Hardwaretest: Audio-Technica ATH-G1 – zurück zur klassischen Optik

Nachdem wir Anfang diesen Jahres den bis dahin bewährten Gaming Kopfhörer von Audio-Technica mit der kryptischen Bezeichnung ATH-ADG1X testen durften, haben wir jetzt am Jahresende den aktuellen Begleiter ATH-G1 für das gepflegte Spiel an der Konsole hier zu liegen. Und was nach dem doch eher filigranen Design des letzten Modells nun sofort auffällt: Man besinnt sich bei Audio-Technica und geht zurück zu den Wurzeln. Statt also offener Bauweise mit zierlichem Kopfbügel kommt der neue G1 nicht nur mit einer kurzen Bezeichnung daher, sondern auch mit einem klassischen Aussehen.

Aber was schon für den ADG1X galt, gilt auch für den neuen G1: Nach dem Öffnen der Verpackung hat man sofort das Gefühl, einen hochwertigen Kopfhörer in den Fingern zu halten, der auch gut als HiFi-On-Ear durchgehen könnte. Das Gefühl trügt nicht, auch als solcher kann er genutzt werden, denn das Mikrofon ist ansteckbar. Gerade für Gamer, die sonst auch gerne mal auch unterwegs Musik hören, wird der ATH-G1 damit zum einen Multifunktions-Headset.

Hat man den ATH-G1 erst einmal aus seiner Verpackung befreit, indem man zwei fummelige Kabelbinder entfernt, stellt man fest, dass der G1 kaum Gewicht auf die Waage bringt. Mit dem angesteckten Mikrofon kommt das Headset auf ganze 257 Gramm. Mit diesem kaum vorhandenen Gewicht sind stundenlange Game-Sessions ohne Ermüdungserscheinungen im Nacken kein Problem. Denn im Gegensatz zu einem HiFi-Kopfhörer, den man mal für ein ungestörtes Vinyl-Album oder die digitale Playlist auf dem Kopf trägt, müssen Gaming-Kopfhörer für stundenlanges Tragen konzipiert sein. Und das beginnt nun einmal mit einem geringen Gewicht.

Der Tragekomfort definiert sich jedoch nicht nur über Leichtigkeit, sondern ebenfalls über den Kopfbügel und die Ohrmuscheln. Ungewöhnlich gefertigt sind die Ohrpolster. Während das komplette Äußere mit Kunstleder bespannt ist, liegt auf dem Ohr Stoff auf. Die Muscheln bestehen also aus einem Materialmix. Das hat den Vorteil, dass man tatsächlich an den Ohren nicht übermäßig schwitzt, außerdem sind die Polster leicht auszutauschen. Die Polster liegen vollständig über dem Ohr, so dass Nebengeräusche kaum wahrzunehmen sind. Verbaut sind im Inneren 45 Millimeter Treiber, die somit für einen ordentlichen Klang sorgen sollten.

Das gesamte Headset besteht zu großen Teilen aus mattem Kunststoff. Dieser wirkt jedoch recht edel, dafür sorgen auch die metallicblauen Einfassungen an der Außenseite. Trotz des Kunststoffes knarzt hier aber nichts, die Bügelhalterungen sind sauber verarbeitet, in alle Richtungen beweglich und leichtgängig.

Beim Kopfbügel hingegen hat scheinbar der Rotstift zugeschlagen. Denn leider zieht sich dieser Kunstlederschutz nicht über die gesamte Breite des Bügels, sondern hier ist nur über gut zehn Zentimeter Länge Material in der Mitte angebracht. Dadurch liegen die Verbindungskabel relativ frei, dennoch liegt das Polster sauber auf dem Kopf auf. Wer also den Kopfhörer aus welchen Gründen auch immer hektisch abnimmt, sollte hier auf die Kabel achten. Aber beim ATH-G1 hat man im Vergleich zum Vorgänger wieder einen echten Bügel. Das letzte Modell kam mit doch eher gewöhnungsbedürftigen Flügeln daher, die seitlich am Kopf anlagen.

