Hardwaretest: FlareConnect mit dem Onkyo TX-8270 und der Onkyo NCP-302

Trotz aller technischen Entwicklungen hin zu immer mehr Fähigkeiten, noch mehr Boxen und noch mehr Raumklang haben Stereo-Verstärker und -Receiver ihre Daseinsberechtigung. Dabei hat sich im Laufe der Jahre kaum etwas geändert. Ein Paar vernünftige Boxen, ein Plattenspieler oder CD-Player und schon steht dem perfekten Stereo-Sound nichts mehr im Wege. Der Anschluss und die Einrichtung sind simpel und mehr braucht es auch nicht für gute Musik. Auch als Tester genießt man diese gelegentliche Entschleunigung von immer mehr Funktionen. 

Onkyo TX-8270

Diese Lockerheit beginnt schon beim Auspacken. Der Onkyo TX-8270 ist ein kompaktes Gerät mit fast schon selbsterklärenden Reglern an der Front. Ein großer Drehregler für die Lautstärke und vier Knöpfe für Bass, Treble, Balance und den Eingang fallen als erstes ins Auge. Damit unterscheidet sich der Onkyo kaum von meinem ersten Fisher-Receiver, den ich mir Anfang der 1980er Jahre kaufte. Klar, dass der moderne TX-8270 mehr kann und deshalb noch weitere Buttons für die zahlreichen Funktionen hat, dennoch ist das Design wohltuend schlicht.

Auch auf der Rückseite herrscht die pure Übersichtlichkeit. Wer den Receiver als reines Gerät für die  Musikwiedergabe nutzen will, schließt seine Boxen an den robusten Schraubverschlüssen an und seine Audio-Geräte über die analogen Eingänge bzw. den digitalen Eingang – schon könnte es ohne große weitere Einrichtungen losgehen. Aber der TX-8270 ist eben kein Gerät aus den 1980er Jahren. Die Technik hat gewaltige Fortschritte gemacht und der Receiver bietet daher mehr als nur die klassischen Möglichkeiten.

Deswegen befinden sich neben den erwähnten Eingängen auch ein HDMI-Anschluss mit ARC, sowie vier weitere HDMI-Eingänge für entsprechende Zuspieler. Außerdem sind eine zweite Zone für ein weiteres Paar Lautsprecher und zwei zusätzliche Subwoofer-Eingänge vorhanden. Will man das volle Potential seines Onkyo TX-8270 nutzen, kommt man um den Anschluss des TV per HDMI nicht herum. Erst über das OnScreen-Menü kann der Receiver mit dem Netzwerk verbunden werden, so dass auch die umfangreichen Streaming Funktionen möglich sind.

Der Onkyo TX-8270 kombiniert mit seinen Ausstattungsmerkmalen die Klassik und die Moderne. Einerseits stehen ihm die bekannten und bewährten Fähigkeiten eines Stereo-Receivers zur Verfügung, andererseits werden diese um die Fähigkeiten moderner AV-Receiver ergänzt. Es wäre falsch zu behaupten, der Onkyo wäre eine Light-Version eines aktuellen AV-Receivers, denn der Onkyo schwimmt gegen den Strom und belebt eine fast in Vergessenheit geratene Geräteklasse mit aktueller Technik.

Damit versammelt sich auf dem TX-8270 all das, was man an Ansprüchen an einen modernen Receiver hat, nur eben im klassischen Stereo-Format. Und dennoch muss man als Käufer keinerlei Abstriche in Sachen Leistungsfähigkeit gegenüber einem AV-Boliden in Kauf nehmen. Zahlreiche Streaming-Dienste wie Tidal, Deezer, TuneIn, AirPlay, Spotify,  Play-Fi und Google Chromecast sind voll auf der Höhe der Zeit. Dazu kommt das Pioneer-Onkyo eigene System FlareConnect.

