Hardwaretest: Samsung HW-Q90R – bezahlbares Soundsystem in High End

Hatten wir letztes Jahr schon eine Soundbar von Samsung, die HW-N650 hier zum Test, legt Samsung dieses Jahr noch einen obendrauf und schickt uns nun das High End Modell HW-Q90R. Q90R? Da war doch was? Richtig, denn in diesem Modelljahr gleicht Samsung die Namen vom TV Q90R und der Soundbar aneinander an, um dem klangorientierten Kunden zu vermitteln, welches Soundsystem perfekt zu welchem TV passt. Allerdings habe ich gehört, dass schon intern etliche Verwechslungen aufgrund der Namensgleichheit stattgefunden haben.

Vor dem Genuss steht wie immer das Auspacken. Und hier steckt viel im fast 27 Kilogramm schweren Karton. Denn neben der Soundbar werden auch eine kleine Fernbedienung, ein Subwoofer, sowie zwei kabellose Lautsprecher für die Rückkanal-Effekte mitgeliefert. Mit so vielen Lautsprechern ausgestattet, bietet das System einen 7.1.4 Kanal Kinosound mit Dolby Atmos oder DTS:X. Wie aber kommen so viele Kanäle aus nur 3 bzw. 4 Lautsprecher zustande, denn üblicherweise bietet ein solches System „nur“ einen 5.1 Sound. 

Das Geheimnis des Sets liegt in der Anordnung der verbauten Lautsprecher. Im Gegensatz zu einer herkömmlichen Soundbar sind in der HW-Q90R nicht nur die Stereo- und der Center-Speaker verbaut, sondern auch gleich nach oben abstrahlende, von Samsung Top Firing Arrays genannte Lautsprecher für die Höheneffekte. Das gleiche gilt für die hinteren Boxen. Auch diese bieten nicht nur die zwei Kanäle für die Surround-Effekte, sondern hier strahlt der Klang ebenfalls nach oben ab. Die Höhenkanäle werden von der Decke reflektiert und sorgen so für realistischen Raumklang, bei dem eben Regen im Film akustisch auch tatsächlich von oben kommt.

Durch eine spezielle Anordnung der Lautsprecher in der Soundbar selbst, strahlt diese den Sound nicht nur nach vorne und oben ab, sondern auch an die Seiten, wo der Klang von Wänden reflektiert werden soll. Einzige Einschränkung hierbei ist die maximale Entfernung von drei Metern. Will man also den Klang so originalgetreu wie möglich erleben, muss die Soundleiste entsprechend positioniert werden können. Über drei Meter Entfernung zu einer seitlichen Wand verliert sich der Klang im Raum und der Effekt wird zunichte gemacht. Gleiches gilt bei weichen Elementen wie Gardinen. Trifft der Schall auf eine solche, verpufft er förmlich. Auch wenn eine Soundbar üblicherweise ein recht probates Mittel für bestmöglichen Klang ist, so sind gerade hier vorher einige Feinheiten zu beachten.

Das Problem beim Heimkino-Abend sind häufig die Anzahl der Personen, die sich vor dem TV auf dem Sofa tummeln. Je weiter außen man seinen Platz gefunden hat, desto weiter verschiebt sich häufig der Ton, man nimmt diesen als Zuhörer im schlimmsten Fall versetzt wahr, also nicht mehr zentriert. Samsung legt bei der HW-Q90R viel Wert auf einen sogenannten breiten Sweet Spot, also dem Platz, an dem der Klang am besten und realistischsten wahrgenommen werden kann. Durch die besondere Anordnung der Lautsprecher im Inneren der Soundbar erhält der Klang eine besonders breite Bühne und wird auch an von der Mitte entfernten Plätzen noch als stimmig empfunden.

Technisch ist der Soundbarren auf der Höhe. So wurde die bekannte Audio-Schmiede harman/kardon für den perfekten Klang ins Boot geholt, um den insgesamt 17 Neodym Lautsprechern die richtigen Töne zu entlocken. Auch in Sachen Anschlüsse ist die HW-Q90R recht gut dabei. Ja, eine Soundbar hat nur begrenzten Platz, aber dennoch sind zwei HDMI-Eingänge und ein -Ausgang, sowie ein optischer Eingang in Ordnung. Obendrein schleifen die HDMI-Anschlüsse die Signale von HDR 10+ durch, so dass auch beim direkten Anschluss eines Zuspielers das volle 4K Erlebnis garantiert ist.

