Hardwaretest: Fossil Q Venture HR der 4.Generation – mehr als nur ein Zeitmesser

Es war knapp ein halbes Jahr her, seitdem wir auf der IFA an dem Messestand der Fossil Group standen und die neuen Smartwatches begutachteten. Tausend Fragen über die neue Uhr sammelten sich in mir, gerade weil ich zuvor ausschließlich Erfahrungen mit Schrittzählern gemacht hatte. Diese empfand ich als jemand der kaum Ausdauersport betreibt, aber meist als eher unpraktisch und überflüssig.

Die Smartwatch des edlen Herstellers für Designer-Produkte und Fashion-Accessoires verspricht aber deutlich mehr als nur die Fähigkeit des Schritte Zählens oder des GPS-Trackings für Sportfanatiker. So soll die Fossil Q Venture der 4.Generation auch für den Alltag geschaffen sein und dabei auch noch gut aussehen. Und es stimmt – das Aussehen der Uhren ist überwältigend, weshalb es nicht lange dauerte bis eines der Modelle mein heimlicher Favorit wurde.

Ein paar Monate später hatte das Warten ein Ende, als das Paket von Fossil zuhause eintraf. Vorsichtig und gleichzeitig total aufgeregt holte ich die eigentliche Verpackung der Smartwatch aus der Versandschachtel heraus. Zu meinem Erstaunen erblickte ich durch das Sichtfenster der Verpackung genau die Smartwatch, die es mir auf der IFA so sehr angetan hatte. Umso gespannter war ich, die Uhr endlich auszuprobieren.

Die Verpackung der Q Venture HR ist schlicht und nutzt die Uhr selbst ganz klar als Blickfang. Diese wird übrigens durch eine Halterung im Inneren in Position gehalten.
Bei meiner Uhr handelt es sich um ein Damen-Model, mit einem hellen, rosafarbenen Lederband und einem roségoldenen Gehäuse aus Edelstahl, welches mit Schmucksteinchen versehen ist. Auf der rechten Seite der Uhr befinden sich drei physische Tasten, die, neben dem Touch-Display der Uhr, ebenfalls die Bedienung ermöglichen. Zudem befindet sich dort das Mikrofon, durch welches man manche Apps per Sprache steuern kann.

Das Schöne an der Fossil Q Venture ist, dass sie auf den ersten Blick wie eine elegante Automatikuhr aussieht und sich somit weit von dem klassischen Smartwatch-Style entfernt. Zudem sind die Bänder der Uhr sogar austauschbar, was es ermöglicht, sie zu wirklich jedem Anlass zu tragen.

Auf den ersten Blick wirkt die Uhr an einem „normalen“ Arm nicht klobig und setzt mit einem Durchmesser von 40 mm einen sehr hochwertigen Akzent. Ich muss aber zugeben, dass die Uhr an meinem Arm etwas zu groß wirkte – jedoch musste ich auch den allerkleinsten Verschluss des Uhrbandes wählen, damit sie überhaupt an meinem Arm hält.

Neben ihrem Aussehen ist die Uhr aber auch praktisch, da sie wasserfest ist und somit auch während des Duschens oder des Schwimmens anbehalten werden könnte. Jedoch besteht zwischen dem „Können“ und der Realität ein kleiner Unterschied.
Der erste Punkt ist, dass die tatsächliche Wasserdichtigkeit der Uhr 3 atm beträgt. Erläutert bedeutet das, dass die Smartwatch laut Definition „eine Autowäsche am Handgelenk überstehen könnte“. Ganz klar ausgedrückt heißt es wiederrum, dass die Uhr nur spritzwassergeschützt ist. Aufgrund dieses Widerspruches im Werbekonzept und den technischen Daten sah meine Smartwatch also nur den Wasserhahn anstatt des Schwimmbades – das Risiko diese hochwertige Uhr zu zerstören, war mir einfach zu groß.*

*Zu diesem Punkt weist uns Fossil nachträglich darauf hin, dass die Q Venture HR in einem Schwimmtest auf ihre Festigkeit getestet wurde. Hierzu wurde eine Machine verwendet, die die typischen Free-Style Schwimmbewegungen bei hohem Tempo simuliert. Mit der Uhr kann also geschwommen werden.

Der zweite Kritikpunkt der rosa Damenuhr ist, dass das Lederband selbst nicht mit Wasser in Berührung gebracht werden sollte, da sonst wirklich sehr unschöne Wasserflecken entstehen. Das Gleiche gilt natürlich auch für Schweiß. Der Hinweis steht sogar in der Produktbeschreibung auf der Homepage von Fossil. Alle, die die Uhr also für sportliche Zwecke einsetzen wollen, müssten hierzu auf ein anderes Band aus der Reihe zurückgreifen. Auch im Alltag verschmutzt das Lederband relativ schnell, weshalb man dann früher oder später das Band entweder gründlich waschen oder sich gleich ein neues bestellen muss.

Zu dem Display der Smartwatch gibt Fossil leider keine Angaben, jedoch hatte dieses nach einem Monat durchgängiger Nutzung keine Kratzer oder Schmarren. Wer aber auf Nummer sicher gehen will, kann sich problemlos die passende Schutzfolie eines Onlineversandhändlers bestellen.

Durch die automatische Helligkeitsanpassung, die man aber auch ausstellen kann, ist das Display auch bei Sonneneinstrahlung problemlos erkennbar. Darüber hinaus kann man in den Einstellungen auch verändern, ob das Display dauerhaft an sein oder nach ein paar Sekunden ausgehen soll. Das ist nützlich, wenn man versucht die Akkulaufzeit der Uhr zu verlängern. Diese beträgt nämlich nur einen Tag bei mäßiger Benutzung. Lässt man seine Joggingrunde tracken, sich navigieren oder hört Musik über die Uhr, ist der Akku schon mal nach einem halben Tag einfach leer.
Jedoch dachte Fossil mit und hat in die Smartwatch eine Schnellladefunktion eingebaut, durch welche der Akku schon nach einer Stunde auf dem kleinen, mitgelieferten Induktionsladegerät einen Akkustand von ca. 80% hat. Wenn man keine Steckdose in der Nähe hat kann man die Uhr sogar mithilfe einer Powerbank aufladen.

Bei der Einrichtung der Fossil Q Venture HR hilft die mitgelieferte, eher minimalistische Bedienungsanleitung und erklärt in zwei Schritten die Vorgehensweise. Man muss sie zu Beginn lediglich aufladen und sich anschließend die „Wear OS by Google™️App“ herunterladen. Alle folgenden Schritte zur Einrichtung und Personalisierung der Uhr werden in der App und auf der Uhr selbst erklärt. Die App ist übrigens sowohl in Google Play Store als auch im App Store erhältlich, wobei es für iPhone Nutzer wie mich aber ein paar Nachteile gibt – dazu aber später mehr.

Nachdem man sich mit seinem Google Konto in der App eingeloggt und Daten wie das Alter, die Größe und das Gewicht eingegeben hat, kann es auch schon mit dem Pairing losgehen, was bei korrekter Durchführung nur ein paar Sekunden dauert. Ab diesem Zeitpunkt an interagiert die App mit der Uhr. Nachdem man eine W-LAN Verbindung hergestellt hat werden Funktionen wie das Tracking, das Einstellen von Ziffernblättern und das personalisierte Belegen bestimmter Tasten anschaulich erklärt.

Gerade diese Variante des Kennenlernens und Einrichtens eines Produktes ziehe ich der herkömmlichen Bedienungsanleitung vor. Ich lese unheimlich gerne, aber die umständlich verfassten Bedienungsanleitungen mancher Hersteller machen mir eher weniger Freude (wobei es in der Möbelbranche besonders schlimm ist). Learning-by-doing ist ohnehin sehr einprägend und somit versteht man schnell alle Features der Uhr.

Beim Bedienen der Q Venture HR muss man aber etwas Geduld haben, denn besonders bei der Einrichtung hängt sich die Smartwatch schnell auf und reagiert eine Weile gar nicht mehr. Bevor man also anfängt hektisch auf dem Bildschirm herumzutippen, sollte man die Uhr vielleicht einfach kurz liegen lassen, falls sie nicht reagiert.

Nachdem die grobe Einrichtung durch das Tutorial erledigt war schaute ich mir an, welche Apps man auf der Uhr findet und welche Möglichkeiten sich daraus ergeben.
Selbstverständlich sind die bekannten Apps wie Google Maps, Google Music, Google Pay und Google Übersetzer darauf vorinstalliert. Außerdem kann man, insofern man einen Google Kalender besitzt, auch seine Termine angezeigt bekommen, die Zeit stoppen und sich den Wetterbericht anschauen.

