Hardwaretest: LG ProBeam HF85JS Allegro – beam die Wand an

In längst vergangenen Zeiten, als ich noch ein nicht nach den Vorgaben funktionierendes Rädchen in einem großen System war, wurden Beamer für langweilige Präsentationen vor mehr oder weniger wichtigen Menschen verwendet. Die Aufstellung der Tische erfolgte in U-Form, damit auch alle ungehindert einen Blick auf die Powerpoint-Folien erhaschen konnten. Nicht selten aber warf ein ausgestreckter Arm oder ein Kopf Schatten auf die Leinwand. Das war früher, als Beamer noch in der Raummitte oder unter der Decke platziert wurden.

Nun halte ich meinen ersten LG Kurzdistanz-Beamer in der Hand und ich bekomme das Grinsen nicht aus dem Gesicht. Diese Technik ist so anders, als die bisher Bekannte. Denn statt diesen Beamer mitten im Raum aufzustellen oder umständlich mit allen dazugehörigen Kabeln an die Decke zu hängen, wird der neue LG ProBeam HF85JS Allegro einfach direkt vor die Wand gestellt. Der Abstand beträgt dabei mindestens 8 Zentimeter bis maximal 20 Zentimeter – je weiter weg der Beamer steht, desto größer wird auch das Bild. Somit sind Bilddiagonalen von 2,28 Metern (90 Zoll) bis hin zu gigantischen 3,05 Metern (120 Zoll) möglich.

Statt also für den Heimkinoabend das Wohnzimmer umzuräumen, damit alle um den mitten im Raum aufgestellten Beamer Platz nehmen können, verwendet man einfach die bereits vorhandenen Möbel. Einfach den Beamer auf ein Sideboard oder ein Regal gestellt und schon steht dem Spaß kaum mehr etwas im Weg. So stört es auch nicht mehr, wenn jemand zwischendurch Bier holen oder wegbringen möchte, denn man läuft schlicht nicht mehr durch das Bild. Die Zeiten von lustigen Schattenspielen auf der Leinwand sind mit dem HF85JS endgültig vorbei.

Möglich macht diese Technik ein raffiniertes Spiegelsystem. Das Bild wird über einen gebogenen Spiegel an die Wand projiziert. Und auch hier bietet der LG ProBeam einen nicht zu unterschätzenden Vorteil. Denn solange ich zurückdenken kann, mussten Beamer nach der Aufstellung justiert werden. Das Bild war grundsätzlich verzerrt. Man hantierte also noch geraume Zeit mit irgendwelchen Trapezeinstellungen herum, bis man eine symmetrische Darstellung an der Wand oder auf der Leinwand hatte. Hier wird der Beamer einfach den einen oder anderen Zentimeter geradegerückt und fertig. Dennoch lassen sich alle Ecken manuell über das Online-Menü noch einmal anfassen.

Die Einrichtung ist schon fast verboten einfach. Beamer aufstellen, anschalten, den wenigen Punkten im Menü folgen, mit dem heimischen Netzwerk per Kabel oder WLAN verbinden und schon steht Bildern von beeindruckender Qualität und Größe nichts mehr im Wege. Nichts mehr? Fast nichts mehr, denn ich hatte die Ausmaße des Bildes tatsächlich hoffnungslos unterschätzt. Die Rückwand meines speziell für solche Tests designten Phonoregals war schlicht zu klein, um das Bild zu erfassen. Der Rest der Wohnung besteht aus Dachschrägen und eine Leinwand besitze ich noch nicht. Also alles wieder eingepackt und bei meinem Bruder erneut aufgebaut – freundliche deutsche Raufasertapete im sanften Cremeton und Nägel in der Wand inklusive.

Alleine dieser Punkt zeigt, dass man sich vor dem Kauf eines solchen Gerätes wirklich im Klaren sein muss, wo man den aufstellen möchte und ob die Rückwand als Projektionsfläche wirklich ausreichend Platz bietet? Denn bei diesem Beamer hat man definitiv keine Lust auch noch eine Leinwand aufzubauen, zu flott ist der LG einsatzbereit. Das Bild ist einfach gigantisch und die Größe wirklich nicht zu unterschätzen. Nichts ist ärgerlicher als 1.800,- Euro auszugeben um dann festzustellen, dass man den LG HF85JS nicht wie gewünscht nutzen kann.

