Hardwaretest: Mac Audio PrivatEar – das Nackenkissen mit Klang

MAC Audio ist den meisten unter uns vermutlich eher als Hersteller im Bereich Car-Audio bekannt, weshalb es mich etwas überrascht hat, dass es nun auch vermehrt Produkte aus dem Bereich Consumer Electronics bei MAC Audio zu finden gibt. Ich muss zugeben, dass sich mir das Konzept hinter dem PrivatEar nicht wirklich erschlossen hat, als ich das Gerät ausgepackt hatte und in den Händen hielt. Für mich stand bei diesem Test also im Vordergrund, was der Mac Audio PrivatEar anders oder sogar besser macht, als herkömmliche Bluetooth Kopfhörer.

Als ersten Schritt habe ich das Gerät mit meinem iPad per Bluetooth gekoppelt, das lief problemlos und kinderleicht. Nach dem Einschalten des PrivatEar erscheint dieser sofort in der Liste der verfügbaren Bluetooth-Geräte auf meinem iPad, es ist keine komplizierte Einrichtung nötig. Da das Gerät weder über ein Display noch über haptische Signalgebung wie Vibration verfügt, meldet es sich per Audiosignal, wenn man es einschaltet. Auch eine kleine weiße LED Leuchtet am unteren Rand des rechten Lautsprechers auf.

Außerdem befinden sich an der Seite des gleichen Lautsprechers noch drei Bedientasten für die Lautstärkeregelung sowie Play/Pause der Wiedergabe. Die Betonung liegt hier auch wirklich auf „Tasten“, da diese schon mit ein bisschen Druck betätigt werden müssen. Für alle, die wie ich nicht so sehr auf Touch-Steuerelemente bei Kopfhörern stehen, also genau das richtige.

MAC Audio verspricht mit dem PrivatEar bis zu 24h Akkulaufzeit und einen kompletten Ladezyklus innerhalb von 150 Minuten, was sich für mich schon mal nicht schlecht anhört. Das Aufladen erfolgt über einen Micro USB, der sich auf der Innenseite des rechten Lautsprechers befindet.

Im ersten Testversuch habe ich diesen Lautsprecher mit ins Büro genommen, um während der Arbeit ein wenig Musik zu hören. Diesen Test habe ich aber recht früh wieder abgebrechen müssen, da ich sehr schnell Kollegen neben mir stehen hatte, die sich durch meine Musik gestört fühlten, obwohl ich die Lautstärke eher im unteren Bereich eingestellt hatte. Scheinbar war ich so doch nicht ganz so „privat“, wie der Name des Lautsprechers vermuten lässt. Womit auch eine Verwendung draußen oder in öffentlichen Verkehrsmitteln für mich ausschied. Hier also 1:0 für normale Kopfhörer.

So habe ich den Test zu Haus im Home Office fortgesetzt, hier habe ich den PrivatEar direkt mit meinem MacBook verbunden. Da der Lautsprecher auch über ein integriertes Mikrofon verfügt, habe ich mich mit diesem Setup gleich in einen Call via Microsoft Teams eingewählt. Die Software erkennt das Gerät sofort, sodass das Gespräch problemlos starten kann. Ich habe meine Gesprächspartner gut verstehen können und hatte keine Schwierigkeiten dem Gespräch zu folgen. Allerdings beklagten die anderen Teilnehmer die schlechte Sprachqualität (blecherner Sound) meinerseits und eine starke Rückkopplung, was mich dann dazu veranlasste, das integrierte Mikrofon meines MacBooks zu verwenden, statt des Mikros des PrivatEar.

Was ebenfalls etwas schade ist, dass im Bluetooth Menü des MacBooks keine Batterieanzeige des Lautsprechers zu finden ist. Dafür kann man sich aber den aktuell verwendeten Audiocodec anzeigen lassen und z.B. auch die Bluetooth MAC-Adresse des Geräts. Mein Fazit aus diesem Test ist, dass der PrivatEar sich gut fürs Home Office eignet, auch wenn das integrierte Mikro nicht ganz so gut ist.

Dass man mit diesem Lautsprecher seine Umgebung nicht ganz ausblendet, kann sowohl Vor- als auch Nachteile haben. Das Klingeln des Telefons oder des Postboten an der Haustür hört man fast ungedämpft, was sehr gut ist. Allerdings hört man auch alle störenden Geräusche (laute Nachbarn, viel befahrene Straße vor dem Haus) sehr gut. Die Wahrnehmbarkeit der Umwelt hängt aber auch stark davon ab, wie laut man den PrivatEar stellt. Ich habe mich die meiste Zeit dieses Tests eher im unteren Lautstärkebereich befunden, wenn ich die Lautstärke aber hochgedreht habe, habe ich die Eieruhr nebenan in der Küche beispielsweise erst deutlich später wahrgenommen.