Der Bügel selbst macht trotz seines stabilen Aussehens einen filigranen Eindruck, er ist aber sehr beweglich und passt somit auf jeden Kopf. Auch die Größenverstellung rastet sicher und gut hörbar ein. Somit ist der ATH-G1 auch für Brillenträger uneingeschränkt nutzbar. Die Kabellänge von 2 Metern ist schon fast zu gut gemeint für Konsolenspieler, die das Headset ja ohnehin am Joypad anschließen. Für den PC-Gamer hingegen sollte die Länge ausreichend sein. Mitgeliefert wird für die Soundkarte auch ein Y-Stecker. Wen das Kabel als PC-Gamer stört, der greift zum kabellosen Modell ATH-G1WL.

Das Mikrofon mit Hyperkardioid Richtcharakteristik lässt sich ohne jeglichen Kraftaufwand sauber an die linke Ohrmuschel anschließen. Der Schwanenhals – von Audio-Technica Galgenmikrofon genannt – ist in alle Richtungen beweglich. Der Windschutz gegen Atemgeräusche ist austauschbar, zusätzlich ist im Kabel auch ein großer und stabiler Mute-Schalter angebracht, der das Mikrofon bei Bedarf stummschaltet. Außerdem verfügt die Konstruktion über ein Drehrädchen zur Lautstärkeregelung.

Soweit zu dem, was euch beim Auspacken erwartet. Doch die Wahrheit eines Headsets liegt immer auf den Ohren. Von daher muss das ATH-G1 jetzt erst einmal an der Xbox One X zeigen, wie es denn nun wirklich klingt? Für den ersten Hörtest muss Wreckfest herhalten. Nirgendwo bei einem Racer kracht es mehr, verbiegt sich mehr Metall und liegen mehr Wracks auch gerne mitten auf der Piste, wie in diesem Spiel.

Die Xbox erkennt das Headset auf der Stelle und als das erste Rennen startet, stelle ich wieder fest, dass ein Gaming-Headset mich doch immer mehr in das Spiel eintauchen lässt, als wenn ich das über das Heimkino-System höre. Man ist mittendrin im Geschehen, es stören keine Umgebungsgeräusche. Und schon bei den ersten Karambolagen genieße ich das ATH-G1 in vollen Zügen. Ich werde rechts überholt und ich höre den Gegner, bevor ich ihn sehe.

Ich krache mit meinem Wagen in einen anderen, Metall verbiegt sich, Es kracht und poltert rechts und links von mir, weil ich mit meinem Crash eine Massenkarambolage auslöse. Ein Fahrzeug fliegt über mich hinweg und ich zucke zusammen, weil das Motorengeräusch so authentisch über mich hinwegdröhnt. Anbauteile liegen herum, Glas splittert, noch mehr Chaos optisch wie akustisch geht kaum. So soll das sein, das zeichnet einen Gaming-Kopfhörer aus.

Als nächstes muss The Division 2 in den Schacht der Konsole. Ist das Spiel gestartet, bin ich augenblicklich gefangen und Teil des Games. Auch wenn ich im Safe House starte, so lausche ich meinen Schritten auf den verschiedenen Untergründen. Egal ob ich über Asphalt oder Sand oder durch platschende Pfützen laufe, während meine umfangreiche Ausrüstung bei jedem Schritt klappert, erschafft das ATH-G1 akustisch vom ersten Schritt an eine glaubwürdige Kulisse. Dazu kommen streunende Hunde, die an mir vorbeirennen, während Eulen in irgendeinem dunklen Baum hocken.

Kommt es dann zu einem Feuergefecht, dreht das Headset auf und Adrenalin pumpt. Viele Gegner sind unterschiedlich bewaffnet, so dass hier das volle Repertoire an Soundeffekten für die Gefechte aufgefahren werden kann. Auf der einen Seite verschießt mein MG ein Magazin in Sekunden, während ich beim Nachladen von Feinden mit Pistolen oder Pumpguns angegriffen werde. Dort fällt mir ein Gegner in die Flanke, auf der anderen Seite explodiert eine Granate, die ich komplett übersehen habe. Die Granate liegt neben einem Fahrzeug und Metall verbiegt sich. All diese Sounds sind so authentisch und ich bin damit Teil des Spiels.