Ist der ProBeam dann aufgebaut und gestartet, muss man sich ein wenig mit der Fernbedienung vertraut machen. Denn diese ist wirklich großartig. Statt umständlich wie vom TV-Menü gewohnt über ein Steuerkreuz von Menüpunkt von Menüpunkt zu hüpfen, wird die kleine Fernbedienung verwendet wie ein Laserpointer. Anfangs zeigt der Pfeil überall hin, aber eben nur selten dahin, wo man den auch hinhaben möchte. Aber das ist eine ganz kurze Eingewöhnungsphase. Denn noch schneller und besser kann man ein Gerät nicht bedienen.

Allerdings fällt auf, dass die im HF85JS verbaute Software doch ein wenig Zeit benötigt. Der Chip scheint bei jeder Eingabe kurz nachzudenken, ob der Befehl jetzt ernstgemeint war oder ob man sich das vielleicht noch einmal anders überlegt? Aber gut, Einstellungen nimmt man höchst selten vor, also ist dieser Punkt zu vernachlässigen.

Der Druck auf die Home-Taste offenbart dann alle Fähigkeiten des LG ProBeam HF85JS. Ausgestattet mit webOS 3.0 gibt es nichts, was nicht in irgendeiner Art und Weise mit der Darstellung von Bildern zu tun hätte. Von Amazon über Sky bis hin zu Netflix bietet das System alle Apps, die man für einen ausschweifenden Kinoabend benötigt. Die WLAN-Verbindung lief über Stunden stabil und ruckelfrei, es gab keine Probleme mit nachladenden Bildern oder Auflösungen mit 480 Pixeln, weil die Leitung mit den Datenmengen nicht klarkam.

Und hier spielt die Magic Remote genannte Fernbedienung dann wirklich ihre Stärken aus. Hier einen Menüpunkt geöffnet, schnell eine Einstellung vorgenommen und dort ein Passwort für den Streaming-Dienst der Wahl eingegeben – schneller und komfortabler geht es einfach nicht. Und je tiefer man in die Einstellungen vordringt, desto mehr interessante Menüpunkte entdeckt man. Denn das Bild lässt sich entgegen aller Erwartungen tatsächlich auf den Kopf stellen, um den LG ProBeam vielleicht doch an der Decke zu montieren. Es lässt sich sogar spiegeln, um es von hinten auf eine Leinwand zu projizieren. Das erhöht die Einsatzgebiete des kleinen LG also um ein Vielfaches.

Die Technik funktioniert also, aber was macht denn nun das Bild? Um es kurz zu machen, ich durfte einige Beamer im Einsatz erleben, aber der LG ProBeam HF85JS bietet das beste Bild, das ich jemals an einem solchen Gerät gesehen habe. Die Full HD Auflösung ist fehlerfrei und selbst bei maximaler Größe gibt es gestochen scharfe Bilder. Aber – und jetzt kommt tatsächlich eine Einschränkung – es handelt sich dabei noch immer um einen Beamer. Und dieser mag eben keine Helligkeit.

Auch wenn LG 1500 Lumen an Leuchtkraft angibt, so sollte dennoch eine ausreichende Abdunkelung des Raumes vorhanden sein. Ja, im Notfall kann man auch bei Tageslicht schauen, aber der Spaß hält sich dann in Grenzen. Zu hell ist das Bild, hier ist dann jeder TV einem Beamer noch immer überlegen. Aber gut, man schaut ja auf einem einem solchen Gerät auch kein Abendprogramm. Niemand braucht die Tagesschau und all ihre weltweiten Katastrophenmeldungen mit drei Metern Diagonale. Ein Beamer ist immer noch das Gerät für den etwas anderen Abend. Sei es Sport, Film oder die Zocker-Session – man versammelt sich mit Familie oder Freunden, um das Besondere zu erleben.