Im zweiten Teil meines Tests des MAC Audio PrivatEar habe ich mich ganz auf den Klang konzentriert. Mein erster Testsong war deswegen „Remedy“ der Band Cold, vom bereits 2003 erschienenen Album „Year of the Spider“. Der intensive und treibende Bass des Songs kommt durch den PrivatEar leider nicht richtig zur Geltung. Für voluminöse und dynamische Bässe ist der privatEar einfach nicht konzipiert. Auch der Song „Alleine in der Nacht“ von den Ärzten kann nicht so richtig Schwung entwickeln. Zu guter letzt habe ich es noch mit dem Beatles Klassiker „Lady Madonna“ probiert, habe aber ein ähnliches Klangbild erhalten. Es klingt alles dumpfer und flacher als bei einem gewohnten Kopfhörer. Aber das ist mit Sicherheit auch der flachen Bauform des Geräts geschuldet.

Da es zu diesem Lautsprecher auch keine App oder andere Möglichkeiten gibt, womit man die Klangeinstellungen etwas justieren könnte, muss man sich mit dem zufrieden geben, was an Klang aus dem Nackenlautsprecher rauskommt. Ein kleines Plus ist, dass die Bluetooth Verbindung zuverlässig und stabil ist. Auch wenn ich mich im Nebenraum aufgehalten habe dudelte es auf meinen Schultern unterbrechungsfrei weiter. An dieser Stelle in Sachen Musikgenuss trotzdem ein klares 2:0 für den klassischen Kopfhörer.

Für den dritten und letzten Teil meines Tests habe ich es mir im Bett gemütlich gemacht und habe mir per Mediatheken ein paar Dokus und auf Netflix Serien angesehen. Dieser Teil fiel recht positiv aus. Ähnlich wie bei meinem Teams-Call im ersten Teil des Tests, war auch hier der Klang gut. Die Stimmen waren gut zu verstehen und angenehm vom Klang. Der eher flache Sound stört hier tatsächlich kaum. Zudem ist der Tragekomfort des PrivatEar ein echter Pluspunkt. Sie liegen nicht schwer auf, sodass man sie kaum merkt.

Durch die leicht gummierte Oberfläche rutscht der Lautsprecher auch nicht und sitzt sicher. Während gerade OnEar Kopfhörer mit der Zeit schwer werden oder an den Ohren drücken können, belastet der MAC Audio Lautsprecher auch nach längerer Benutzung nicht. Auch beim Positionswechsel vom aufrechten Sitzen ins Liegen oder umgekehrt, sitzt der Lautsprecher sicher im Nacken und drückt oder stört nicht. Auch hier neigen OnEar Kopfhörer dazu, zu rutschen oder gar ganz vom Kopf zu fallen. Außerdem kann es unbequem werden, wenn man sich mit dem Kopf irgendwo anlehnt oder auf ein Kissen legt, da oft der Bügel und nicht zuletzt die Ohrmuscheln drücken. Und so steht es am Ende meines Test 2:1 für Bluetooth Kopfhörer.

Unklar bleibt hier jedoch bis zum Schluss, wen man bei Mac Audio mit dem PrivatEar ansprechen möchte? Der Karton und die Produktbilder zeigen einen gesetzteren Herren mit grauen Haaren und ebensolchem Bart, der gut als Modell für die Apotheken-Umschau mit einem Nacken-Massage Gerät posieren könnte. Und das ist sicher nicht so als Ersteindruck beabsichtigt?

Fazit:

Dass die Umgebung die wiedergegebenen Inhalte klar mithören kann, macht den MAC Audio Lautsprecher eher weniger zum Alltagsbegleiter, daher wahrscheinlich auch der Name PrivatEar. Der Klangkörper ist tatsächlich für die Nutzung in den eigenen vier Wänden konzipiert. Und da soll er auf der Schulter spielen, ohne die Umgebung vollständig auszublenden.

Zusammenfassend ist also zu sagen, dass der PrivatEar aus meiner Sicht eher geeignet ist, um damit sprachlastige Inhalte wie Podcasts, Hörbücher oder Dokumentationen zu genießen, bei den Mitten, also der Stimmwiedergabe für TV oder Hörbücher, spielt der Kopf-Schulter-Hörer gut auf. Sobald Musik ins Spiel kommt, wünscht man sich aber eher einen klassischen Kopfhörer, da dieser die Energie und den Drive der Musik besser wiedergeben kann.

Auch könnte ich mir vorstellen, dass der Lautsprecher prima auf einer Autofahrt mit Kindern funktioniert, da die Kids auf der Rückbank ein Hörspiel anhören können, ohne dass die Eltern dies die ganze Fahrt über in voller Lautstärke mithören müssen.

Link zur Herstellerseite: Mac Audio PrivatEar

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