Hardwaretest: TEAC TN-4D – Vinyl-Genuss modern verpackt

Überwältigt schaue ich aus meinem Fenster und versuche mir vor meinem geistigen Auge vorzustellen, wie das neue Testgerät wohl aussehen könnte. Währenddessen klingt eine begeisterte Stimme aus meinem Telefon und erklärt mir alle bekannten Einzelheiten zu dem Gerät.

„Wow, ich bin die Erste, die diesen Plattenspieler testen darf“, geht es mir durch den Kopf, während ich mir ausmale, was für eine Verantwortung dieser Test mit sich bringt. Natürlich ist es jedes Mal viel Verantwortung ein Gerät zu testen, besonders weil viele Menschen auf das professionelle, alltagsnahe Urteil eines Testers setzen. Doch ein noch unveröffentlichtes und bis zur High End in München nicht einmal angekündigtes Produkt zu testen, ist nochmal eine ganz andere Hausnummer.

 

Auch bei meiner darauffolgenden Recherche verstärkte sich dieser Eindruck, da es ausschließlich japanische Testberichte und einige englische Pressemitteilungen zu diesem Plattenspieler gibt. Wenigstens das Rätsel um des Plattenspielers Aussehen konnte ich zu dem Zeitpunkt schon mal lösen – Fotos und ein paar Videos gibt das World Wide Web dann nämlich doch her.

Bei dem Plattenspieler handelt es sich um das Modell TN-4D der Firma TEAC. Das internationale Elektronik-Unternehmen hat seinen Sitz in der Stadt Tama in der Präfektur Tokio. Bis heute stellt die Firma sowohl HiFi-Geräte für den Verbraucherbereich her, als auch Aufnahme- und Tonstudiotechnik für den professionellen Einsatz.

Der Plattenspieler kommt zunächst gut verpackt in zwei sehr stabil gebauten Kartons an, welche Beschädigungen während des Transportes verhindern. Auch die einzelnen Bauteile, sowie der Plattenspieler selbst sind sorgfältig eingepackt, durch Styropor gepolstert und befinden sich an einem festen Platz, so dass nichts verrutschen kann.

Auf der japanischen Internetseite von TEAC wird der Plattenspieler in zwei Farb-Varianten vorgestellt. So gibt es das Modell TN-4D-B, welches mit einem schwarzen Klavierlack-Finish versehen ist und das Modell TN-4D-WA, welches durch ein Walnuss Furnier veredelt wurde.

Bei meinem Testmodell handelt es sich um die erste, in meinen Augen besonders edle Variante des Plattenspielers. Die Oberfläche ist sehr sauber verarbeitet und wird während des Transportes durch ein Stofftuch vor dem Zerkratzen geschützt.

Absoluter Pluspunkt ist bei dem Plattenspieler die Bedienungsanleitung, welche nicht nur über acht Sprachen verfügt, sondern auch sehr ausführliche und verständliche Anweisungen und Zeichnungen enthält, die den Aufbau sehr einfach machen. Sogar der korrekte Umgang mit Schallplatten, sowie deren Reinigung und Lagerung werden hier erklärt, was besonders Plattenspieler-Anfängern den Einstieg erleichtert.

Während des Auspackens wunderte ich mich etwas, als ich anstatt einer Gummimatte für den Plattenteller eine Filzmatte in der Hand hielt. Was das Matten-Material angeht, streiten sich viele Plattenliebhaber darüber, welches Material denn nun das Beste sei. Eigentlicher Zweck der Matte ist es, die minimalen Vibrationen des Plattentellers auszugleichen. Gerade was das angeht, hat Filz einen eher schlechten Ruf unter Plattenspieler-Fanatikern – zumindest in den Internetforen, die sich mit solchen Themen beschäftigen.

