Hardwaretest: Klipsch T5 II True Wireless –noch einmal nachgelegt

Unterhält man sich mit Freunden und Bekannten über HiFi, hat jeder einzelne eine vorgefasste Meinung dazu im Kopf. Fällt dann der Name Klipsch, wird dieser unweigerlich mit wuchtigen Lautsprechern in massiver Holz-Optik in Verbindung gebracht. Das war bis vor einer Weile auch noch der Fall. Obwohl man bei Klipsch auch vorher schon mit schicken Kopfhörern wie dem Image X10 zu gefallen wusste, brachte bis dato kaum jemand die Begriffe Bluetooth, In-Ears und Klipsch übereinander.
Das änderte sich zur IFA 2019, als Klipsch mit ebendiesen Modellen neues Terrain betrat. Ich hatte kurz darauf als einer der Ersten den T5 zum Test und war überrascht von der klanglichen Ausgewogenheit dieser Kopfhörer. Nun liegt hier der Nachfolger und ich bin gespannt, was den neuen T5 II True Wireless vom letzten Modell unterscheidet?

Man hat mitgedacht

Waren die ersten In-Ears aller Hersteller noch runde Knöpfe, die man sich mit Mühe ins Ohr drücken musste, damit die Halt fanden, wird auf den korrekten Sitz inzwischen entsprechendes Augenmerk gelegt. Was nützt Klang, wenn der nicht im Ohr ankommt oder aber durch schlechten Halt komplett verfälscht ist? Damit auch wirklich jeder Käufer der neuen Klipsch T5 II den für sich perfekten Sitz und damit Klang findet, hat man sich bei Klipsch dieses Mal besondere Mühe gegeben und mitgedacht.

Statt sich also neben den bereits aufgesteckten Silikon-Ear-Tips durch ein Plastiktütchen mit weiteren Aufsätzen zu wühlen und sich die entsprechenden Größen zusammen zu puzzeln, liegt hier ein Einsatz bei, der fünf weitere Paare Ear-Tips enthält. Dabei sind diese nach Größe und sogar farblich sortiert, so dass es zu keiner Verwechslung mehr kommen kann. Vielleicht ein Denkanstoß für andere Hersteller? Man legt bei Klipsch Wert auf Ergonomie, daher sind alle Silikon-Passstücke oval geformt. Diese Bauform soll sich dem Gehörgang besser anpassen, als es runde Stecker können.

Hochwertiger erster Eindruck

Wie immer sind Kopfhörer von Klipsch aufwändig verpackt, man hat schon beim Öffnen der Schachtel ein gutes Gefühl, die Vorfreude auf Musik wird somit bereits vor dem ersten Ton gesteigert. Da man mit diesen In-Ears in einer Preisklasse spielt, die man durchaus als gehobenes Segment bezeichnen darf, wird alles mehr als nur ansprechend präsentiert. Man hat bei Klipsch nicht erst mit den T5 II verstanden, dass sich ein Produkt auch immer über die Präsentation desselben definiert.

So finden sich nach dem Öffnen des Schubers auf den ersten Blick die beiden Kopfhörer, sowie das edle Ladecase aus Metall statt Kunststoff. Dieses war bereits beim Vorgänger ganz bewusst der bekannten Feuerzeug-Marke Zippo nachempfunden. Nicht umsonst gab es davon eine auf nur 100 Stück limitierte Special-Edition. Auch das neue Case orientiert sich an dieser Bauform. Statt den Deckel des Case nach hinten zu klappen, öffnet sich dieser seitwärts.

Beim Blick ins Innere der Ladebox erkennt man sofort die erste Neuerung. Statt wie bisher zu raten, welcher Stecker nun für das rechte und linke Ohr passend sind, markiert man die Schalen und die Ohrstecker selbst nicht nur mit einem schlichten L und R, sondern auch farblich. Wie schon bei den Aufsätzen ist eine Verwechslung somit ausgeschlossen. Das Case ist magnetisch, sollte man dieses versehentlich einmal verkehrt herum halten, fallen die Stecker nicht aus ihrer Ladeschale. Eine winzige Status-Leiste aus drei weißen LEDs informiert obendrein über den Ladezustand der Box.