Selbstverständlich beherrscht der Receiver neben UKW auch DAB+ für störungsfreien Radio-Empfang, über USB lassen sich ganze Festplatten mit Musik anschließen und das WLAN ist für unterbrechungsfreien Empfang mit 2,4 GHz ebenso wie mit 5 GHz ausgestattet. Aber durch den HDMI-Eingang mit ARC kann der TX-8270 mehr, als nur Musik perfekt an das Ohr zu transportieren. Zur Ausstattung gehören für Filmfans nämlich auch DTS HD Master Audio und Dolby TrueHD. Somit sollten keine Wünsche für bestmöglichen Klang offen bleiben.

Die Einrichtung über das sehr übersichtliche OnScreen-Menü ist einfach und auch für einen Laien ohne jegliche Probleme zu erledigen. Auch wenn der TX-8270 über einen bzw. zwei Subwoofer-Anschlüsse verfügt, habe ich diesen ganz bewusst nicht angeschlossen. Für den Soundtest stehen hier Yamahas Soavo zur Verfügung, die für ihren direkten und ungeschönten Klang bekannt sind. Es kommt nur an, was ankommen soll.

Und schon bei den ersten Tönen fällt deshalb auf, dass der kleine Onkyo sehr breit in der Bühne, aber nicht großartig tiefengestaffelt aufspielt, d.h. es entsteht zwar eine Räumlichkeit in der Breite, aber eben wenig in der Tiefe. Ich persönlich mag diesen Klang, ermöglicht er mir doch eine bessere Zuordnung der aufspielenden Instrumente. Dabei klingt der Sound des Onkyo aber keinesfalls flach, denn Kraft und Dynamik aus den beiden Endstufen mit jeweils 160 Watt beeindrucken.

Es spielt hier keine Rolle, ob es die hier bevorzugte Hard`n`Heavy Ecke ist oder in letzter Zeit immer häufiger Alternativ oder sogar Singer/Songwriter sind, mit denen wir unsere Freude an guter Musik ausleben. Der Onkyo bringt selbst Instrumente klar zum Vorschein, die man üblicherweise nur zur Kenntnis nimmt, ohne diese wirklich zu beachten, so ein seit Jahren nicht mehr gehörtes Xylophon in einer Aufnahme von Radical Face oder das begleitende Klavier bei Put the Gun down von ZZ Ward.

Musik und Filmsound sind also beim Onkyo TX-8270 bestens aufgehoben, aber wir sollen uns in diesem Test intensiver mit den Fähigkeiten von FlareConnect befassen, denn Streaming in viele verschiedene Räume ist das momentan dominierende Thema in Sachen Musik. Zu diesem Zweck haben wir neben dem Receiver auch die Box NCP-302 erhalten.

Onkyo NCP-302

Boxen für das Streamen von Musik gibt es inzwischen wie Muscheln an einem Sandstrand. Sie sind erhältlich in allen Größen, Farben, zahlreichen Formen, mit unterschiedlichsten Ausstattungen und in allen Preisklassen. Letzten Endes entscheiden der Einsatzzweck und der persönliche Geschmack. Die NCP-302 kommt im eher klassisch-minimalistischen Stil daher – scharfe Kanten, wenige Bedienelemente und nur in Schwarz oder Weiß erhältlich. Die Box beschränkt sich auf das Wesentliche und das betrifft auch die Eingänge.

Auf der Rückseite befinden sich lediglich ein LAN-Anschluss und ein AUX-Eingang, alles weitere regelt der Lautsprecher über WLAN oder Bluetooth. Die Einrichtung der Box erfolgt über die Onkyo-Controller-App, bei der man allerdings anfangs etwas suchen muss. Denn neue Geräte werden über ein Icon oben links eingerichtet, wobei die Bezeichnung Gerät einstellen aber irreführend ist. Weiß man das nach einigem Suchen und Versuchen, kann man ein neues Gerät hinzufügen.

