Hardwaretest: LG CineBeam HF65LS – Kino-Format für das Wohnzimmer

Im letzten Jahr durfte ich meinen ersten LG Kurzdistanzbeamer testen, jetzt halte ich mit dem CineBeam HF65LS eines der aktuellen Modelle des Jahres 2019 in den Händen. Auch wenn TV-Diagonalen inzwischen gigantische Ausmaße erreichen, so ist ein Beamer noch immer das Maß der Dinge wenn es darum geht, das Wohnzimmer in einen echten Kinosaal zu verwandeln. Dazu müssen diese Geräte nicht einmal mehr kompliziert im Raum aufgestellt oder unter die Decke gehangen werden. Ein Kurzdistanzbeamer steht unmittelbar vor der Projektionsfläche. Vorbei die Zeiten, in denen Schattenspiele den Filmgenuss trübten.

Der LG HF65LS wird einfach auf ein Regal, ein Sideboard oder sonstiges Möbelstück gestellt und bringt sein Bild auf die dahinter liegende Fläche. Und das muss keine extra Leinwand mehr sein, eine helle Raumwand ist vollkommen ausreichend. Bei nur 38 Zentimeter Abstand von der Wand kann der kleine Beamer eine Diagonale mit 254 Zentimetern aufbauen, danach wird es unscharf. Die Technik dahinter ist so simpel wie faszinierend. Statt das Bild wie bei einem herkömmlichen Beamer direkt auf die Wand zu strahlen, wird dieses bei einem Kurzdistanzbeamer auf einen gebogenen Spiegel projiziert, welcher dann das Bild an die Wand wirft.

Der Aufbau gestaltet sich simpel, wer schon einmal einen TV eingerichtet hat, wird auch beim Beamer keine Probleme haben. Zum Packungsinhalt gehören der HF65LS selbst, eine Fernbedienung mit besonderen Fähigkeiten und ein Garantieheftchen. Die Anleitung gibt es nur online – und die wird spätestens dann benötigt, wenn man die Trapez-Einstellung gegen verzerrte Bilder verändern möchte. Dazu aber später mehr.

Der HF65LS bietet für die Wiedergabe von Inhalten einige Möglichkeiten. Die klassischste ist der Anschluss von externen Zuspielern über HDMI. Davon gibt es hier gleich zwei, wobei HDMI 2 auch ARC-fähig ist. ARC bedeutet Audio Return Channel, dabei wird über das HDMI-Kabel nicht nur das Bild, sondern auch der Ton übermittelt und zum Beispiel über das vorhandene Soundsystem ausgegeben, statt über die internen Lautsprecher des Beamers. Alternativ kann auch das optische Kabel für die Wiedergabe von Klang genutzt werden.

Wer nicht nur ein gutes und großformatiges Bild, sondern auch einem Heimkino gebührenden entsprechenden Ton genießen möchte, sollte hier wirklich zwingend ein externes Soundsystem nutzen. Der HF65LS verfügt zwar über zwei interne Lautsprecher, aber diese sollten tatsächlich nur als letztmögliche Lösung verwendet werden. Alternativ verfügt das Gerät auch über einen Kopfhörer-Ausgang.

Ist der Beamer angeschlossen, startet man mit der Einrichtung. Wird das erste Bild an die Wand geworfen, mag man sich über die herrschende Unschärfe erschrecken. Diese reguliert man aber ganz einfach mit dem auf dem Beamer angebrachten Fokusring. Das System fragt nach Sprache, Land und Internet – LAN und WLAN ist möglich – und schon ist der HF65LS einsatzbereit. Die Oberfläche des Regales oder Möbelstückes, auf der der Beamer steht, sollte natürlich eben sein. Ist dies nicht möglich, kann man Unebenheiten über die vier verstellbaren Füße ausgleichen.

Nun bekommt man zum ersten Male Kontakt mit der LG-Fernbedienung. Die Magic Remote benannte Fernbedienung funktioniert grob wie ein Laser-Pointer. Statt also über Tasten von Menüpunkt zu Menüpunkt zu springen, erscheint auf dem Bildschirm ein Mauszeiger. Anfangs stellt man sich hier noch etwas unbeholfen an, aber nach wenigen Momenten ist die Bedienung des Systems in Fleisch und Blut übergegangen. Die Tastenbelegung der Magic-Remote ist übersichtlich und logisch, das Suchen nach Funktionen entfällt fast vollständig, da alle Icons selbsterklärend sind.

Der Beamer muss für eine korrekte Darstellung des Bildes rechtwinklig zur Projektionsfläche stehen. Tut er dies nicht, wird das Bild geneigt oder verzerrt dargestellt. Und trotzdem musste ich bei meinem Testgerät nachjustieren, da das Bild kein rechtwinkliges Format ergab. Auf Seite 23 der Anleitung spricht LG von Kantenanpassung, um Verzerrungen zu korrigieren. Diese Funktion findet sich aber nur an dieser einen Stelle in der Anleitung. Kantenanpassung gibt es also weder in der Bedienungsanleitung, noch im Menü des Beamers.


