Hardwaretest: Sony HT-CT770 – folgt Design der Funktion?

In den letzten Wochen und Monaten hatten wir die Möglichkeit, einen Großteil der aktuell erhältlichen Sony Soundbars und auch das Soundplate zu testen. Nun steht hier die HT-CT770, die wie alle Sony-Soundbars diesen Jahres optisch aufgrund des eigenwilligen Designs ebenfalls aus der Masse der angebotenen Klangbarren heraus sticht.

War die HT-ST3 ein 4.1 System mit virtuellem Raumklang ist, ist die HT-CT770 nur ein 2.1 System wie die HT-CT260H und die HT-XT1. Seine insgesamt 330 Watt bezieht das System aus zwei 20 Millimeter Hochtönern sowie zwei 60 Millimeter Tieftönern in der Soundbar, im Bass verrichtet ein 160 Millimeter Treiber seine Aufgabe. Aufgrund der großen Abmessungen von 1030 x 50 x 113 Millimetern findet die HT-CT770 vor großen Bildschirmen ihren Platz. Vor einem zierlichen 32″ TV wirkt die Soundbar einfach überdimensioniert. Eine Frage des persönlichen Geschmacks ist der kabellose Subwoofer. Ein großer, vollständig ebener Plastikwürfel ist mit Sicherheit nicht jedermanns Sache. Positiv fällt nach den designtechnischen Unglücken von HT-ST3 und HT-XT1 die wieder klassische Fernbedienung auf. Sämtliche Knöpfe sind groß und klar beschriftet, selbst Laien finden sofort die benötigte Funktion, ohne dass weitere Einstellungen hinter versteckten Abdeckungen entdeckt werden müssen. Aber auch ohne Fernbedienung lässt sich das System notfalls über fünf Knöpfe mit den grundlegenden Einstellungen bedienen.

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Nun sorgen knappe 50 Millimeter Höhe – dazu noch in Rautenform – mit Sicherheit nicht für das große Volumen, um gewaltigen Klang raumfüllend produzieren zu können. War mir die HT-ST3 schon zu flach, hat auch die HT-CT770 dieses Problem. Eine Soundbar wird angeschafft, um den teilweise immer noch erschreckenden Sound von Flachbildschirmen aufzuwerten. So schön flaches Design bei der Bildwiedergabe ist, Boxen sind der Form angepasst und haben kein Volumen. Wenn aber nun Soundbars ebenfalls immer flacher werden, nähern sie sich den Abmessungen der TV-Boxen an. Auch die HT-CT770 ist ein Opfer der eigenen Design-Strategie.

Auch wenn hier der Querschnitt rautenförmig angelegt ist, so kann das Ausmaß der Boxen nicht viel tiefer als die breiteste Stelle der Soundbar sein. Dieses Design hat den entscheidenden Vorteil, sich flach vor den meisten TV auszustrecken und bringt somit keine Sichteinschränkung des Bildes mit sich. Der Nachteil ist aber gravierender, denn bei Positionierung vor dem TV strahlt der Klang der Raute aufgrund offenbar eher Richtung Zimmerdecke ab. Dies fiel auf, als die Soundbar wie bei der Wandmontage hochkant betrieben wurde. Schlagartig kamen mehr Details im Hörbereich an, das gesamte Klangbild verbesserte sich spürbar.

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Und wie schon beim Sony Heimkinosystem BDV-9100WW gibt es hier bauartbedingt das Problem des diagonal nach hinten ausgerichteten Displays. Dies sorgt dafür, dass man zum Ablesen der Lautstärke oder des Eingangs je nach Sitzposition vom Sofa aufstehen muss, um die Informationen erkennen zu können. Möchte man also nicht nur stetig Informationen vom Display erhalten, sondern auch den Sound noch einmal aufwerten wollen, sollte man sich von vornherein für die Wandmontage entscheiden.

Technisch ist die HT-CT770 auf der Höhe. 4 x HDMI, davon 1 x Ausgang mit ARC und 3 x Eingang, ein optischer sowie ein analoger Anschluss sollten für die meisten betriebenen Geräte ausreichend sein. Alle HDMI-Anschlüsse sind 3D- und 4K-fähig. Die HT-CT770 kann neben dem klassischen Bluetooth auch NFC, also Near Field Communication. Dazu wird das entsprechende Sensorfeld einfach mit Tablet oder Smartphone berührt, um eine Verbindung herzustellen. Beides ist problemlos in Sekundenschnelle erledigt. Als Bonbon liefert Sony noch die App SongPal, mit der sich nicht nur die HT-CT770 ansprechen lässt.

