Hardwaretest: Cambridge Audio TVB2 (V2) – very british

Cambridge Audio feiert dieses Jahr seinen 50. Geburtstag und dennoch ist zumindest in Deutschland  das britische Traditionsunternehmen bisher nur eingefleischten HiFi-Fans ein Begriff. Zeit also, das zu ändern. Wie bei anderen bekannten Unternehmen beginnt auch diese Erfolgsstory in einer Garage. Bereits 1968 gründeten ein paar musikbegeisterte Talente das Unternehmen mit dem Ziel, Sound so klar und unverfälscht darzustellen, wie sich das die Musiker im Tonstudio vorstellten.

Und die Voraussetzungen dafür waren gerade perfekt. Bands wie die Beatles, Pink Floyd oder The Who legten im Tonstudio den Grundstein für den puren britischen Sound. Bei Cambridge Audio nahm man diese Vorlage auf und die Erfolgsstory begann mit dem P40, dem ersten Stereoverstärker mit Ringkerntransformator – eine Technik, die heute Standard in vielen High-End Verstärkern unterschiedlicher Hersteller ist.

Nach Jahren der Abstinenz kehrt Cambridge Audio nun wieder nach Deutschland zurück und somit auch eine komplette Bandbreite an edler Technik vom AV-Receiver über den Netzwerk-Player bis hin zum Digital-Analog-Wandler. Ich darf mich als einer der ersten mit der aktuellen Soundbar TVB2 (V2) befassen, wobei hier das (V2) für das Nachfolgemodell steht. Mit seinem schlanken Design und dem damit diskreten Äußeren war bereits der Vorgänger bei  Film- und Musikfans beliebt, die TVB2 (V2) baut nun auf diesem Fundament auf.

Schlank und diskret sind dann beim Auspacken wörtlich zu nehmen. Mit seinen gemessenen 88 x 4,5 x 7,4 Zentimetern und dem geringen Gewicht von nur 1649 Gramm passt die zierliche Britin tatsächlich vor jeden aktuellen Flachbildschirm. Und die haben guten Sound wahrhaft nötig, denn noch immer sind die in einem Display verbauten Boxen mehr Notlösung als auch nur ansatzweise ein halbwegs klanglich erträgliches Erlebnis.

Optisch ist das Set aus Soundbar und Subwoofer herrlich dezent. Die Soundbar umschließt an drei Seiten ein Metallgitter, auffällig, aber nicht aufdringlich, an der Front ist das unübersehbare Logo Great British Sound. Interessant sind die Seiten der TVB2 (V2), denn hier kann man rechts die Soundbar direkt bedienen, wenn die Fernbedienung verlegt ist, während links NFC zur Verfügung steht, um Geräte mit der Soundbar zu verbinden. Hat das Endgerät kein NFC, steht selbstverständlich Bluetooth zur Verfügung. Leider macht Cambridge Audio keine Angaben zur Version, aptX wird aber geboten.

Den Stereo-Sound im Raum verteilen die bereits in den Aeromax 6 Standlautsprechern verbauten BMR- (Balanced Mode Radiator) Treiber. Ungewöhnlich zahlreich für eine Soundbar sind tatsächlich die Anschlussmöglichkeiten, denn neben HDMI ARC stehen drei weitere HDMI 2.0 Eingänge mit 4K, HDR und 3D Unterstützung zur Verfügung. Verfügt der TV nicht über HDMI, rundet ein optischer Eingang die möglichen Verbindungen ab.

Der Aktivsubwoofer besteht vollständig aus MDF, lediglich die Oberseite ziert eine edel eingefasste Glasplatte mit auffälligem Cambridge Logo. Im Boden verbaut ist ein 165 Millimeter Treiber mit nebenliegender Bassreflexöffnung. Das System bringt laut Herstellerangaben 120 Watt und reicht damit mehr als nur aus, einem Action-Film die notwendige Power zu entlocken oder Musik auch mit höheren Pegeln auf dem Sofa zu genießen. Zum Lieferumfang gehören sämtliche notwendigen Kabel wie HDMI, optisches Kabel oder auch AUX.

Aufgebaut und einsatzbereit ist die TVB2 (V2) innerhalb weniger Augenblicke. Denn dank interner Funkverbindung steht der Subwoofer sofort nach dem Einschalten der Soundbar zur Verfügung. Ein aufwendiger oder komplizierter Verbindungsaufbau entfällt somit vollständig. Ist der Fernseher bereits an der Wand montiert, ist das auch problemlos mit der kleinen Soundbar möglich. Eine Leiste sowie Dübel und Schrauben zur Wandmontage werden mitgeliefert.

Ich habe die Soundbar per HDMI mit dem TV verbunden, somit schaltet sich die TVB2 (V2) auch nach dem Einschalten des TV automatisch mit an – vorausgesetzt, dem TV wurde in den Einstellungen erklärt, er möge jetzt den Sound über ein externes Soundsystem und nicht mehr über die TV-Boxen ausgeben. Und so zappte ich mich erst einmal durch zahlreiche TV-Programme, um mir anzuhören, wie Cambridge Audio British Sound interpretiert.