Das Video zum Beitrag:


Gleiches gilt für die auf der Website beworbene Trapez-Korrektur. Auch zu diesem Begriff findet man weder eine schriftliche Anleitung, noch einen Menü-Punkt. Will man ein schiefes Bild justieren, findet man die entsprechende Funktion nach einiger Suche unter
Alle Einstellungen – Allgemein – Edge-Anpassungen.
Hier lässt sich dann jede Ecke des Bildes einzeln auswählen und anpassen. Das erfordert trotz eines digital dargestellten Fadenkreuzes ein wenig Augenmaß, ist aber einfach zu bewerkstelligen. Nach telefonischer Rücksprache mit LG wird mit dem nächsten Firmware-Update der Menüpunkt Egde-Einstellung um den Begriff Trapez erweitert, so dass sich auch Fortgeschrittene und Profis sofort zurechtfinden.

Nach den ersten Einstellungen wird es endlich Zeit, nun auch bewegte Bilder zu sehen. Und statt mit einem Film starte ich für diesen Test mit der Nintendo Switch und einem bereits wenige Minuten nach der Ankündigung ausverkauftem Titel: R-Type Dimensions EX von Strictly Limited.
Das Spiel ist eine Neuauflage des Klassikers unter den horizontalen Ballerspielen aus der Anfangszeit der Arcades und Konsolen. Umso gespannter war ich, ob es einen Unterschied macht, den Aliens auf dem kleinen Switch-Monitor, dem TV oder der großen Diagonale des Beamers das digitale Leben auszuhauchen?

Die Antwort lautet schlicht: Ja, es macht einen gewaltigen Unterschied, ob ich die Switch mit 6,2 Zoll als Handheld nutze, auf meinem 55 Zoll TV spiele oder hier auf gut 70 Zoll versuche, den Kugeln, Lasern und sonstigen Feinden auszuweichen. Alles ist übersichtlicher, man sieht Geschosse eher auf sich zukommen, kann noch genauer ausweichen und somit den Spielspaß noch einmal steigern. Was aber bei den ersten Bildern bereits auffällt:
Auch wenn der HF65LS mit seiner LED-Technik 1000 Lumen und ein Kontrastverhältnis von 150.000:1 erzeugt, der Raum sollte trotzdem entsprechend abgedunkelt werden können. Auch wenn wie hier Tageslicht nur von der Seite einfällt, so reicht dieses aus, das Bild zu hell erscheinen zu lassen. In einem von Tageslicht durchfluteten Raum kann selbst der beste Beamer kaum ein ansprechendes Bild darstellen.

Nun unterscheiden sich Spiele von Filmen, dem täglichen Abendprogramm oder Sportübertragungen. LG hat dem kleinen Beamer daher einige Bildmodi spendiert, die für die bestmögliche Darstellung eines Mediums sorgen sollen. Videospiele haben einen eigenen Modus Spiel, für Filme oder das TV-Programm hat man die Wahl zwischen Standard, lebhaft oder Kino. Obendrein gibt es die Wahl zwischen hellen und dunklen Räumen.

Es wird Zeit, den ersten Film zu schauen, ab in das Menü und den LG Content Store durchstöbern. Die Web-Oberfläche ist übersichtlich angeordnet, mit der Magic Remote findet man sich sofort in allen relevanten Menüpunkten zurecht. Ich finde auf Anhieb DAZN, Youtube, Sky Ticket und die Mediatheken der Öffentlich-Rechtlichen, allerdings vermisse ich Netflix, Sky Go, JOYN oder den Eurosport Player. Aber das ist ja kein Problem, dann werden die eben gesucht und installiert. Und schnell wird klar, dass das doch ein Problem ist, denn der Content Store lässt keinerlei Installationen zu.

Suche ich den Eurosport Player, bekomme ich Filme vorgeschlagen, als App wird mir DAZN angezeigt. Gleiches gilt bei JOYN, dieses Mal gibt es YouTube Vorschläge oder aber eine Web-Suche. Da ich Sky-Kunde bin, will ich Sky Go installieren, statt Sky Ticket zu nutzen. Nun bietet Sky keine App für Sky Go mehr an, hier muss man sich ein entsprechendes Programm von der Website installieren. Leider ist auch dies nicht möglich. Man ist beim LG Content Store auf das angewiesen, was vorgegeben wird.
Netflix und Co können demnach nur über einen externen Zuspieler wie die Xbox One oder ein Laptop geschaut werden oder aber – wenn möglich – direkt aus dem Webbrowser gestartet werden.

