immens wichtig. Was klingt wie eine Ü-Ei Werbung ist tatsächlich das, wie der perfekte AV-Receiver auszusehen hat, wenn man sich im Freundes- und Bekanntenkreis umhört. Zum Glück gibt es den Yamaha RX-V485. Für nicht einmal 370,- Euro bietet der Einsteiger alles, was sich der angehende Heimkino- und Musikfan so vorstellt.

Technik

Der Yamaha RX-V485 ist ein kleiner, aber schicker 5.1 Kanal-Receiver, der somit ausreichend Anschlussmöglichkeiten für zwei Standlautsprecher, den Center-Speaker, zwei Surround-Lautsprecher und einen Subwoofer bietet. Die Ausstattung ist für diese Preisklasse tatsächlich üppig. Der Blick auf die Rückseite offenbart gleich vier HDMI-Eingänge und einen HDMI-Ausgang mit ARC. Somit wird auch der Ton des TV an das heimische Soundsystem ausgegeben. Alle HDMI-Anschlüsse sind mit HDMI 2.2 und Dolby Vision ausgestattet. Dolby Vision bietet stärkere Kontraste, mehr Helligkeit und eine bessere Farbwiedergabe für jedes einzelne, auf dem TV wiedergegebene Bild. Voraussetzung ist aber, dass der TV ebenfalls Dolby Vision verarbeiten kann. Für den korrekten Anschluss der Lautsprecher versieht Yamaha die Rückseite mit einer kleinen Grafik, so dass jedes Kabel auch am richtigen Anschluss anliegt. Dazu kommen für externe Zuspieler drei analoge Eingänge, zwei coaxiale Eingänge, sowie ein optischer Eingang für den Fall, dass der TV nicht über einen HDMI-Anschluss verfügt. Einen Phono-Eingang sucht man allerdings vergeblich, der Plattenspieler ohne eigenen Vorverstärker bleibt beim RX-V485 außen vor.

Werden sämtliche Bedienelemente erst ab dem RX-A1080 aus der Aventage-Serie hinter einer großen Frontklappe verborgen, so liegen hier alle Knöpfe frei. Selbstverständlich liegt dem Receiver eine umfangreiche Fernbedienung bei, aber für den Fall, dass diese vom Hund zweckentfremdet wurde, lässt sich der kleine RX-V485 auch problemlos an der Front bedienen. Hier finden sich neben den zahlreichen Bedienelementen mit einem Audio- und einem USB-Anschluss zwei weitere Eingänge, um Musik oder auch Updates zuspielen zu können. Selbstverständlich ist der Receiver aber auch mit WLAN ausgestattet, so dass ein verfügbares Update auch online eingespielt werden kann. Der große Lautstärkeregler ist schwergängig, hat keinerlei Spiel und vermittelt damit schon beim ersten Anfassen eine hohe Wertigkeit beim gesamten System. Als Anzeige dient wie schon seit Jahren ein übersichtliches und gut lesbares Punktmatrix-Display, welches stets Aufschluss über alle aktivierten Funktionen und Eingänge bietet.

Einrichtung

Stehen der RX-V485 und die Lautsprecher an ihrem Platz, kann mit der Einrichtung begonnen werden. Dazu verfügt der Receiver über ein schlichtes, aber leicht verständliches Einrichtungsmenü. Ist der Verstärker per HDMI mit dem TV verbunden, ist die Einrichtung sehr simpel. Wer hingegen ein optisches Kabel benutzen muss, ist auf das Display des Verstärkers angewiesen – schwieriger, aber machbar. Beim TV wird einfach der entsprechende HDMI-Eingang gewählt, die Setup-Taste auf der Fernbedienung gedrückt und schon lässt sich der RX-V485 sicher über das OnScreen-Menü einrichten.