Darüber hinaus verfügt die Uhr auch über ein Aktivitätstracking und eine Herzfrequenzmessung. Jedoch faszinierten mich besonders die kleinen „Spielereien“, wie zum Beispiel die Taschenlampen-App, bei welcher das Display der Uhr komplett weiß wird und sich Räume in der Dunkelheit tatsächlich sehr gut beleuchten lassen. Für jemanden wie mich, der die Handytaschenlampe ständig benutzt, ist es wirklich sehr nützlich, diese Funktion am Arm jederzeit mit sich herumzutragen.

Für den Fall, dass man sein Handy verlegt hat, kann man es mit der „Telefon suchen“ Funktion außerdem klingeln lassen, vorausgesetzt es befindet sich noch in der Bluetooth-Reichweite. Diese Funktion ist sogar möglich, wenn das Smartphone leise gestellt ist.

Außerdem gibt es die Möglichkeit sich in der Design-Bibliothek ein neues Bildschirmdesign auszusuchen. Hier ist wirklich von schlicht und dezent bis zu bunt und auffällig alles dabei. Zudem kann man die Designvorlagen auch personalisieren. Die Uhrzeit passt sich übrigens der jeweiligen Zeitzone und der Sommer- oder Winterzeit automatisch an.

Wer hier trotzdem kein passendes Design für sich findet kann auch im Play Store nach weiteren Designs suchen, oder aber seine Uhr mit Instagram und Facebook verbinden. Dort kann man anschließend ein von sich gepostetes Foto auswählen, welches dann als Uhrenhintergrund angepasst wird. Für die Menschen in meiner Umgebung bedeutete dies also, dass sich jeder das süße Bild meiner Katze anschauen musste.

Apropos Playstore – hier kann man sich weitere Apps, wie einfache Spiele, einen Taschenrechner, Messenger und sogar To-Do-Listen herunterladen und diese dann auf der Uhr nutzen. Auch hier sei aber gesagt, dass sich die Uhr sehr schnell aufhängt und die Bildschirmgröße des kleinen Accessoires selbstverständlich kein überragendes Spielerlebnis ermöglicht.

Jedoch war ich auch interessiert, welche Möglichkeiten die Aktivitätsapps mir bieten und richtete diese ein, um meine Bewegung aufzuzeichnen. Interessant ist hierbei nicht nur, dass die Schritte und der Herzschlag gemessen werden und man sich den Verlauf dieser in einer Tabelle anschauen kann. Man kann nämlich sogenannte Kardio-Punkte sammeln, indem man beispielsweise trainiert, viele Treppen läuft oder sich anderweitig angestrengt. Besonders nach einem Tag im Büro ist es total zufriedenstellend nicht nur zu sehen, wie viele Schritte ich gemacht habe sondern auch, dass die Wahl der Treppe anstatt des Aufzuges die Richtige war. Die Verknüpfung der Uhr mit Apple Health ist jedoch nicht möglich, weshalb auch die Funktion des Schlaftrackings wegfällt.

Mit der Smartwatch kann man sich aber auch wirklich sportlich betätigen und seine Jogging- oder Fahrradstrecke tracken lassen. Wenn man sich dazu auch noch Musik auf die Uhr lädt, was durch das Koppeln mit Google Music, iTunes, Spotify und weiteren Apps möglich ist, kann das Smartphone ganz einfach zuhause bleiben! Wer nicht über solche Musikapps verfügt kann sich auch die App eines anderen Anbieters im Play Store herunterladen und seine Musik auf den 4GB Speicher der Uhr übertragen.
Unterwegs kann man sich dann von der Uhr navigieren lassen, insofern man den Zielort vorher auf dem Handy eingespeichert hat.

Doch auch entspannen kann man mit der Fossil Q Venture HR sehr gut. Sie bietet nämlich auch eine Atemübung an, die nur ein zwei Minuten dauert und durch die man sich danach wieder ruhig und erholt fühlt.

Da ich aber weniger der Mensch bin, der Sport treibt, lag mein größtes Interesse beim Test dieser Uhr auf einem ganz anderen Punkt. Die Smartwatch kann einem nämlich, insofern sie per Bluetooth mit dem Handy verbunden ist, Benachrichtigungen anzeigen.

Es gibt sogar die Möglichkeit diese zu beantworten – entweder per Spracheingabe, mit vorgefertigten Nachrichten oder einer kleinen Tastatur. Zumindest kann man diese Funktion nutzen, wenn man ein Android Nutzer ist. Als iOS User entfällt diese Möglichkeit aber.
Benachrichtigungen können unter iOS zwar gelesen werden, das Beantworten dieser ist aber weder im berühmten WhatsApp noch in anderen Messengern möglich.

Auch, wenn deutlich mehr Menschen Android benutzen ist dieser Nachteil wirklich schade. Denn schließlich wirbt Fossil ganz klar mit der Kompatibilität der Uhr mit Android™ OS 4.4+, als auch iOS 9.3+ und weist auf diese Einschränkungen nur insoweit hin, dass „unterstütze Funktionen je nach Plattform variieren können“. Dies ist jedoch kein Fossil, sondern wie so häufig ein Apple-Problem.

Telefonieren kann man mit der Uhr ebenfalls leider nur bedingt, denn die Q Venture HR verfügt über keinen Lautsprecher. Dieser musste weichen, um die Wasserfestigkeit der Smartwatch zu gewährleisten. Eine gleichzeitige Bluetooth-Verbindung mit dem Smartphone und einem Lautsprecher oder Kopfhörer ist nicht möglich.
Wenn man aber den Google Sprachassistenten, welcher auf der Uhr installiert ist, beauftragt jemanden anzurufen, so leitet er diesen Anruf an das Handy weiter. Diese Funktion kann wiederrum sehr nützlich sein, wenn man zum Beispiel Auto fährt, da man alles mit einem einfachen Sprachbefehl regeln kann und das Handy nicht bedienen muss.

Während des Testes fiel mir leider noch eine Kleinigkeit auf, von welcher sich aber vermutlich nur Ordnungsfanatiker gestört fühlen. Bei normalen Schrittzählern ist es so, dass sie über einen internen Speicher verfügen und die Aktivitätsdaten auch speichern, wenn das Handy mal nicht in der Nähe ist. Bei der nächsten Synchronisation werden die Daten dann übertragen. Bei der Smartwatch von Fossil muss die „Wear OS“ App von Google aber dauerhaft im Hintergrund geöffnet sein und das Handy in der Nähe bleiben. Ist dies nicht der Fall, so werden die Aktivitätsdaten einfach nicht gespeichert und es befindet sich eine dementsprechende Lücke in der Aktivitätstabelle. Sogar, wenn das Handy mit der Uhr verbunden ist, und die App nur geschlossen ist, werden keine Daten gespeichert, geschweige denn Benachrichtigungen vom Handy an die Uhr weitergegeben. Demnach muss die App also Tag und Nacht geöffnet und aktiv bleiben, was leider Akku frisst.

Eine weitere Funktion, die auf jeden Fall nennenswert ist, ist die Near Field Communication.
Diese Funktion konnte ich leider nicht testen, jedoch handelt es sich dabei grundsätzlich um die Möglichkeit des kontaktlosen Austausches von Daten durch eine elektromagnetische Induktion. Dies wird meist zum einfachen Bezahlen an der Kasse verwendet. So muss man mit der Uhr nur in die Nähe des Zahlungsgerätes kommen und der Einkauf kann bezahlt werden – so zumindest die Theorie.
Beim Belesen zu dieser Uhrenfunktion musste ich nämlich herausfinden, dass es nicht möglich ist mit PayPal zu zahlen und für die Bezahlung per Watch trotzdem noch eine Kreditkarte notwendig ist. Dies liegt aber am Betriebssystem „Wear OS“ und könnte mit der Zeit vielleicht noch verändert werden.

 

Fazit:

Mit einem Preis von 299€ bietet die Fossil Q Venture HR im Roségold-Stil Modeliebhabern ein edles Accessoire der besonderen Art. Besonders bei sportlichen Aktivitäten bietet sie viele Möglichkeiten, trackt sehr zuverlässig und ermöglicht einen guten Einblick in die tägliche Bewegung. Außerdem ist sie ein echter Hingucker, was bei Smartwatches normalerweise eher selten vorkommt. Durch die austauschbaren Bänder und veränderbaren Hintergründe setzt sie immer einen hochwertigen Akzent.

Bei häufiger Nutzung macht die Schnellladefunktion der Smartwatch die eher kurze Akkulaufzeit definitiv wett. Ansonsten reicht der 24-Stunden-Akku problemlos für einen Tag mit mäßiger Benutzung. Doch die Smartwatch ist auch für den Alltag praktisch, besonders, wenn man ein Smartphone mit dem Android Betriebssystem besitzt. Ansonsten muss man als Apple-User auf ein paar Funktionen verzichten.

 

Link zur herstellerseite: Fossil Q Venture HR 4. Generation

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