Möglich sind hierbei die Integration direkt über WLAN und sollte dies aus unerfindlichen Gründen nicht funktionieren, auch über das mitgelieferte AUX- oder ein Ethernet-Kabel. Da sich hier die WLAN-Verbindung vermutlich aufgrund des anstehenden Updates partout weigerte, die NCP-302 zu erkennen, wurde der Umweg über die LAN-Direktverbindung gegangen, um anschließend nach Installation des Updates die WLAN-Verbindung – dann problemlos – erneut einzurichten.

Steht die Verbindung, erkennt Spotify die NCP-302 als verfügbares Gerät. Ohne Probleme wird die Lieblingsplaylist abgespielt, der Klang ist dabei wohltuend ausgewogen. Die Bässe sind präzise, ohne jedoch in die unteren Etagen zu gelangen, dafür fehlt ein Tieftöner. Aber genau das gefällt, zu viele Boxen dominieren mit einem Bass, der alles andere übertönt. Ebenso wie die tiefen Töne wissen auch die Mitten und Höhen zu gefallen, auch wenn ihnen vielleicht der allerletzte Schliff fehlt. Aber das fällt wahrscheinlich nur audiophilen Musikfans auf. Dennoch ist das gesamte Klangbild sauber und macht Spaß beim Hören.

Die Bedienung ist mit den wenigen Elementen extrem einfach und damit klar gehalten. Und für mich immer wieder wichtig bei mobilen Boxen: Es gibt echte Knöpfe und keine Sensortasten ohne haptische Rückmeldung. So kann man den Button für den Titelsprung oder das große Rad für die Lautstärkeregelung ertasten, wenn die Box im obersten Fach des Regals steht und man die obenliegenden Knöpfe nicht sehen kann.

Neben Bluetooth steht an Streaming-Möglichkeiten wie schon beim Receiver mit Spotify, TuneIn Radio, Google Play Music, Napster,  Tidal und Deezer sowie Chromecast und Play-Fi einiges zur Verfügung, allerdings wird Apple Music ebenso nicht unterstützt wie Amazon Prime Music. Dennoch ist Streaming nicht mehr nur auf einen Raum oder ein Gerät beschränkt. Musik muss heute an so viele Anlagen und Boxen wie möglich und vor allem gleichzeitig verteilt werden. Aus diesem Grund hat man bei Pioneer – Onkyo mit FlareConnect einen hauseigenen Dienst entwickelt, der genau dies ermöglicht.

FlareConnect

Vor noch nicht allzu langer Zeit war das Streamen von Musik von einem Zuspieler an seine heimische Anlage ein erhebendes Gefühl, wenn man damit vor der analogen Freundschaft und Verwandtschaft glänzen konnte. Aber schon in der Küche oder dem Bad war der Spaß vorbei. Wollte man hier seine Musik hören oder der Bundesliga-Konferenz folgen, musste die Wiedergabe auf einem Gerät abgebrochen werden, um auf dem anderen fortgesetzt werden zu können. FlareConnect macht damit Schluss. Aus vielen einzelnen Boxen wird das große Ganze.

Voraussetzung dafür ist die Onkyo Controller App, die wir ja schon für die Installation der NCP-302 benötigt haben. Als Streaming Dienst steht hier Spotify zur Verfügung. Wer die Spotify App kennt weiß, dass beim Abspielen eines Songs unterhalb des Play-Buttons die Funktion Verfügbare Geräte bereitsteht. Hier werden alle im Netz verfügbaren Spieler aufgezeigt und wir haben die Wahl zwischen dem TX-8270 oder der NCP-302. Aber das ist ja nicht der Sinn der Übung, wir wollen schließlich beide Geräte gleichzeitig ansprechen. Damit kommt nun FlareConnect ins Spiel.