Nach der Sprachwahl geht es in das Konfigurationsmenü für die Lautsprecher. Schon seit Jahren entfällt hier das mühsame  Ausrichten der Lautsprecher per Hand durch Ausmessen von Abständen und manueller Eingabe am Receiver. Das alles erfolgt über Yamahas YPOA – Parametric Room Acoustic Optimizer – automatisch. Dazu wird das entsprechende Mikrofon eingesteckt und an der Lieblingshörposition aufgestellt. Kurz darauf werden alle Lautsprecher inklusive Subwoofer mit Testtönen belegt, um so den Abstand zwischen Speakern und Mikrofon zu ermitteln. Ist die Messung fehlerfrei durchgeführt worden, kann man anhand des Menüpunktes Abstand noch einmal kontrollieren, wie weit jeder einzelne Lautsprecher von der Hörposition entfernt steht. Ist das heimische Netzwerk eingerichtet, kündigt der RX-V584 ein Update an, welches innerhalb weniger Minuten eingespielt ist. Dem Klanggenuss steht ab jetzt nichts mehr im Wege.  

Film

Bis hierhin ist der RX-V485 ein noch normaler 5.1 Receiver. Seine wirklichen Stärken liegen aber in der Klangwelt von Cinema DSP 3D und den zahlreichen unterschiedlichen Sound-Programmen für die Wiedergabe von TV, Musik und auch Videospielen. Wer das erste Mal mit den verschiedenen DSP-Programmen von Yamaha in Berührung kommt, wird hier seinen Spieltrieb ausleben können. Ganze 20 DSP-Programme für die unterschiedlichsten Anforderungen stehen dem Nutzer zur Verfügung. Eine Sportübertragung muss eben andere Ansprüche erfüllen als der Action-Film oder die Netflix-Serie. Beim Sport müssen Kommentare aus dem Center-Speaker kommen, während die anderen Lautsprecher für die Fangesänge und die Stimmung im Stadion zuständig sind. Gerade in Zeiten von Corona vor leeren Kulissen war es doch ziemlich interessant, die Kommentare von Trainern und Reservisten klar und deutlich zu vernehmen – und da sind manchmal mehr als nur deutliche Worte gefallen.

Mein momentaner Favorit in Sachen Binge-Watching ist Blacklist auf Netflix. Fast wäre diese phänomenale Serie an mir vorbeigegangen, doch nun sitze ich regelmäßig und mit stetig wachsender Begeisterung über so viele miteinander verknüpfte Handlungsstränge und ich lasse mich aufgrund der ungewöhnlichen Beziehung von Lizzy Keen und Raymond „Red“ Reddington mitreißen. Und einen Großteil zu diesem Enthusiasmus trägt eben auch der Ton bei. Auf der einen Seite sind dort die zahlreichen Dialoge der Protagonisten, auf der anderen Seite sind es die zahlreichen und immer wiederkehrenden Action-Szenen von wilden Schießereien des FBI mit der scheinbar unendlich nachwachsenden Zahl an Bösewichten, die das ganze Sound-System zur Höchstleistung treiben. Gerade das DSP-Programm Spectacle sorgt hierbei für den stets passenden Sound zum Bild. Doch auch für die Dokumentation auf Nat Geo Wild oder die klassischen Abendnachrichten steht mit Standard ein entsprechendes Programm zur Verfügung. Hier wird man anfangs des Öfteren die Fernbedienung zur Hand nehmen, um die verschiedenen Sound-Modi für sich zu testen. Wer einmal Sound über ein Mehrkanal-System genossen hat, mag zukünftig darauf nicht mehr verzichten.