So ist es dafür bekannt, dem Klang Leben und Energie zu rauben, da es große Teile der Hochtonenergie dämpft. Da ich Behauptungen aus Foren aber nicht einfach hinnehme, führte ich mein eigenes Experiment durch und tauschte die Filzmatte durch die Gummimatte meines privaten Plattenspielers aus. Zugegeben: Der klangliche Unterschied ist für Musikliebhaber mit normal ausgeprägtem Gehör vermutlich kaum wahrzunehmen. Ich muss den Meinungen sämtlicher Foren aber zustimmen. Der Klang wirkt durch die Filzmatte weniger „voll“, was tatsächlich an der minimalen Abnahme der Hochtöne liegt. Für einen normalen Plattenhörer wird dies jedoch kaum ein Problem darstellen. Wer aber das volle Klangspektrum seiner Platten wahrnehmen will, kann sich im Internet unter einer Auswahl von etlichen Anbietern und Preisen eine Gummimatte einfach nachkaufen.

Ansonsten findet man in dem Karton den Plattenteller, eine Staubabdeckung und dessen Scharniere, einen Systemträger, das Gegengewicht, ein Cinch-Audiokabel mit Masseanschluss und das Netzteil.

Besonders die Kompatibilität des Netzteils wurde durch unterschiedliche mitgelieferte Steck-Aufsätze gut gelöst. Diese lassen sich nicht nur einfach feststecken, sondern mit etwas Kraft auch wieder gut auseinanderziehen und austauschen.

Der Plattenteller ist ein Aluminium-Druckguss mit 30cm Durchmesser, welcher ein verhältnismäßig eher geringes Gewicht aufweist.

Die Staubabdeckung ist aus einfachem, durchsichtigem Plastik gefertigt und weist keine Kratzer oder andere Schäden auf – das habe ich leider schon bei einem Gerät eines anderen Herstellers anders erleben müssen. Das Montieren der Scharniere an die Abdeckung erweist sich als schwierig. Die Klammerelemente der Scharniere müssen nämlich auseinandergedrückt werden, damit sie auf die vorgesehene Stelle der Abdeckung geschoben werden können. Dies schaffte ich leider nur mit Hilfe meines Taschenmessers, welches mir als Hebel diente, da ich mit bloßen Händen kläglich scheiterte.

Bei dem Tonabnehmersystem handelt es sich um den Sumiko MM Stereo-Tonabnehmer Oyster. Die nordamerikanische Firma SUMIKO ist seit 30 Jahren für ihre ausgezeichnete Tonabnehmer-Qualität bekannt. Beste Voraussetzungen also für ein volles Klangerlebnis – dazu aber später mehr.

TEAC empfehlt die Nadel nach etwa 300 Stunden auszutauschen. Somit könnte ich mein Lieblingsalbum à 45 Minuten also insgesamt 400 Mal hören. Das reicht vorerst definitiv.

Insgesamt wirkt der TN-4D sehr edel und stylisch, was besonders durch das Zusammenspiel aus Klavier-Lack und Aluminium-Elementen erzielt wird. Mit Maßen von 420mm x 117mm x 356mm und einem Gewicht von 6,1kg kann man den Plattenspieler perfekt auf eine Stereoanlage stellen, wobei er durch sein edles Design perfekt in Szene gesetzt wird.

Schade ist hierbei nur, dass der Single-Adapter aus sehr billig aussehendem Kunststoff gefertigt wurde und dafür auch keine Halterung vorhanden ist. So liegt er bei mir meist auf der hinteren, linken Ecke des Plattenspielers und wartet auf seine Verwendung. Eine schöne Lösung wäre hierbei vielleicht ein Adapter aus gebürstetem Aluminium gewesen, welcher sich besonders gut in das Gesamtbild des Plattenspielers eingefügt hätte.

Der Tonarm des TN-4D ist in einer S-Form gehalten und wurde von der Firma SAEC designt. Besonders für Plattenspieler-Liebhaber ist das eine positive Nachricht. Kein Wunder also, dass das SAEC Logo sogar in filigraner Form den Tonarm des Plattenspielers ziert.

Der Vorteil von S-förmigen Tonarmen liegt darin, dass die Nadel möglichst tangential in der Rille verläuft. Versprochen wird dadurch meist, dass Abtastverzerrungen und der schnelle Verschleiß von Nadel und Platte vermieden werden – jedoch gibt es auch hier etliche Meinungen und Diskussionen zu dem Thema.

Durch einen hydraulisch gedämpften Tonarm-Bedienhebel lässt sich die Nadel sanft und wirklich extrem genau auf der Platte absetzen. Mit geübtem Auge lassen sich so bestimmte Liedstellen perfekt ansteuern.

Das Einstellen des Gegengewichtes des Tonarmes war erstaunlich schnell erledigt und die Anweisungen in der Bedienungsanleitung ermöglichen es auch Anfängern, diesen Schritt mit ruhiger Hand und etwas Geduld zu meistern. Nur das anschließende Einstellen der Anti-Skating Werte erwies sich als etwas schwierig. Hierbei handelt es sich um eine Einstellung, welche der Kraft entgegenwirkt, die den Tonarm zum Platteninneren zieht. Auf dem Plattenspieler gibt es aber nur eine grobe Antiskating Einteilung in Einerschritten. Den Wert „2,3“ einzustellen, ist dadurch also eher eine Sache von „ungefähr“ anstatt von „ganz genau“. Während des Testens wirkte sich dies aber nicht negativ auf den Tonarm aus.

Die Drehzahlen von 33 oder 45 Umdrehungen pro Minute können an einem edlen Aluminium-Drehknopf eingestellt werden. Wie bei den meisten modernen Plattenspielern fehlt jedoch auch hier die Einstellung von 78 Umdrehungen pro Minute, so dass ich meine Schellackplatten leider nicht abspielen konnte. Zudem verfügt der Plattenspieler über keine Start- oder Stopp-Automatik, die Schallplatte dreht am Ende also endlos weiter, was auf Dauer nicht besonders gut für die Nadel ist. Aber gut, eine Platte hört man bewusst und nicht nebenbei, daher weiß man auch, wann diese zu Ende ist.

Durch einen neuen Motor, welcher speziell für direkt angetriebenen Plattenspieler entwickelt wurde, ist die Wiedergabegeschwindigkeit des TN-4D extrem genau. Ein Computer kontrollierter Schaltkreis sorgt hierbei für niedrig gehaltene Gleichlaufschwankungen des Motors. Natürlich gehen die Meinungen von Plattenspieler-Fans auch bei diesem Thema ziemlich auseinander. Jedoch lassen sich die Vorteile eines direkt angetriebenen Plattenspielers nicht verleugnen. So ist die Wiedergabegeschwindigkeit sehr verlässlich, es gibt keine Einschränkungen durch Abnutzung, da kein Riemen benutzt wird.

Zudem beeindruckten mich Füße des TN-4D. Viele Plattenspieler haben reine Gummifüße, welche nicht besonders hübsch aussehen und das Gesamtbild des Gerätes minderwertig wirken lassen. Bei diesem Plattenspieler ist es jedoch anders. Hier kommen gebürstete Aluminiumfüße zum Einsatz, deren Unterseiten über eine Gummischicht verfügen, die dem Plattenspieler einen festen Halt geben. Eine Besonderheit dieser Konstruktion ist die Vibrations-Absorbierung, wodurch Vibrationen jeglicher Art ausgeglichen werden und sich nicht auf den Tonarm oder die Nadel übertragen.

Da Plattenspieler meist ein recht leises Signal herausgeben, was man besonders dann herausfindet, wenn man einen Kopfhörer direkt an den Plattenspieler anschließt, gibt es die Möglichkeit den Phono-Verstärker des Plattenspielers einzuschalten. Dadurch wird das Signal verstärkt und laut genug an den Lautsprecher weitergegeben. Auch der TN-4D hat einen integrierten Phono EQ-Verstärker und punktet so mit seiner Kompatibilität mit bestehenden HiFi-Systemen, ganz ohne Qualitätsverlust.

Ein weiteres Feature ist der USB-Anschluss des Plattenspielers. So kann man den TN-4D direkt mit dem Windows PC oder dem Mac verbinden und seine Platten somit digital und in hoher Qualität aufnehmen. Gerade für echte Plattenliebhaber ist der einzigartige Retroklang etwas ganz Besonders und durch das Konvertieren von analog in digital lässt sich dieses Hörerlebnis nun auch perfekt einfangen, um es auf dem Handy mitzunehmen oder auf eine CD zu brennen.

Doch ganz abgesehen vom Aussehen und den Features des TN-4D testete ich natürlich auch sein Verhalten beim Abspielen von Platten und das dadurch entstehende Klangbild. Den Test führte ich mit der mitgelieferten Filz-Matte durch, auch wenn ich, wie vorhin erwähnt, durch die Gummimatte ein etwas besseres persönliches Hörerlebnis hätte erzielen können.

Zuallererst legte ich meine momentane Lieblingsplatte Take Me To The Disco von Meg Myers auf. Die räumliche Tiefe und das klangliche Spektrum ihrer neuen Lieder sind generell sehr überwältigend, doch durch den Plattenspieler wird dies noch deutlicher und spürbarer. Besonders der innere Kampf gegen das dämonische Gefühl der Eifersucht, den sie in ihrem Lied Jealous Sea thematisiert, verursacht Gänsehaut und ist am ganzen Körper spürbar.

Zudem war überhaupt kein Knacken hörbar, obwohl nach ein paar Sekunden ein kleines, im Sonnenlicht glänzendes Katzenhaar auf der Platte landete und von der Nadel umhergeschoben wurde. Überall wo ich bin, ist nämlich auch meine Katze und gerade frisch ausgepackte Testgeräte sind spannender als jeder Vogel…

Anschließend testete ich, wie gut der Arm des Plattenspielers Unebenheiten in Platten ausbalancieren kann. Und mit Unebenheiten meine ich genau genommen extreme Verwölbungen. Denn beim letzten Transport der Platten geschah uns leider ein kleines Missgeschick und sie blieben zu lange im Auto liegen, welches wiederum in der prallen Sonne stand. Resultat des Ganzen waren zwei fast vollständig verbogene Trench LPs von Twenty One Pilots. Den TN-4D tangierte das aber überhaupt nicht. Problemlos glich er jede Unebenheit aus und schwebte nahezu über die Schallplatte, die horizontal betrachtet einer Hügellandschaft glich. Auch solche Extreme meistert der TEAC Plattenspieler also ohne Beanstandungen.

Zu guter Letzt war die LP Comfort Of Strangers von Bastille an der Reihe. Abgesehen von ihrer ungewöhnlichen weißen Farbe fällt sie außerdem durch ihre geringe Größe auf.

Denn sie zählt zu den Schallplatten, die mit einer Geschwindigkeit von 45 Umdrehungen pro Minute abgespielt werden müssen. Auch hier punktet der Plattenspieler mit einer perfekten Wiedergabegeschwindigkeit und einem vollen, angenehmen Klang.

 

Fazit:

Der TEAC TN-4D ist mit seinem geringen Gewicht und kleinen Maßen ein sehr zierlicher Plattenspieler, der durch sein edles Äußeres sofort auffällt. Schwarzer Klavierlack in bester Verarbeitung in Verbindung mit gebürstetem Aluminium ist eben immer ein echter Blickfang. Dazu kommt das herrliche Aussehen des SAEC-Tonarms, der das berühmte i-Tüpfelchen ist und den TN-4D trotz eines bei Plattenspielern üblichen Designs zu etwas Besonderem macht.

Durch seine hochwertigen Klangkomponenten wie dem Oyster-Tonabnehmer liefert der Plattenspieler ein angenehmes, beeindruckendes Klangerlebnis, das zum Genießen einlädt. Wer seine Musik lieber selbst digitalisiert, statt auf vorgegebene Dateien zugreifen zu müssen, wird den USB-Anschluss begrüßen.

Der TEAC TN-4D ist in Deutschland für UVP 619,-€ sofort verfügbar.

 

 

Link zur Herstellerseite: TEAC TN-4D

 

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