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Zum Musiktest wurde das letztjährige Album Energia der Band Russkaya eingelegt. Inspiriert ist der Rock-Sound von traditionellen russischen Klängen, zur Band gehören neben den üblichen Rockinstrumenten auch Blasinstrumente und eine Violine. Beste Voraussetzungen somit, der Soundbar auf den akustischen Zahn zu fühlen. Und hier überrascht die HT-CT770 dann beim Abspielen der ersten Songs, denn sie erledigt ihre Sache gut. Es entfaltet sich eine gute räumliche Bühne, alle Instrumente werden weitestgehend sauber heraus gearbeitet, auch wenn bei höheren Pegeln gelegentlich die eine oder andere Spitze der Violine hervorsticht. Ebenfalls gut dabei ist der Subwoofer. Entscheidend ist aber der Ort der Aufstellung, um genau den Spot des besten Klangs zu bestimmen. Steht der Sub zu weit entfernt, lassen sich Bässe orten und der Gesamteindruck der Wiedergabe leidet. Sitzt man aber korrekt und ist der Subwoofer gut aufgestellt erstaunt, wie präzise der kleine Subwoofer seine Bässe produziert. Insgesamt ist das System bei der Musikwiedergabe auch anderer Genres also gut im Geschäft.

Spannender ist da schon die Frage, wie sich die HT-CT770 dann bei ihrer eigentlichen Aufgabe, nämlich der Verbesserung von Ton am TV schlägt? Wie vielen seiner Geräte hat Sony auch der HT-CT770 verschiedene DSP-Programme installiert. Neben dem Standard kann man zwischen Movie, Sports, Game und Music wählen. Zusätzlich dazu lässt sich der Klang von Dialogen in drei Stufen regulieren. Aber manchmal ist gerade diese Personalisierung mehr Fluch als Segen. So ertappt man sich immer wieder, einem Film oder TV-Programm den noch etwas besseren Dialog entlocken zu wollen und schaltet so regelmäßig zwischen den drei angebotenen Modi um – nur um Minuten später doch wieder eine andere Auswahl zu treffen. Die beste Wahl ist, das System mit ClearAudio + selbst für den bestmöglichen Dialog sorgen zu lassen.

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Auch die Filmwiedergabe gibt kaum Anlass zur Kritik. Gerade in Actionfilmen werden nicht nur die offensichtlichen, sondern auch die unzähligen kleinen Effekte gut wiedergegeben. Beim ganz großen Kino bemerkt man dann jedoch schnell, dass der Subwoofer an der einen oder anderen Stelle hätte mehr Leistung vertragen können. Er liefert zwar ordentlichen Druck, aber mehr Volumen hätte ihm gutgetan. Dennoch wirkt das System auch bei der Blu-ray-Wiedergabe stimmig.

Gleiches gilt für aktuelle Videospiele. Rennspiele bieten eine gute Atmosphäre, auch wenn man sich hier und da mehr Bass beim Dröhnen von Motoren wünschen würde. Jump`n`Runs wie Rayman oder Mario leben von unaufdringlicher, aber dennoch der Situation angepasster Begleitmusik. Auch hier ist der Gesamteindruck passend, auch wenn ähnlich wie bei der Musikwiedergabe die ganz große Akustik designbedingt nicht möglich ist.
Fazit:

Klang ist subjektiv. Müsste ich für Filme zwischen dem Soundplate HT-XT1 und der hier vorgestellten HT-CT770 wählen, würde ich trotz des fehlenden Subwoofers zum Soundplate greifen. Ginge es mir weitestgehend um Musik, bekäme wiederum die HT-CT770 aufgrund des besseren Stereo-Bildes den Vorzug. Wie immer ist also auch die Anschaffung einer Soundbar abhängig von persönlichen Vorlieben und dem vorrangigen Einsatzzweck.

Schon bei der HT-CT260H und der HT-ST3 lag das Augenmerk der Entwickler scheinbar mehr auf dem Design des Systems. Kompakt und flach bedeutet jedoch im Umkehrschluss auch geringes Volumen und damit zwar noch guten Sound, es bleibt jedoch Luft nach oben. Aber Sony scheint sich endlich von optischen Zwängen zu lösen und präsentiert zum Ende des Jahres mit der HT-GT1 eine Soundbar, die hoffentlich wieder mehr Klang als nur gutes Aussehen bietet. Bis es soweit ist, hat man als Käufer weiterhin die Qual der Wahl zwischen zahlreichen Systemen.

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Link zur Herstellerseite: Sony HT-CT770 >>>

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