Gaming

Auch für Videospieler stehen mit Action- und Roleplaying Game zwei verschiedene Modi zur Verfügung, die das Geschehen auf dem Bildschirm noch einmal deutlich lebendiger wirken lassen. Action Game ist dabei mehr für Shooter oder Rennspiele geeignet, weil es die spezifischen Soundeffekte noch einmal deutlicher betont. Gerade dem Bass fällt hier eine tragende Rolle zu, denn dieser wird hörbar häufiger ins Spiel gebracht. Für alles andere gibt es den Modus Roleplaying Game. Das Maß aller Dinge ist momentan The Last of Us Part II. Kaum ein Spiel sorgt für so heftige Diskussionen unter den Spielern wie dieser Titel. Entwickler Naughty Dog bricht mit Videospiel-Konventionen, an denen sich Spieler weltweit in Foren abarbeiten. Dabei ist der Titel in Sachen Grafik, Sound und Handlung ein Meilenstein in der Geschichte der Videospiele. Ich spiele seit der ersten PONG-Konsole und noch nie hat mich ein Titel so mitgenommen wie dieser. Das liegt aber nicht nur an der Handlung, sondern auch an den zahlreichen, perfekt inszenierten Soundeffekten. Es muss nicht immer die Action sein, um ein Bild akustisch zu hinterlegen. Bei The Last of Us Part II sind es die Kleinigkeiten, die meist vom Spieler unbeachtet untergehen. Sei es der Hufschlag der Pferde oder das Öffnen von Schränken und Schubladen, hier ist es das Klirren von Glas, dort ist es das Modifizieren einer Waffe mit neuer Funktion. Es ist bei diesem Spiel die akustische Aneinanderreihung von Kleinigkeiten, die das große Ganze ausmachen – neben der stellenweise aufregenden Action in Kämpfen mit Infizierten oder anderen Feinden. Und das alles bringt der kleine RX-V485 sauber zur Geltung.

Musik

Doch der kleine AV-Receiver ist nicht nur ein Gerät für Filmfans, auch bei Musik ist er dabei. Und das liegt in erster Linie an Yamahas perfektem Multiroom-System MusicCast. Dabei werden MusicCast-fähige Lautsprecher von Yamaha, aber auch Lautsprecher anderer Hersteller über Bluetooth, ins heimische Netzwerk eingebunden, so dass jeder Raum gleichzeitig mit derselben Musik bespielt werden kann. Wie genau MusicCast funktioniert, habe ich im Beitrag zum RX-S601 und der ISX-80 bereits ausführlich beschrieben. Aber auch als Solist in Sachen Musik macht der RX-V485 eine gute Figur. Die hochleistungsfähigen 384 kHz / 32-bit DACs bieten die bestmögliche Leistungsfähigkeit, um Audioquellen verzerrungsfrei hochauflösend und rauscharm wiederzugeben. Um das zu testen habe ich einige meiner Lieblingssongs über Spotify und als hochauflösende Datei über Tidal angehört und verglichen. Und wie immer komme ich zum selben Ergebnis: Spotify ist für den normalen Hausgebrauch, wenn Musik im Hintergrund laufen soll, eine gute Wahl. Wer sich jedoch die Zeit nimmt, um Musik auf dem Sofa zu genießen, wird um einen Anbieter mit Stream in mindestens CD-, besser aber noch in Studio-Qualität mit Hi-Res Audio nicht herumkommen. Der RX-V485 bietet dafür den Zugang zu zahlreichen Streaming-Diensten wie eben Spotify und Tidal, aber auch Apple- und Amazon Music oder napster und Deezer.

Kabelloses Heimkino

Aber MusicCast kann noch mehr. Viele Heimkino Systeme scheitern bereits an der Verkabelung. Meist stehen hier einige bauliche Veränderungen für die Surround-Speaker an, die dann das Projekt schon in der Planungsphase scheitern lassen. Um nun aber nicht auf die hinteren Speaker verzichten müssen und doch den Raumklang eines Konzertes, einer Sportübertragung oder eines Actionfilms genießen zu können, gibt es die einfachste aller Lösungen: Man überträgt das Signal per heimischen WLAN an die Lautsprecher MusicCast 50 oder MusicCast 20. Da der MusicCast 50 Stereo-fähig ist und durch seine ovale Bauform den Klang breit gefächert in den Raum überträgt, benötigt man hier nur einen Speaker. Verwendet man den MusicCast 20, benötigt man deren zwei. Die Einrichtung über die MusicCast-App ist dann simpel. Mit dieser Lösung erhält man das volle Paket Raumklang, ohne auch nur ein Kabel verlegen zu müssen.

Yamaha Apps

Ein Gerät ohne Apps ist heutzutage einfach nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Deswegen bietet Yamaha gleich deren drei an. Wer seinen Receiver nicht per Hand über das OnScreen Menü einrichten möchte, verwendet einfach den AV Setup Guide. Aus einer Liste von zahlreichen Receivern wird hier der RX-V485 ausgewählt, die App führt den Benutzer ab jetzt Schritt für Schritt durch den Aufbau des Systems bis hin zum Einrichten der Lautsprecher. Kleine Grafiken helfen dabei, das System korrekt zu verkabeln. Diese App wird tatsächlich nur für die einmalige Einrichtung benötigt und kann danach sofort wieder gelöscht werden.

Wer keine Lust auf Bedienung am Gerät oder die Fernbedienung hat oder das nicht mehr als zeitgemäß empfindet, lädt sich die App AV Controller herunter. Diese App bildet das komplette System ab. Von den verschiedenen DSP-Programmen, die sich im Klang hier sogar noch kleinteilig feinabstimmen lassen, über verschiedene Eingänge und Streaming-Dienste bis hin zur profanen Lautstärke-Regelung bietet die AV Controller App das komplette Programm, um das gesamte System vom Sofa aus zu steuern. Diese App ist damit unverzichtbar für alle, die ohnehin alles über ihr Smartphone oder Tablet steuern und regulieren. Die App wirkt anfangs gewaltig, aber mit ein wenig Übung findet man sich schnell zurecht.

Das Herzstück eines kompletten MusicCast Systems ist der MusicCast Controller. Mit dem ersten zusätzlichen MusicCast-fähigen Lautsprecher beginnt der ganz große Spaß am eigenen Multiroom-System. Der RX-V485 ist die Schaltzentrale im Wohnzimmer und der MusicCast 50 soll in der Küche dieselbe Musik spielen? Mit zwei Fingertipps sind der Receiver und der Lautsprecher miteinander verbunden und spielen unterbrechungs- und verzögerungsfrei gemeinsam auf. Der MusicCast 50 soll als Surround-Lautsprecher für das Heimkino-System dienen? Auch das ist kein Problem, wenige Einstellungen später ist aus einem Solo-Lautsprecher ein Mitglied des Heimkinos geworden. Mit dieser App wird Multiroom selbst mit zahlreichen Lautsprechern tatsächlich zu einem Kinderspiel.

Fazit:

Wer als Ein- oder Umsteiger sein erstes kleines, aber feines Heimkino-System mit 5.1 Raumklang einrichten möchte und dennoch nicht auf die bestmögliche Wiedergabe von Musik – und diese vielleicht gleich verteilt auf mehrere Räume – verzichten will, kommt am Yamaha RX-V485 nicht wirklich vorbei. Für nicht einmal 370,-€ bietet Yamaha hier ein Komplettpaket mit unfassbar vielen Möglichkeiten an.

Von der Einrichtung bis hin zum täglichen Gebrauch stehen Apps zur Verfügung, die die Bedienung des kleinen Receivers einfach machen. Wer keinen Platz für ein vollständiges 5.1 System hat oder aber den Aufwand der Verkabelung scheut, richtet sich über MusicCast und einem MusicCast 50 oder zwei MusicCast 20 einfach ein kabelloses System ein. Und werden die Lautsprecher mal anderweitig benötigt, stellt man sie einfach um und genießt seine Musik dort, wo man sich gerade aufhält.



Link zur Herstellerseite: Yamaha RX-V485