Abendprogramm im TV? Ja klar, denn der LG ProBeam HF85JS ist selbstverständlich nicht nur auf Streamingdienste über das Internet angewiesen. Bilder und Signale können auf so vielfältige Art zugespielt werden. Dazu hat LG das Gerät mit einem HDMI-Eingang und -Ausgang, sowie zwei USB-Anschlüssen ausgestattet. So kann man selbstverständlich seine Set-Top-Box oder Videospiel-Konsole anschließen, Bilder oder Filme von USB zuspielen und sogar Bilder vom PC, Tablet oder Smartphone entweder über HDMI oder drahtlos übertragen. Der LG ProBeam HF85JS lässt also kaum Wünsche offen.

Und man hat bei LG mitgedacht. Denn möchte man am ProBeam wirklich etwas kritisieren, dann sind es die internen Boxen. Diese dienen tatsächlich nur dazu zu überprüfen, ob es sich um einen Stummfilm handelt oder eben nicht. Zu dünn ist das, was akustisch den Beamer verlässt. Aber gut, ein Beamer ist kein TV und selbst dort ist der Ton aus flachen Boxen eher eine Notlösung.

Also verfügt HDMI 1 über ARC, also den Audio Return Channel. Dieser gibt den Ton an das Heimkinosystem weiter und somit kommt der Klang über die heimischen Boxen. Zum gewaltigen Bild gibt es dann auch den entsprechenden Sound. Aber auch bei der Gartenparty muss man nicht auf besseren Klang verzichten. Der LG ProBeam lässt sich mit jeder beliebigen Bluetooth-Box verbinden, so dass man ganz unkompliziert auch außerhalb des eigenen Wohnzimmers für ausreichend guten Sound sorgen kann.

Das Problem aller konventionellen Beamer ist die Laufzeit, bis die Birne getauscht werden muss. Nach knapp 2000 Stunden und damit viel zu früh lässt die Helligkeit nach oder das Leuchtmittel steigt gleich vollkommen aus. Und zum Preis einer Birne konnte man bisher auch schon fast einen neuen Beamer erwerben. LG geht mit der Lasertechnologie einen anderen Weg. Beim HF85JS beträgt die angegebene Laufzeit 20.000 Stunden. Das klingt auf Anhieb nicht viel, sind aber 833 Tage oder 119 Wochen oder 2,29 Jahre 24 Stunden im Dauerbetrieb ununterbrochenes Schauen. Diese Leistung bringt keine Birne. Aber auch dann ist nicht schlagartig dunkel, sondern lässt laut Aussage von LG nur die Helligkeit langsam aber sicher nach.

Fazit:

Der LG ProBeam HF85JS ist ein großartiges Spielzeug für die besonderen Anlässe – egal ob jugendliches Serien-suchten auf Netflix, der Bundesliga Nachmittag mit den Kumpels oder das ganz große Kino am Abend mit der besseren Hälfte. Ein Beamer ersetzt keinen TV, aber eben für genau diese Ereignisse wird das Bild in Ausmaß und Qualität einfach jeden fesseln.

Man muss sich aber im Klaren sein, dass ein solch gewaltiges Bild auch ebensolchen Platz benötigt. Nichts ist ärgerlicher als eine Investition in den LG zu tätigen, um dann festzustellen, dass man das Bild nirgendwo ordentlich darstellen kann. Planung und Gedankenspiele schützen hier vor Enttäuschung.

Technisch ist der ProBeam für die Dauer seiner Laufzeit gerüstet. Von webOS 3.0 mit den dazugehörigen Apps bis hin zum Zuspielen aller erdenklichen Endgeräte, sei es drahtlos oder über HDMI oder USB, bietet der Beamer alles auf, was man sich als Filmfan oder Videospieler nur wünschen kann.
Wer braucht da eigentlich noch Kino?

Link zur Herstellerseite: LG ProBeam HF85JS Allegro

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