Das Mikrofon leistet im Multiplayer-Modus ganze Arbeit, jedes meiner Worte kommt ohne störende Atemgeräusche sauber bei meinen Mitspielern an. Selbst in massiver Action bin ich jederzeit klar zu verstehen. Man kann sich Befehle zurufen, ohne dass mein Gegenüber am anderen Ende des Internets sich das eigene Headset vom Kopf reißen muss, weil sich die Stimme überschlägt.

Schenkt man der Website von Audio-Technica Glauben, kann das ATH-G1 auch als Kopfhörer für den Musik-Genuss verwendet werden. Also wird das Mikrofon abgenommen und das Headset mit dem Smartphone verbunden. Als erstes fällt auf, dass das äußerst stabile Kabel nun mit seinen zwei Metern Länge für diesen Zweck überdimensioniert ist. Will man das Headset für die Musik unterwegs verwenden, muss man relativ viel Kabel in die Tasche stopfen. Da das Kabel leider nicht austauschbar, sondern fest mit dem Kopfhörer verbunden ist, muss man damit leben.

Als erster Song meiner Rock-Playlist muss The Jester von Badflower sich beweisen. Der eher ruhige Song zeichnet sich durch eingangs durch die Stimme des Sängers Josh Katz aus, nur begleitet von wenigen Noten an Bass und E-Gitarre. Die Mitten sind wirklich gut, wenn man bedenkt, dass es sich beim G1 um ein Gaming-Headset handelt. Setzen dann Gitarre und Schlagzeug ein, entwickelt das Stück eine erstaunliche Dynamik. Die Stereo-Effekte sind klasse, die Instrumente sind zu orten und so entsteht eine Bühne im Kopf des Zuhörers.

Beim nächsten Stück musste ich googlen, denn mir sagte der Name des Sängers etwas. Und siehe da, Mike Shinoda ist Gründungsmitglied von Linkin Park. In seinem aktuellen Stück fine tritt er als Solo-Künstler auf und man genießt den Song mit dem G1 vom ersten Ton an. Hier darf der ATH-G1 dann zeigen, dass er auch Bass kann. Und gerade bei diesem Bass lässt sich der eigentliche Einsatzzweck als Gaming-Headset dann nicht mehr verbergen. Denn die Bässe sind wirklich kräftig und dominieren das Stück. Höre ich den Song über meine zahlreichen anderen Lautsprecher und mobilen Boxen, so ist dort der Bass nicht so wuchtig. Dennoch hält sich das alles noch im Rahmen, so dass der G1 auch wirklich als Musik-Kopfhörer für unterwegs Spaß macht.

 

Fazit:

Audio-Technica hat mit dem ATH-G1 einen würdigen Nachfolger zum bisherigen Top-Modell ATH-ADG1X geschaffen. Die geschlossene Bauweise lässt keine Nebengeräusche von außen zu, so dass man über Stunden hinweg in seine Spielewelten abtauchen kann. Auch nach außen dringt kaum etwas, so dass man das Headset auch benutzen kann, wenn sich noch andere Personen im gleichen Raum aufhalten.

Das Design ist klassisch und dennoch hinterlässt es trotz des Kunststoffes einen hochwertigen Eindruck. Im Gegensatz zu den sonst erhältlichen Gaming-Headsets wird auf überflüssige Kanten und grelle Farben verzichtet. Einzig der metallicblaue Ring auf den Muscheln lässt den vorgesehenen Einsatzzweck erahnen.

Als Gaming-Headset gehört der ATH-G1 zu den besten. Die Stereo-Bühne und die zahlreichen Soundeffekte lassen den Spieler ins Geschehen fallen, man genießt sein Spiel nicht nur optisch, sondern auch akustisch in vollen Zügen. Aber auch bei Musik kann sich der G1 hören lassen. Einfach das Mikrofon abstecken und schon dient er als musikalischer Begleiter für unterwegs. Mehr geht kaum.

 

 

 

Link zur Herstellerseite: Audio-Technica ATH-G1

weitere Hardwaretests: