Hardwaretest: TomTom Touch – just another Fitnesstracker

Fitnesstracker sind aktuell wie nie. Jede Firma, die sich annähernd mit Sport beschäftigt, hat ein solches Gerät im Portfolio. Umso erstaunlicher, dass selbst der Navigationsspezialist TomTom nun ebenfalls mit einem solchen Bändchen vertreten ist.

Der Packungsinhalt ist wie bei solchen Geräten recht übersichtlich – das Band an sich, eine Schnellstartanleitung in Bildchen und ein Ladekabel mit Micro-USB. Damit man nicht wie die Kuh vor dem neuen Tor steht, sollte man sich an die Anleitung halten, um den Tracker ordnungsgemäß einzurichten. Anlegen und einfach loslaufen ist also nicht. Das Einrichten ist aber zum Glück vollkommen unproblematisch. Eine kurze Anmeldung bei TomTom und „MySports“ auf dem PC registriert das Band und den User. Danach noch schnell die entsprechende App auf das Handy geladen, schon steht dem Fitnessbegeisterten kaum mehr etwas im Wege … sollte man meinen.

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Unterzieht man das Bändchen den ersten Gehversuchen, stolpert man über ein paar Dinge, die entweder unverständlich oder aber unschön sind. Warum zum Beispiel gibt es nur einen 12-Stunden-Modus? Wir gehören zu denjenigen, die bis heute den Unterschied zwischen AM und PM nicht in den Kopf bekommen. Klar, ein Blick aus dem Fenster schafft Klarheit, aber trotzdem.
(Update: Die Anzeige wurde mit dem letzten Update auf den 24-Stunden-Modus geändert)

Weiterhin ist das Band offenbar nur dafür ausgelegt, am linken Handgelenk getragen zu werden. Denn viele Daten wie Uhrzeit, die Anzahl der Schritte oder der Strecke werden nur quer bzw. seitlich um 90 Grad gedreht angezeigt. Man muss also das Handgelenk drehen und den Arm strecken, um die Daten ohne Schiefstellung des Kopfes ablesen zu können.

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Das Band selbst muss eng am Handgelenk getragen werden, da es den Puls des Trägers aufzeichnet. Wenn hier Luft zwischen Band und Gelenk ist (wie bei einer Armbanduhr) ist diese Aufzeichnung hinfällig. Das Anlegen ist etwas fummelig, da der Verschluss über zwei Nippel verfügt. Das sollte man beachten, denn schon beim ersten Tragen schlackerte das TomTom Touch lose am Handgelenk, weil sich der Verschluss mit einem Nippel löste. Also immer beide Ösen verschließen, um das Band im ungünstigsten Fall nicht zu verlieren. Obendrein ist der Tracker Spritzwasser geschützt, so dass auch die Verwendung bei Regen garantiert ist. Was nützt auch ein Band, welches man nur bei Sonnenschein verwenden kann?

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Wie viele andere Fitnesstracker auch beherrscht auch das TomTom Touch die Messung von Schritten, die Anzeige verbrauchter Kalorien und eine permanente Pulsüberwachung. Neu jedoch ist, dass auch Körperfett und Muskelmasse gemessen werden können. Dazu genügt ein einfaches Streichen mit dem Finger über den integrierten Sensor. Nun haben wir schon unsere Probleme mit Körperfett-Waagen, also lassen wir diesen Punkt bzw. dessen einwandfreie Funktion einfach mal unkommentiert. Den großen Unterschied macht jedoch die Funktion Zeiten zu messen, in denen wir aktiv sind. Profanes hocken auf dem Stuhl ist also keine Aktivität, nur weil wir ein neckisches Bändchen spazieren tragen. Die Motivation, sich zu bewegen, ist also gegeben.

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Die Funktion des TomTom Touch ist herrlich simpel. Ein Druck auf den großen Sensor und schon erwacht das Band zum Leben – zum recht kurzen Leben, denn was uns persönlich am meisten stört, ist die immens kurze Anzeige von Daten, bis die Anzeige wieder schwarz wird. Sinnvoll ist als erste Anzeige die Uhrzeit, danach werden durch streichen nach oben Daten wie zurückgelegte Schritte oder die Zeit in Aktivität durchgescrollt. Streicht man nach unten, wird eine Aktivität begonnen, dessen Ziel man vorher in der App individuell einstellen kann. Möchte man am Tag 5000 Schritte laufen, werden hier die zurückgelegten Schritte gezählt. Möchte man 3 Stunden in Bewegung sein, wird die entsprechende Zeit gemessen. Leider haben wir es bisher nicht hinbekommen, Schritte und Zeit zu kombinieren. Es werden zwar Schritte gemessen, aber die dabei absolvierte Zeit lief dabei einfach nicht mit. Dazu erreichte uns von TomTom folgende Aussage:
„… da der Tracker kein GPS beinhaltet, bedeutet eine Aktivitaet nicht immer, dass man Schritte macht – beim Krafttraining, Yoga, Seilspringen o.a. ist man auch aktiv, aber macht eben keine Schritte, daher sind diese hier nicht inkludiert.“

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Es werden aber nicht nur Aktivitäten gemessen, das Gerät zeichnet auch Schlafdauer auf. Das funktioniert völlig problemlos. Die Ruhezeiten werden in der App entsprechend angezeigt. Warum allerdings bei solchen Geräten die Frage nach der Schlafqualität immer wieder gestellt wird, erschließt sich uns nicht ganz? Ich weiß doch selbst, ob ich gut geschlafen habe oder eben nicht.

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Mühe gab man sich bei TomTom mit der App MySports. Unauffällig präsentieren sich hier sämtliche erfassten Daten. Nichts Unnötiges lenkt vom Wesentlichen ab – der Darstellung persönlicher Erfolge. In wenigen Schritten lassen sich Ziele wie Schritte, Distanzen oder Körperziele personalisieren – wenn man denn diese irgendwann in der App findet. Hier ist die Software dann bei der ersten Anwendung kurz etwas unübersichtlich. Dabei kann man zusätzlich noch die favorisierte Sportart auswählen, bei denen (bisher) Laufen, Freestyle, Rad, Indoor-Cycling, Laufband, und Studio zur Verfügung stehen. Je nach gewähltem Ziel stehen zahlreiche Grafiken zur Verfügung, die den User über Erfolg oder Misserfolg informieren. Und damit ist der Sinn eines Fitnesstrackers erfüllt:

Den inneren Schweinehund für mehr Bewegung überwinden! Nicht mehr und nicht weniger.

Fazit:

TomTom möchte mit dem Touch ein Stückchen vom großen Kuchen des Fitnesswahns abhaben. Das darf so sein, wenn man einige Kleinigkeiten anpasst. Das beginnt mit einer für eine europäische Firma unverständlichen Zeitanzeige im 12-Stunden-Modus (die erst mit dem letzten Update behoben wurde) und endet mit einer groß angekündigten Anzeige für das Smartphone, welche sich aber im Echtbetrieb auf ein simples Telefonsymbol bei einem Anruf oder einer SMS beschränkt.
Was ist mit WhatsApp, denn kaum jemand schreibt heute noch eine SMS?

Die Software wird vielerorts bemängelt, aber solange unter dem Strich möglichst genaue Daten stehen, bleibt die grafische Darstellung Geschmackssache. Uns hat sie gefallen, weil sie eben schlicht ist. Die von vielen Usern bemängelte, weil fehlende Aussage über die Qualität des Schlafes, haben wir einfach mal vernachlässigt. Das erkennt man nach dem Wachwerden selbst. Skeptisch wird hier aber immer wieder der Punkt Körperfett gesehen. Ein aufgelegter Finger kann einfach kaum genaue Daten erzeugen.

Und so bleibt am Ende ein Fitnesstracker wie andere eben auch. Schön, dass man das Bändchen wechseln kann, um so die Optik zu verändern, aber bis auf den Punkt der Zeit in Aktivität unterscheidet sich der TomTom Tracker kaum von anderen Geräten dieser Art. Es gibt also noch einige Luft nach oben, um sich vielleicht doch aus der breiten Masse abzuheben.

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Update:
Nachdem das Update einige der aufgeführten und bemängelten Punkte behoben hat, wird die Note von 3,5 auf 4 Sterne angehoben

Link zur Herstellerseite: TomTom TOUCH

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