Das ganze System funktioniert nach dem Aufbau vollständig ohne Kabel, alles wird per Funksignal angesteuert und passt sich automatisch ein. So entfällt das lästige Verlegen von meterlangen Kabeln für die hinteren Lautsprecher. Auch wenn der Subwoofer aufgrund der Ortbarkeit von tiefen Tönen nach Möglichkeit in Front des Hörers aufgestellt sein sollte, so ist dies aus Platzgründen nicht immer möglich. Aber auch hier wird kein Kabel benötigt und der Sub kann frei im Raum positioniert werden.

Die Verarbeitung aller Komponenten macht auf Anhieb einen wertigen Eindruck. An der Front und auf der Oberseite befinden sich Metallgitter, an den Seiten ist matter und nicht reflektierender Kunststoff verbaut. Auch wenn Boxen mit hochglänzendem Klavierlack immer edel wirken, gerade für die Verwendung als Heimkino stören hier oft Lichtreflexe vom TV. Hier hat man mitgedacht, nichts spiegelt sich in den matten Oberflächen. Außerdem haben diese den Vorteil, weniger staubanfällig zu sein. Die Metallgitter weisen alle runden Ecken und Kanten auf, jedes Spaltmaß ist einwandfrei. Ins Auge fällt auf den sonst unscheinbaren Oberflächen sofort der Samsung  harman/kardon Schriftzug in Silber. Wer sich ein wenig mit gutem Klang auskennt, hat bei dessen Anblick eine noch höhere Erwartungshaltung an den Sound.

Die Einrichtung der Soundbar erfolgt mit der Samsung-eigenen Smart Things App. Diese ist anfangs vielleicht etwas verwirrend, weil darüber auch Samsung Küchen- und andere Geräte eingerichtet werden, aber wenn man sich auf den Bereich Audiosystem beschränkt, findet das System recht schnell die gewünschte Soundbar. Die eigentliche Installation ist unkompliziert und auch der Funktionsumfang ist überschaubar. Es gibt einen kleinen Equalizer, der Subwoofer lässt sich in den Bässen justieren oder man stellt die Soundbar auf eine andere Eingangsquelle um. Alles in allem ist die App wohltuend simpel und übersichtlich gestaltet.

Nach der Einrichtung wird es endlich Zeit, die HW-Q90R ihrem Einsatzzweck zuzuführen und Klang erschallen zu lassen. Meine eigene Anspruchshaltung in den eigenen vier Wänden war hoch, nachdem ich das System auf der IFA 2019 in einem speziell eingerichteten Raum anhören konnte. Aber auf Messen wird immer der Idealzustand für ein entsprechendes Gerät geschaffen, die Wahrheit liegt daher immer zu Hause. Denn hier hat man selten die idealen Bedingungen für bestmöglichen Klang. Bei mir ist das eine Dachschräge direkt über dem Sofa, ich war daher gespannt, wie die beiden kleinen Surround Boxen ihren Klang nach oben abgeben?

Die HW-Q90R verfügt über vier verschiedene Sound-Modi, die stets den besten Klang zur Quelle bzw. dem eingespielten Signal liefern sollen. Dazu kommen neben Standard, der sich gut für das abendliche Zappen eignet auch Surround für alle Arten von Filmen, der Modus Game Pro speziell für Videospiele und der Adaptive Sound, der selbst bei geringer Lautstärke oder anderen Umgebungsgeräuschen die Stimmen im Geschehen hervorhebt, um Dialoge klar und verständlich zu machen. Obendrein ist die Soundbar mit UHQ Audio Upscaling ausgestattet, welches jedes komprimierte Tonsignal in eines mit 32Bit Tiefe aufwertet. So erhalten selbst ältere Filme den bestmöglichen Klang.  

Da ich diese Woche zu ES – Chapter 2 im Kino war, hielt ich es für den Test der HW-Q90R für eine gute Idee, Teil 1 in den Schacht der Xbox One X zu legen. Gerade die Szenen, als die Kids das erste Mal das alte und zerfallene Haus in der Neibolt Street betreten und Pennywise in verschiedenen Räumen und Gestalten begegnen, beinhalten so viele und gute Soundeffekte, die beim ersten Anschauen für Gänsehaut gesorgt haben.

Besonders innerhalb dieses Hauses baut der Film eine so stimmige und bedrückende Soundkulisse auf. Der Moment als sich vor Eddy in der ersten Etage der Fußboden öffnet, während im Hintergrund die Drehorgel vollkommen verstimmt aufspielt, sorgt allein durch seine Soundeffekte für innere Anspannung. Aber auch als sich hinter Richie die Tür von allein schließt und er sich in einem Zimmer voller Clowns befindet, sorgen die Soundeffekte für eine Erwartungshaltung, dass im nächsten Moment etwas passieren muss. Hier sorgt allein die HW-Q90R für die Atmosphäre, denn ohne passenden Sound wären diese Szenen nicht annähernd so gruselig.

