Hardwaretest: LG UltraGear 27GN800 – viel 27 Zoll Gaming-Monitor zum kleinen Preis

LG hat sich in den letzten beiden Jahren mit der UltraGear-Serie einen Namen im Bereich der Gaming-Monitore gemacht. Nicht nur eSportler schwören inzwischen auf die Modelle mit dem einprägsamen Logo, auch der Gamer zu Hause hat die LG-Displays als mehr als nur eine Alternative zu den üblichen Verdächtigen für sich entdeckt. Waren Reaktionszeiten von 1 Millisekunde bisher nur den höher- und hochpreisigen Modellen vorbehalten, so bietet LG jetzt mit dem LG 27GN800 einen solchen Monitor auch im für das erstklassige Gaming unteren Preissegment an. Mal schauen, wie sich der wie üblich cool designte Monitor im Alltagstest schlägt?

Im schlichten braunen Karton findet der Käufer wie immer alles vor, um sofort loslegen zu können. Die Frage ist aber, mit was man denn tatsächlich loslegen möchte? Gaming am Monitor ist nicht mehr nur dem entsetzlich teuren und bis in die letzte Schraube aufgebohrten Gaming-PC am DisplayPort vorbehalten. Gerade die neuen Konsolen-Generationen von Xbox Series X und Playstation 5 finden immer häufiger ihren Platz an einem solchen Monitor. Auch wenn am HDMI-Eingang die Reaktionszeiten noch um wenige Millisekunden höher liegen, so steht dies der rasanten Action am PC nur unmerklich nach. Lediglich Frame-zählende eSportler werden hier vielleicht Unterschiede bemerken können? Ich habe für diesen Beitrag und Test die Playstation 5 an den 27GN800 gehangen, weil ich parallel zum Monitor auch einen Beitrag für das exklusive Game Returnal schreibe. Manchmal fügen sich Dinge eben von allein.

Beim Öffnen des Kartons auf der angegebenen Seite fällt sofort der bei UltraGear-Monitoren übliche Standfuß auf. Das V ist mit einem roten Streifen abgesetzt, Kenner wissen sofort und ohne Blick auf das Logo, dass dies ein LG-Monitor ist – VW hat es bereits vor Jahren mit ebenfalls roten Applikationen an seinen GTI-Serien vorgemacht, wie man etwas Besonderes unauffällig auffällig präsentiert. Etwas erstaunt war ich dann aber über die sehr kurze Säule, die Monitor und Standfuß miteinander verbindet. Es hat einen Moment gedauert zu verstehen, dass der Monitor nicht über eine Höhenverstellung verfügt, sondern das Display tatsächlich nach der Montage nur gekippt oder geneigt werden kann. Aber das stellte sich in der Praxis beim Zocken und auch beim Schreiben dieses Beitrages nicht als Problem heraus. Eine Pivot-Funktion, in der der Monitor um 90 Grad hochkant gedreht werden kann, um lange Dokumente zu verfassen, nutze ich ohnehin nicht. Daher ist auch diese Funktion bei einem Gaming-Monitor vollkommen zu vernachlässigen. Hochkant programmierte Handy-Games werden die wenigsten an einem Monitor nutzen.

Der eigentliche Bildschirm wird mit zwei kleinen Schrauben am Fuß befestigt, eine Kappe aus schwarzem Kunststoff schließt die Montage ab. Der gesamte Monitor steht danach bombensicher und absolut wackelfrei auf dem Tisch. Eine integrierte Kabelführung wie beim 27QN800 sucht man hier allerdings vergebens. Diese ist aber auch aufgrund der geringen Höhe der Konstruktion nicht nötig. Wen die hängenden Kabel hinter dem Monitor stören, der nimmt sich halt einen Kabelbinder, um diese zu sortieren. Der 27GN800 verfügt über alle Anschlüsse, um den Monitor sofort dem ihm zugedachten Zweck zuzuführen. Neben dem DisplayPort in Version 1.4 finden sich zwei HDMI 2.0b Eingänge, sowie der Eingang für einen Kopfhörer. Da der Monitor nicht über integrierte Lautsprecher verfügt, konnte ich das Angenehme auch gleich mit dem noch Angenehmeren verbinden. Denn neben Monitor- und Returnal-Test konnte ich so auch gleich das neue, kabelgebundene EPOS H3 Gaming-Headset anschließen, welches hier ebenfalls für einen Praxis-Test bereitliegt. Ich erwähnte bereits, dass sich Dinge manchmal von allein fügen?

LG verwendet für sämtliche Einstellungen den inzwischen so bewährten Joystick am unteren Rand des Bildschirms. Es gibt keine Knöpfe irgendwo am Rand, man kann sich nicht vertun und versehentlich Einstellungen verändern, alle Funktionen sind über ein perfekt lesbares OnScreen Menü vorzunehmen. Befindet man sich in diesem Menü, lassen sich sämtliche Parameter für den entsprechenden Eingang haarklein justieren und somit den persönlichen Vorlieben entsprechend anpassen. Das IPS-Panel bietet sowohl im DisplayPort selbst bei 144 Hertz als auch bei HDMI eine QHD-Auflösung von 2560 x 1140 Pixel und unterstützt sogar HDR10 mit 1,073 Milliarden Farben und nutzt dabei 99% des sRGB-Farbspektrums. Gerade HDR – High Dynamic Range – macht beim Gaming den Unterschied. Normaler, auf einem Display dargestellter Inhalt hat beim Kontrast eine Farbtiefe von 8 Bit, HDR10 kann aber ungefähr viermal so viele Helligkeitsstufen darstellen. Somit entsteht ein extrem kontrastreiches Bild, gerade in besonders hellen Bereichen.

Die Helligkeit wird von LG mit 350 Candela pro Quadratzentimeter (cd/cm2) angegeben. Zum Vergleich: Eine Kerze hat ein Candela, eine durchschnittliche Glühbirne 60 Candela. Aber ein Game besteht nicht nur aus Helligkeit, gerade dunkle Bereiche werden somit manchmal zum Problem. LG verwendet dafür den sogenannten Black Stabilizer, um hier mehr Übersicht zu verschaffen. Das matte und damit so gut wie spiegelfreie Display stammt ausnahmsweise nicht von LG selbst, sondern wird außer Haus von BOE gefertigt. Das tut der Qualität jedoch keinen Abbruch, auch wenn in einigen Internet-Foren die Wellen deswegen hochschlagen. Um hier den Head of Marketing von LG IT Solutions, Frank Sander, absprachegemäß zu zitieren, mit dem ich vor dem Test über diesen Monitor gesprochen hatte: „Wir alle wollen Champions-League spielen, den wenigsten gelingt das. Ich kann also auch bei einem Monitor mit einem Kreisliga-Preis keine Champions-League erwarten.“ Soweit die Theorie, denn der Monitor liefert bei Weitem mehr als nur Kreisklasse!

Die PS5 ist angeschlossen, Returnal ist installiert, HDR ist aktiviert, es wird also Zeit, sich ins actionreiche Geschehen zu stürzen. Und stürzen ist der Begriff, der den Einstieg in das Spiel wohl perfekt beschreibt, denn wir stürzen als Spieler mit unserem Raumschiff über einem unbekannten Planteten ab. Nach dem Aufwachen steht man mit seiner Spielfigur einer unbekannten und düsteren Landschaft gegenüber. Und schon hier zeigt der Monitor seine Klasse. Denn trotz der dunklen Umgebung sind sämtliche Details einwandfrei zu erkennen. Im Laufe der folgenden Level ändert sich die Umgebung nicht merklich.

Erst als die heimische Fauna und Flora zum Leben erwacht, kommt auch Farbe ins Spiel. Ganze hellblau leuchtende Salven von Schüssen schwirren in Richtung des Spielers und auch hier sind weder Schlierenbildung, noch andere grafische Fehler zu erkennen. Auch das Dashen, also eine schnelle, kurze Bewegung der Spielfigur, um diesem Beschuss auszuweichen, stellt den Bildschirm vor keinerlei Probleme. Das einzige Problem ist der für mich anfangs ungewohnt hohe Schwierigkeitsgrad, an den ich mich erst einmal gewöhnen muss. Bei Returnal heißt daher bewegen überleben. Aber selbst auf der Flucht vor oder aber beim Frontalangriff auf diese Lebensformen bleibt die dunkle Umgebung stets perfekt zu erkennen. Es passierte mir nicht einmal, dass ich aufgrund schummeriger Grafik von einem Absatz gestürzt oder in eine Schlucht gefallen wäre. Die zahlreichen Bildschirmtode und damit verbundenen Neustarts waren stets meiner eigenen Unfähigkeit und manchmal auch meinem Übermut, denn der Grafik geschuldet. Der 27GN800 liefert stets das passende Bild zur Action ab.

Aber natürlich ist der Monitor nicht nur für das Gaming an Konsolen konzipiert, gerade PC-Spieler werden die Kompatibilität zu NVIDIAs G-Sync und AMDs FreeSync mehr als nur zu schätzen wissen. Egal welche Grafikkarte im PC ihren Dienst verrichtet, sorgen die entsprechenden Fähigkeiten für ein flüssiges, ruckelfreies und schnelleres Bild. Da mir aber jegliche motorische Fähigkeiten abgehen, mit Maus und Tastatur ein Actionspiel auch nur ansatzweise für wenige Sekunden virtuell zu überleben, besinne ich mich lieber auf die Ruhe. So habe ich dann nach Jahren der PC-Abstinenz mal wieder ein Spiel installiert, bei dem es auf Logik und nicht auf Tempo und Reaktion ankommt – und so spiele ich schon seit einigen Wochen vollkommen entspannt Anno 1800. Selbstverständlich fordert das Spiel weder PC, noch Monitor und dennoch genieße ich es, meine Schiffe auf entfernte Expeditionen zu schicken, Piraten zu jagen und zu versenken, mit Handel mein Imperium und meine Geldbörse zu erweitern und ungeliebten PC-Charakteren ihre wichtigsten Inseln abzujagen. Es kann am Ende schließlich nur einen geben. Und auch da spielt der 27GN800 ganz entspannt mit.

Da ich den 27GN800 auch einem Alltagstest und nicht nur einem Gaming-Test unterziehen wollte, nutzte ich den Monitor selbstverständlich auch für meine tägliche Arbeit. So entstand dieser Beitrag selbstverständlich auch an diesem Gerät. Nebenbei wurde im I-Net gesurft, Videos geschaut, auf DAZN und SKY Sport konsumiert und die eine oder andere Grafik für die Website bearbeitet. Auch wenn der kleine LG als Gaming-Monitor der UltraGear Reihe konzipiert ist, nahm er auch stupide Büro-Arbeiten klaglos hin. Unter dem Strich steht also hier nach über 14 Testtagen ein Allrounder mit hervorragender Bildqualität in allen Bereichen.


Fazit:

Der LG 27GN800 verfügt weder über Höhenverstellung, noch über Lautsprecher – Dinge, die man üblicherweise von einem Monitor erwartet. Und dennoch ist das Display mit allem ausgestattet, was sich der Spieler von seinem neuen Gaming-Monitor wünscht. Der Bildschirm bietet QHD-Auflösung an allen Anschlüssen, kommt mit einwandfreien Schwarzwerten und dank HDR10 auch großartigen Kontrasten daher und kostet nur einen Bruchteil dessen, was man sonst für einen Gaming-Monitor aufrufen muss.

PC-Spieler profitieren obendrein von nur einer Millisekunde Reaktionszeit am DisplayPort, G-Sync und FreeSync Kompatibilität und 144 Hertz Geschwindigkeit. Mehr geht nicht und mehr braucht es nicht. Und wer neben dem Gaming auch Home-Office oder –Schooling am 27GN800 praktizieren muss, kann auch dieses völlig problemlos erledigen. Für nur 349,-€ ist der Monitor der Allrounder auf dem Schreibtisch, mit dem man nach einem anstrengenden Arbeits- oder Schultag nahtlos in die Freizeit zum Gaming übergehen kann.


Link zum Hersteller: LG UltraGear 27GN800