Auf der kleinen und sehr übersichtlichen Fernbedienung  stehen vier verschiedene Sound-Modi zur Verfügung. Beim alltäglichen Fernsehprogramm leistet die Einstellung TV einen guten Job. Egal ob die Dokumentation oder eine Serie im Vorabendprogramm, stets sind Dialoge klar zu verstehen und werden nicht von Umgebungsgeräuschen überlagert. Wem dies nicht ausreicht, der schaltet bei abendlichen Nachrichten oder Diskussionsrunden auf den Modus Stimme um. Damit hat die Soundbar erst einmal eine grundlegende Aufgabe mit Bravour erfüllt, nämlich die dünnen TV-Boxen zu ersetzen.

Aber heute besteht Unterhaltung am Bildschirm schon längst nicht mehr nur aus dem, was Private und Öffentlich-Rechtliche anbieten. Neben der Blu-ray bieten auch zahlreiche Streaming-Dienste wie Netflix, Amazon Prime und andere Filme nicht nur in erstklassigem HD oder 4K, sondern auch mit dem entsprechend hochwertigen Sound. Ich habe mir deswegen Alien Covenant in den Schacht der Xbox One X gelegt.

Ja, der Film bietet in der deutschen Fassung üblicherweise DTS 5.1, aber die TVB2 (V2) kann eben „nur“ Stereo. Und dennoch ist schon dieser Stereo-Sound packend und bietet zahlreiche Effekte, zu denen die TV-Boxen nicht in der Lage sind. Laut Cambridge Audio verteilt die kleine Soundbar den Ton über 180 Grad im Raum, so dass ein wirklich großes Klangbild entsteht. Düstere Klänge wechseln sich mit Actionszenen und damit mit basslastigen Effekten ab. Die Dialoge sind klar und bleiben auch inmitten des Geschehens dank des Modus Film immer verständlich. Wem der kleine Sub hier zu viel oder auch zu wenig Leistung bringt, kann diesen in sechs Stufen über die Fernbedienung anpassen.

Viele Soundbars können TV, aber bei Musik tun sie sich dann doch schwer. Nicht so die TVB2 (V2). Auf einem Konzert in Berlin am letzten Wochenende spielte eine Vorband auf, die mich sofort mitnahm. Stunde Null präsentierte knallharten Deutsch-Rock und bot eine so überzeugende Bühnenshow, dass ich mir am Ende des Konzerts direkt am Merch-Stand noch deren Debüt-CD Vom Schatten ins Licht zulegte. Und hier läuft momentan der Song Und die Hände gehen hoch rauf und runter – und zwar über die Soundbar von Cambridge Audio.

Es verblüfft, was der kleine Barren an Instrumenten darzustellen vermag, wie sie die Stimme von Sänger Aaron aufbaut, der von einem Moment auf den anderen von Melodie auf brachialen Metal umschalten kann, wie Gitarren und Bass eine breite Bühne erhalten und wie das Schlagzeug alles punktgenau unterstreicht. Klar ist die Soundbar ganz sicher keine komplexe HiFi-Anlage für zu Hause und dennoch überzeugt sie auch bei Musik auf ganzer Linie. Spätestens jetzt wird klar, was Cambridge Audio mit Great British Sound wirklich meint. Es wird eben nichts hinzugefügt, was nicht zum Sound gehört.

Cambridge Audio wirbt auf der eigenen Website damit, durch HDMI auch Spielkonsolen an die TVB2 (V2) anschließen zu können. Und selbstverständlich habe ich dieses gemacht. In Sea of Thieves spielt man endlich mal wieder Pirat. Es werden Schätze gesucht, Rätsel gelöst und selbstverständlich gehören auch Seeschlachten mit dazu. Und gerade diese Soundeffekte bringen richtig Leben in die Bude, wenn die Soundbar Kanonenkugeln durch das Wohnzimmer zischen lässt oder bei einem Treffer Holzplanken krachend zerbersten. Nebenbei rauscht das Meer, in Kämpfen klirren Schwerter und alles wird vom passenden Soundtrack untermalt. Da die TVB2 (V2) über keinen Modus für Spiele verfügt, bringt Film das beste Sounderlebnis.

 

Fazit:

Die TVB2 (V2) ist eine Überraschung im positiven Sinne. Denn trotz der schlanken Abmessungen spielt die Soundbar groß auf. Und das nicht nur bei Filmen, um scheppernde TV-Boxen zu ersetzen, sondern auch und gerade bei Musik. Während andere Soundbarren meist den Bass als dominantes Element verstehen, hält man sich bei Cambridge Audio damit vornehm und wohltuend zurück. Das nennt man dann wohl Britisches Understatement.

Wer bisher noch keinen Kontakt zu Cambridge Audio hatte, sollte bei einer anstehenden Neuanschaffung dringend auch die TVB2 (V2) in die engere Auswahl mit einbeziehen. Optisch unauffällig, aber dennoch mit zahlreichen Anschlussmöglichkeiten versehen, wird diese Soundbar mit Sicherheit nicht nur eingefleischte HiFi-Enthusiasten überzeugen, sondern allein schon durch sein klares Klangbild neue Fans dazugewinnen.

 

Link zur Herstellerseite: Cambridge Audio TVB2 (V2)

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