Ebenfalls großartig ist die Szene in der Garage, als sich die Verlierer versammeln, um Pennywise anhand einer Diavorführung auf die Schliche zu kommen. Dass hier etwas geschieht ist in dem Moment vollkommen klar, als sich das Nachladen der Dias selbstständig macht und die ehemals friedlichen Familienfotos zum blanken Horror werden. Auch hier sorgen die Soundeffekte für die Stimmung, bevor Pennywise höchstpersönlich die Szene aus der Leinwand betritt. Es sind die kleinen Effekte, die ein großartiges Soundsystem ausmachen. Die Räumlichkeit ist wirklich hervorragend.

Wenn man etwas bemängeln möchte, dann ist es der Subwoofer, der in extrem tiefen Sequenzen nicht hinterherkommt. Dies fällt aber nur auf, wenn man bereits einige großvolumige Subs wie zum Beispiel den Yamaha NS-SW1000 bei der Arbeit erleben durfte. Aber dieser kostet ja bereits allein mehr, als das gesamte System der HW-Q90R. Wer bisher noch keinen Kontakt mit einem solchen Tieftöner hatte, wird auch mit der Leistung des Samsung Subwoofers seine Freude haben.

Aber Samsung möchte von mir, dass ich mich auch mit den Videospielen befasse. Also muss dafür mein momentanes Highlight herhalten – Wreckfest. Zu Zeiten einer Playstation One war Destruction Derby das Maß der Dinge in Sachen Crash-Orgien. Entweder man zerlegte jeden Gegner kleinteilig im gleichnamigen Derby und versuchte als Letzter noch ein halbwegs fahrfähiges Vehikel zu haben oder aber man startete die Karriere und wartete sehnsüchtig auf den Kurs in Form einer 8. Was sich am Schnittpunkt der Strecke abspielte, war für mich bis heute unerreicht – bis eben Wreckfest auf der Xbox One erschien.

Die Grafik ist wirklich großartig, aber ohne den entsprechenden Sound nur die Hälfte wert. Auch wenn das Spiel ohne lizensierte Fahrzeuge auskommen muss, so hört man schon anhand der Motoren, was einen da wieder einmal von der Seite den Abhang hinuntergeschoben hat. Richtig großartig wird es aber bei Rennen, bei denen sich die Fahrspuren kreuzen. Es kracht und scheppert überall, Blech verbiegt sich bis zum Äußersten, Teile fliegen durch die Luft, Autos überschlagen sich mehrfach und bleiben auf dem Dach liegen. Der beste Kurs beinhaltet sogar einen Looping und zwei Kreuzungen. Trifft man hier den Gegner und verliert dieser an Schwung, ist es äußerst befriedigend, den Aufprall dessen am Boden des gewaltigen Runds zu hören.

Aber Autos sind nicht das Maß der Dinge, so finden auch Rennen mit Rasenmähern, Bussen und sogar Mähdreschern statt. Auch hier ist die Kulisse voll von Effekten – ersterbende Motoren, wenn ein anderes Fahrzeug demoliert wird, das eigene sich gerade noch so auf den Reifen halten kann, weil es an allen Ecken und Enden klappert, verschiedene Untergründe wie Sand, Asphalt oder Metall oder der Aufprall von Fahrzeugen auf unbeweglichen Hindernissen. Für eine großartige Soundkulisse muss es nicht immer der Shooter sein, Wreckfest ist der Härtetest für ein jedes Soundsystem. Und den erledigt die HW-Q90R einwandfrei.

 

Fazit:

Die Möglichkeiten, sein Heimkino nicht nur optisch, sondern auch klanglich aufzuwerten, sind inzwischen zahlreich. Und doch gibt es immer wieder Systeme, die den Unterschied machen. Samsung bietet in Zusammenarbeit mit harman/kardon mit der HW-Q90R hier ein rundum-glücklich-Paket an, welches mit geringem Aufwand in Aufbau, Einrichtung und Platzaufwand für das große Kino zu Hause sorgt.

Mit einem für ein solches System überschaubaren Preis-/Leistungsverhältnis schaffen es auch Heimkino-Anfänger schnell und sicher aus jedem Film und Spiel den bestmöglichen Klang herauszuholen. Das 7.1.4 System glänzt mit einer tollen Dynamik und viel Leistung, die räumlichen Effekte sind einwandfrei, dazu kommen verschiedene Sound-Modi, für jede Art von Unterhaltung bis hin zu Videospielen.

 

 

Link zur Herstellerseite: Samsung HW-Q90R

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