Neben den bereits erwähnten Silikon-Aufsätzen liegt der Verpackung noch ein USB-C auf USB-C Kabel mit USB-A Adapter sowie eine Anleitung bei. Und eine Anleitung zu gestalten, ist heute eine Kunst. Einerseits muss diese mehrsprachig sein, andererseits hat heutzutage niemand mehr Lust, sich seitenlange Instruktionen durchzulesen. Klipsch geht hier den Mittelweg aus Piktogrammen und kurzem Text, so dass man kurz und knapp über die Einrichtung und Nutzung informiert wird. Die Benutzung des In-Ears gestaltet sich als inzwischen marktüblich. Ein Druck auf den rechten Stecker pausiert und startet Songs, zweimaliges Drücken rechts springt einen Titel vor, zweimaliger Druck links einen Song zurück. Die Bedienung geht nach kurzer Zeit in Fleisch und Blut über. Das liegt auch an der Leichtgängigkeit der Buttons. Ein wenig Druck genügt, bis es Klick macht.

Die Wahrheit liegt im Ohr

Die Klipsch Marketing-Formel für deren Bluetooth Kopfhörer lautet True – True Wireless, True Comfort, True Performance, True Indipendence. Diese vier Begriffe sollen das gesamte Paket der T5 II definieren. Aber selbst die bestbezahlteste PR-Agentur hat keine Chance, wenn das Produkt am Ende die hochgesteckten Erwartungen nicht erfüllen kann. Da kann der Kopfhörer noch so viele Funktionen haben, er kann noch so großartig aussehen oder sitzen, passt der Klang nicht, ist der In-Ear durchgefallen. Aber nichts davon trifft auf den Klipsch T5 II True Wireless zu. Wie schon sein Vorgänger ist auch dieser Kopfhörer ein wahrer Genuss in allen Bereichen.

Für den perfekten kabellosen Empfang bei einer ausreichend großen Reichweite hat man bei Klipsch das Antennen-System mit der Signal-Boost Antenna neu konzipiert. So dient nun die gesamte Oberfläche des In-Ears als Empfangseinheit für eingehende Signale. Der T5 II verarbeitet darüber mit Bluetooth 5.0 die Codecs A2DP 1.3, ACRCP 1.6, HSP 1.2 und HFP 1.7. Der Empfang ist damit je nach Zuspieler und Quellmaterial in CD-Qualität möglich.

Für den echten Komfort sorgen nicht nur die bereits oben erwähnten Ear-Tips, sondern es ist die gesamte Bauform des Steckers. Gerade dem Winkel des sogenannten Nozzles, also dem Teil, der im Gehörgang sitzt, sowie dem Formfaktor des eigentlichen Kopfhörers wird immer mehr Beachtung geschenkt. Der perfekte Winkel zueinander und die entsprechende Bauform sorgen für den optimalen Sitz und dem perfekten Klang. Und hier hat man bei Klipsch noch mal nachgebessert. Der T5 II ist nun noch schmaler und passt sich der Form des Ohres noch einmal besser an, als sein bereits schon wirklich guter Vorgänger.

Und man staunt, wie viel Technik in das so zierliche Gehäuse des Klipsch T5 II passt. Den im Nozzle sitzenden Treiber selbst bezeichnet man als High Clarity Dynamic Moving Coil Micro Speaker. Die für den Klang zuständige Membran ist nur 5 Millimeter breit und hat eine Dicke von 3 Mikrometern. Zum Vergleich: Ein dünnes menschliches Haar hat eine Dicke von 20 Mikrometern. Im Gehäuse verbaut sind neben der Antenne noch 4 Mikrofone für das Telefonieren und der Akku mit erstaunlichen 8 Stunden Laufzeit. Das Case selbst bietet weitere drei Ladezyklen, so dass man mit einem voll aufgeladenen System auf 32 Stunden Laufzeit kommt. True Indipendence im wahrsten Sinne des Wortes.

Bei aller Technik ist der Klang aber die alles entscheidende Komponente. Meine Erwartungshaltung war nach einigen Tests nicht nur der Marke Klipsch doch recht hoch. Wer ein Produkt an der 200,-€ Grenze ansiedelt, während andere Hersteller sich da preislich moderater geben, der muss auch entsprechend liefern. Aber ich wurde wie erwartet nicht enttäuscht. Auch ohne einen Test zu verfassen, läuft hier fast 24/7 Musik über die verschiedensten Systeme an die unterschiedlichsten Lautsprecher. Und so fällt man gelegentlich über den einen oder anderen Song, den man sich notiert, um diesen dann für einen Beitrag zu verwenden und anzuhören. In diesem Fall war es Cutthroat von Image Dragons.

Der Song besteht tatsächlich nur aus Gesang, Synthesizer und Drums. Und gerade die wenigen Piano-Sequenzen machen diesen Song aus. Hier darf der T5 II sofort zeigen, über welche Dynamik und Bühne er verfügt. Auf den In-Ears ist der Song ein echter Genuss, die Stereo-Effekte sind hervorragend, man vernimmt mal rechts, mal links ein Becken oder das Piano, während der Gesang und das Schlagzeug sich mittig positionieren. Gerade gute Kopfhörer sorgen ohne Ablenkung dafür, dass man sich ganz bewusst seiner Musik hingegeben kann. Der T5 II schafft auch dieses.

Wer schon einmal Kontakt zu Klipsch hatte und deren fast schon monströse Standlautsprecher anhören konnte, wird auch hier den alles dominierenden Tiefton vermuten. Aber das ist erstaunlicherweise wie schon beim T5 nun auch beim T5 II nicht der Fall. Denn auch das aktuelle Modell gibt sich gerade im Basston-Bereich äußerst moderat. Egal welcher Song auch angespielt wurde, der Bass ist vorhanden, er ist präsent, aber er dominiert nicht das Geschehen. Er reiht sich in den Grundeinstellungen hervorragend in die Mitten und Höhen ein. Der Bass ist da, wenn es der Song hergibt, er wird nicht künstlich aufgeblasen. Und genau so muss ein Kopfhörer klingen. Das mag dem einen gefallen, demjenigen, der aufgrund des Namens Klipsch mehr erwartet, vielleicht eher weniger. Aber auch hier schaffen die Amerikaner Abhilfe.

Ohne App geht`s nicht mehr

Da Klang immer subjektiv ist, stellt man dem Käufer neben einem hervorragenden Kopfhörer auch eine App mit einem 5-Band Equalizer zur Verfügung. Hier lassen sich die einzelnen Bereiche in jeweils 6 Stufen nach oben und unten den persönlichen Bedürfnissen anpassen. Zusätzlich zu den eigenen Möglichkeiten stehen einige Presets zur Verfügung, die dem Hörer das gespielte Genre besonders intensiv erleben lassen sollen. Aber selbst wenn hier der Bass auf die höchste Intensität eingestellt wird, ist das noch immer ein ausgewogenes Klangbild. Obendrein verfügt der Kopfhörer auch über einen dreistufigen Transparenz-Modus, der je nach Einstellung Umgebungsgeräusche durchlässt. Dieser lässt sich sowohl in der App, als auch über die Kopfhörer direkt einstellen. Sehr praktisch und unter Umständen hilfreich, wenn man den T5 II außerhalb der eigenen vier Wände trägt.


Fazit:

Ich habe die Klipsch überall getragen und ihnen über die verschiedensten Zuspieler die unterschiedlichsten Genres zugeführt, unter dem Strich bin ich wieder begeistert. Der T5 II True Wireless ist ein In-Ear für den Genuss und nicht den Konsum von Musik. Es macht eben einen Unterschied, ob ich Musik nebenbei höre oder aber mich auf mein Sofa oder an den Strand lege, um jede Passage eines Songs zu genießen. Der T5 II ist Staub- und Spritzwasser geschützt und somit auch für draußen und unterwegs gemacht. Der Tragekomfort ist einwandfrei, die Stecker sitzen fest, ohne zu drücken.

Der Klang ist großartig, die Kopfhörer selbst oder die App sind simpel zu bedienen und das Ladecase aus Metall zeigt auch Außenstehenden, hier ein hochwertiges und edles Produkt im Einsatz zu haben. Auch wenn der Preis vielleicht ein wenig über dem vergleichbarer Modelle liegt, so erhält der Käufer mit dem T5 II das komplette Paket aus Musik und Ästhetik – und nicht nur das Eine oder Andere.


Link zum Hersteller: Klipsch T5 II True Wireless