Ich habe The Equalizer mit Denzel Washington lange nicht gesehen und Netflix (zugespielt von der Xbox One) schlägt mir den Film gerade vor. Hier wechseln sich die Szenen zwischen Tag und Nacht ab, perfekt also, die Fähigkeiten in Sachen Kontrast und Bildmodi des HF65LS zu testen. Ich starte den Film im Modus Kino. Der Raum ist abgedunkelt, beste Voraussetzungen für gute 130 Minuten Filmgenuss. Wie bereits erwähnt gibt es mehrere Modi für die Filmwiedergabe. Ich habe hier regelmäßig gewechselt und für mich den Modus lebhaft als meinen persönlichen Favoriten ausgemacht.

Selbstverständlich lassen sich für jeden Modus im Menü noch einmal Anpassungen für Farbtiefe, Schärfe, Helligkeit und einige Punkte mehr vornehmen.

Nun ist ein LED-Beamer kein OLED-TV, aber was der HF65LS hier darzustellen in der Lage ist, macht richtig Spaß. Der Begriff Heimkino bekommt mit einer solchen Bildschirm-Diagonalen noch einmal eine vollkommen andere Bedeutung. Die Kontraste sind scharf, die Farben lebendig. Gerade wenn man mit vielen Menschen einen gemütlichen Kino-Abend verbringen oder bei einer Sportübertragung mitfiebern will, ist ein Beamer das Mittel der Wahl. Und hier macht sich dann auch wieder das Design des Kurzdistanzbeamers positiv bemerkbar. Denn wer aufsteht, um frische Getränke zu holen, wirft eben keine Schatten auf das dargestellte Geschehen.

Als Heimkino-System ist der HF65LS die Alternative zum TV – auch in punkto Lebensdauer. LG gibt die Laufzeit des LED-Beleuchtungssystems mit 30.000 Stunden oder aber 20 Jahren bei einer täglichen Nutzungsdauer von 4 Stunden an. Nun werden in 20 Jahren Filme wahrscheinlich direkt auf die Netzhaut gescannt, aber dennoch beeindruckt dieser Wert. 30.000 Stunden heißt weiterhin nicht, dass danach der Beamer für immer ausgeht und nur ein schwarzes Bild darstellt, sondern dass ab diesem Zeitpunkt die Helligkeit kontinuierlich nachlässt.

Der kleine Beamer bietet neben einer einwandfreien Darstellung von bewegten Bildern aber noch zusätzliche Funktionen, die ihn auch zu einem hilfreichen Begleiter im Büro werden lassen. So kann statt des Laptops auch ein USB-Stick verwendet werden, um Office-Dokumente oder Fotos darzustellen. Wer den HF65LS fest installieren möchte, findet im Menü Möglichkeiten der Anpassung, um den Beamer auch unter der Decke zu befestigen oder auch um diesen das Bild von hinten auf die Leinwand projizieren zu lassen. Viele Heimkino-AV-Receiver verfügen inzwischen über einen zweiten HDMI-Ausgang mit ARC, so dass das Umstecken von Kabeln zwischen Beamer und TV bei einer festen Anbringung entfällt.


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Fazit:

Der LG CineBeam HF65LS ist die perfekte Alternative zum klassischen TV wenn es darum geht, mit Freunden Sportveranstaltungen zu erleben, Videospiele zu zocken oder aber den sprichwörtlich großen Kino-Abend zu veranstalten. Mit einer Diagonalen von bis zu 254 Zentimetern ist jegliche Atmosphäre vorprogrammiert. Das HD-Bild bietet gestochen scharfe Bilder, die verschiedenen Modi zur Wiedergabe rücken jedes Genre ins richtige Licht. Die Bedienung über die Magic Remote ist eingängig und geht nach wenigen Minuten sicher von der Hand.

Der Kritikpunkt, der beim HF65LS letztendlich die volle Punktzahl verhindert, ist der LG Content Store, der bei Beamern aufgrund von nicht erteilten Lizenzen doch mehr Leere aufweist, als man das von einem Smart-TV gewöhnt ist. Viele nicht installierte Anwendungen lassen sich zwar über den integrierten Web-Browser starten oder aber man geht den Umweg über HDMI mit dem Laptop oder der aktuellen Spielkonsole, dennoch wäre hier die komplette Auswahl an Apps der für den Nutzer einfachste Weg.

Technisch bietet der CineBeam alles, was ihn für den universellen Einsatz zulässt. Bilder können gespiegelt oder gedreht dargestellt werden, das Menü ist übersichtlich und selbst im Büro findet er sein vorübergehendes Plätzchen – bis er dann wieder das große Kino zu Hause darstellen darf.

 

 

Link zur Herstellerseite: LG CineBeam HF65LS

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