Hardwaretest: Logitech Harmony Ultimate One – teures Spielzeug für Faule

Vor Jahren investierte ich viel Geld in die angeblich ultimative Fernbedienung. Die Logitech Harmony 555 sollte die Schaltzentrale für das Heimkino sein, Couchpotato-ing in Perfektion. Nach stundenlanger verzweifelter Einrichtung, vielfachem Try-and-Error und noch mehr Fehlern in der Bedienung der Geräte verschwand die Harmony 555 erst in der Schublade und dann irgendwann im Elektroschrott.

logitech_ultimate_one_teaserMit der Harmony Ultimate One liegt nun das aktuelle Spielzeug von Logitech auf dem Couchtisch. Allein die Verpackung von in mattschwarz und Hochglanz bedrucktem Karton suggeriert, dass der Preis von zurzeit 179,-€ gerechtfertigt sein soll. Was so toll verpackt ist, kann einfach nur hochwertig sein. Im Paket selbst finden sich dann die Fernbedienung, eine Ladestation, ein USB-Kabel und eine dünne Anleitung, mehr benötigt es nicht, sämtliche bisher verwendeten Fernbedienungen vom Tisch zu verbannen. Die Harmony Ultimate One selbst verfügt nur über wenige physische Tasten, ein Großteil der Eingaben erfolgen über einen 2,4 Zoll großen Touchscreen, der sich zudem noch individuell in Aussehen und Funktion anpassen lässt.

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Wie bei allen technischen Spielereien erfolgt zuerst die Einrichtung eines Online-Zuganges und die Installation der MyHarmony Software. Danach erfolgt die Eingabe aller vorhandener Geräte, die übernommen werden sollen. Die Harmony benötigt dazu den Hersteller und Typenbezeichnungen des Gerätes, welches gesteuert werden soll. Glücklicherweise waren hier alle Komponenten vorher bekannt. Schwierig war aber die Erkennung des Kabel-Deutschland Decoders. Sagemcom war klar, aber der Typ? Also wurden vorhandene Kabel abgezogen, das Gerät aus dem Phonoregal gepuhlt und sämtliche auf dem Gerät eingestanzten Nummern probiert, bis die Harmony eine davon bestätigte. Man sollte also vor der Einrichtung sein vollständiges Verzeichnis aller Typenbezeichnungen zusammengestellt haben.

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Anfängern wird spätestens jetzt bei der Programmierung bewusst, dass die Ultimate One keine gewöhnliche Fernbedienung ist. Denn statt nur alle Geräte wie bisher zu bedienen, programmiert man Aktionen. Man möchte fernsehen, das Signal kommt vom Decoder und der Sound soll obendrein über die 5.1 Anlage ausgegeben werden? Also installiert man die Aktion „Fernsehen“. Die Harmony fragt nach, welches Gerät das Bild ausgibt, welches für den Ton zuständig ist und ob als Empfänger des TV-Signals der TV oder der Decoder eingerichtet werden sollen. Bis hierhin kein Problem, wenn man weiß, an welchen HDMI-Eingang man welches Gerät angeschlossen hat und welcher Kanal auf dem Receiver den Ton ausgibt. Auch hier gilt es, schon vor der Programmierung die entsprechenden Infos zur Hand zu haben. Neben der Einrichtung der Aktionen steht ein umfangreiches Menü aller TV-Sender zur Verfügung. Hier lassen sich je nach Anbieter alle angebotenen oder abonnierten Sender auf dem Touch-Display ablegen und sortieren. Optisch sehr schick und dabei funktional!

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Ich möchte nun also fernsehen und mit Druck auf den entsprechenden Button auf dem Touchscreen schaltet die Ultimate One tatsächlich den TV, den Receiver und den Decoder ein. So testet man dann Aktion um Aktion. Sollte eine Aktion nicht auf Anhieb funktionieren, hinterfragt die Harmony, ob alle Geräte angeschaltet wurden. Ist dies nicht der Fall, wird man individuell über ein Touchscreen Menü durch alle verwendeten Geräte geführt, danach hat die One die Aktion gespeichert. Neben den klassischen Funktionen lassen sich noch zahlreiche persönliche Funktionen hinterlegen. So habe ich auf meiner Yamaha-FB einen Menü-Button, der automatisch den Tuner startet. Dieser fehlte mir auf der Harmony jedoch. Die nachträgliche Installation der Funktion „Radio hören“ dauerte keine zwei Minuten.

Wer dennoch eine Funktion sucht, die nicht programmiert ist, findet aber auch diese mit Sicherheit. Denn jede Funktion, die auch die ursprüngliche Fernbedienung bietet, ist auch im Gerätemenü der Harmony abgebildet, so zum Beispiel die verschiedenen DSP-Programme meines Yamaha Receivers. Sollte ein Gerät einmal nicht in der Logitech-Datenbank zu finden sein, lernt die Harmony Befehle Step-by-Step von der anderen Fernbedienung.

Auch für Videospieler ist die Ultimate One mehr oder weniger geeignet. Es lassen sich zwar Wii U und andere programmieren, aber ein Start der Konsole mit der Aktionstaste funktioniert (bisher) nicht. Gestartet werden nur TV und 5.1 System, die Wii U bleibt dunkel. Dies ist aber eigentlich kein Problem, da man seine Konsole ohnehin über das Joypad anspricht.

Fazit:

Trotz aller Euphorie über die Logitech Harmony Ultimate One bleiben dennoch einige Fragen. Offenbar hat es Logitech nicht geschafft, die Software fehlerfrei zu gestalten. So passiert es gelegentlich, dass sich bei einer gewünschten Aktion ein vollkommen anderes Gerät mit anschaltet, hier wiederholt geschehen bei der Aktion „Radio hören“, bei der sich zusätzlich zum Receiver auch der TV fälschlicherweise mit einschaltete. Auch eine falsch programmierte Aktion lässt sich nicht mehr richtig löschen und danach neu anlegen. Die Software zeigt dann an, dass eine Aktion mit diesem Namen bereits existiert, obwohl sie nicht mehr angezeigt wird.

Dennoch ist die Ultimate One eine gute Alternative mit zahlreichen fertigen und individuell zu gestaltenden Funktionen zu allen bisher verwendeten Infrarot-Fernbedienungen, denn funkbasierte Geräte funktionieren nicht. Eine riesige Datenbank mit mehr als 225.000 Modellen verschiedenster Hersteller deckt aber so ziemlich die gesamte Bandbreite des installierten Home-Entertainments ab, vorausgesetzt man ist bereit, 179,-€ für die eigene Bequemlichkeit auszugeben.

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Link zur Herstellerseite: Logitech Harmony Ultimate One >>>

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