In der Controller App werden der Receiver und die Box als einzelne Geräte geführt. Zur besseren Übersicht können hier Raumbezeichnung und Hintergrund-Icons geändert werden, so dass man immer sofort weiß, welche Anlage oder Box angesprochen werden soll. Wir haben deswegen statt der Standard-Bezeichnungen Wohnzimmer und Küche die echten Gerätenamen eingegeben, da die Box ihren Dienst in verschiedenen Zimmern verrichten soll. Bei nur zwei FlareConnect fähigen Geräten mag die Übersichtlichkeit gewahrt sein, doch je mehr Geräte hinzukommen, desto schwieriger wird es, den Überblick zu behalten.

Wir wollen nun Musik vom Smartphone auf den Receiver und die Box gleichzeitig bringen, dafür sind tatsächlich nur zwei Fingertipps in der App notwendig. Unterhalb des Boxen-Icons befindet sich ein Icon namens Group, beim Tippen auf dieses Icon zeigt die App im nächsten Schritt an, welche verfügbaren Geräte zu dieser Gruppe hinzugefügt werden sollen. Da hier nur der TX-8270 zur Verfügung steht, fällt die Auswahl nicht schwer. Ein blauer Haken zeigt an, dass nun beide Geräte zu einer Gruppe verbunden sind.

Kurz darauf spielt Spotify die Playlist nicht mehr nur auf dem Receiver oder der Box, sondern Dank der Nutzung des integrierten Dualband-WiFi mit 2,4 und 5 GHz absolut synchron auf beiden Geräten gleichzeitig. Will man die Gruppe wieder auflösen, entfernt man mit einem erneuten Tippen auf den blauen Haken das entsprechende Gerät. Es stehen nun wieder zwei einzelne Geräte zur Verfügung. Hat man nicht nur einen, sondern gleich zwei Lautsprecher wie den NCP-302 zur Verfügung, kann man der jeweiligen Box auch noch einen Platz rechts oder links zuweisen. So wird aus zwei einzelnen Lautsprechern in nur wenigen Schritten ein Stereo-System.

Bei der Gruppenbildung ist die App flexibel. Streamt man Musik auf die Box, weil man sich gerade im Bad aufhält, fügt man einfach die Anlage im Wohnzimmer der Gruppe hinzu und schon spielt der Sound auch dort. Es spielt also keine Rolle, wer das Signal liefert. Ebenso spielt es keine Rolle, ob der Sound digital gestreamt wird oder von einem analogen, an der Anlage angeschlossenen Zuspieler wie einem Plattenspieler kommt. Leider steht ein solcher hier noch nicht zur Verfügung, so dass wir uns auf die Aussage des Herstellers verlassen. Alle Boxen auch anderer Hersteller, die mit dem FlareConnect Logo versehen sind, können so in das bestehende System integriert werden.

 

Fazit

So muss Multiroom funktionieren. Nachdem uns Pioneer – Onkyo den TX-8270 und die NCP-302 für den Test von FlareConnect zur Verfügung gestellt haben, bleibt unter dem Strich ein durchweg positiver Eindruck. Vorbei die Zeiten einzeln aufspielender Lautsprecher. Ist im Fußball die Gruppenbildung noch strafbar, macht diese beim heimischen Musikhören erst richtig Sinn – nämlich die Kombination mehrerer einzelner Komponenten zu einem großen System.

Aber auch ohne FlareConnect sind der Receiver und die mobile Box zwei Elemente, die dem Anwender Spaß bereiten. Der TX-8270 spielt im klassischen Stereo breit und absolut sauber auf, die NCP-302 weiß als mobile Box für den nicht ganz so großen Raum zu gefallen. Beide Geräte kommen in einem klassischen Design das gefällt und mit einer Ausstattung, die überzeugt. Einzig die nicht vorhandene Unterstützung von Apple Music und Amazon Prime Muisc bei der NCP-302 ist zu bemängeln.

 

Link zur Herstellerseite: TX-8270 & NCP-302

weitere Hardwaretests: