Hardwaretest: Ultrasone Go – besser geht`s unterwegs nicht

Kopfhörer sind etwas Besonderes. Denn nur mit einem Kopfhörer kann man frei von äußeren Einflüssen ungestört in die Welt der Musik eintauchen. Kaum etwas bietet mehr Entspannung, als es sich irgendwo gemütlich zu machen und einfach nur dem Klang zu lauschen. Musik ist jedoch schon lange kein rein stationäres Medium mehr.

Was mit dem Walkman begann, findet seinen momentanen Höhepunkt in iPhone und den anderen üblichen Verdächtigen: Man trägt seine Musik wie selbstverständlich bei sich. Das Problem dabei ist jedoch nicht das hochwertige Dateiformat für authentischen und hochwertigen Klang, das Problem ist, was zu viele Schallwandler letztendlich an die Ohren bringen. Warum also benutzt man teure Technik zur Wiedergabe seiner Musik, um sich dann mit minderwertigen Kopfhörern zufrieden zu geben?

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Die bayerische Manufaktur Ultrasone hat sich bisher einen Namen gerade durch ihre handgefertigten Editionen gemacht. Nun möchte man mit dem GO im Markt der mobilen Kopfhörer zeigen, dass beeindruckender Klang und ein tolles Design nicht auch gleich mit utopischen Preisen einhergehen müssen. Schon nach dem Auspacken ist man augenblicklich davon überzeugt, etwas Hochwertiges in den Händen zu halten. Aluminium mit gelasertem Firmenlogo auf der einen, aus Proteinleder gefertigte, weiche Ohrmuscheln auf der anderen Seite, dazu Faltmechanismen mit fühlbarem Wiederstand und ein gepolsterter Kopfbügel überzeugen schon beim Anfassen.

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Spätestens jedoch wenn die Ohrmuscheln in Position gebracht sind, erkennt man endgültig die Wertigkeit der verwendeten Materialien. Der Verstellmechanismus rastet sauber ein und hält die ihm zugedachte Einstellung sicher. Allerdings erscheint der Verstellbereich insgesamt ein wenig zu gering ausgefallen, Menschen mit großen Köpfen könnte der GO tatsächlich nicht passen. Selbst das Anschlusskabel mit Mikrofon und vergoldeten Anschlüssen ist ummantelt, auch hier kein billiger Kunststoff, der sich bei jeder Gelegenheit verknotet. Das Gewicht des GO ist mit schlanken 133 Gramm angegeben. Und weil man bei Ultrasone selbst von seiner eigenen Qualität so überzeugt ist, gibt man auch gleich 5 Jahre Garantie auf das Gerät.

Der Schein stimmt schon einmal, das Sein steht dem jedoch in nichts nach. Ultrasone nennt die verbaute „S-Logic Basic“ Technik schlicht „Natural Surround„. Der Unterschied wird beim Hören deutlich. Die Form der menschlichen Ohren ermöglicht es, Richtung und Entfernung von Geräuschen zu lokalisieren. Bei üblichen Kopfhörern wird der Schallwandler in der Mitte der Ohrmuschel angebracht, Klang kommt somit „mitten im Kopf“ an. Ultrasone versetzt jedoch die Schallwandler asymmetrisch und nutzt so das natürliche Hörempfinden. Der Klang ist also nicht mehr zentriert, sondern wirkt tatsächlich so, als stände bzw. säße man im Konzertsaal, Club oder Wohnzimmer vor den Boxen. Es wird – ohne den Klang zu verfälschen – ein räumliches Hören ermöglicht, bei dem einzelne Instrumente von unterschiedlichen Positionen erklingen. Weiterhin schafft es dieser technische Kniff, den Schalldruck bei gleichem Lautstärkeempfinden um 40% zu senken. Man schont damit auf Dauer die Trommelfelle.

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Beste Technologie und edles Design sind jedoch wertlos, wenn das Drumherum nicht stimmt. Was nützt mir ein hervorragender Klang, wenn der durch Außengeräusche gestört wird? Ebenso nervig sind Sitznachbarn in öffentlichen Verkehrsmitteln, deren Ohrstöpsel die gesamte Fahrzeit über brüllend vor sich hinscheppern oder Kopfhörer, die scheinbar nur Bässe wiedergeben können. Auch hier hat Ultrasone beim GO ganze Arbeit geleistet. Das Proteinleder der Ohrmuscheln ist weich gepolstert und sorgt so nicht nur für hohen Tragekomfort, sondern schirmt Klang in beiden Richtungen hervorragend ab. Weder dringen selbst laute Umweltgeräusche merklich ans Ohr, noch dringt Musik störend nach außen.

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Auch das Anschlusskabel ist durchdacht. Mit seinen 115 Zentimetern Länge reicht das Kabel vom Kopfhörer bis in den entlegensten Winkel selbst der größten Handtasche. Weil man zum Telefonieren weder Kabel abziehen, noch Kopfhörer absetzen möchte, hat Ultrasone das Kabel mit einem kleinen Mikrofon inklusive Fernbedienung ausgestattet. Auf Knopfdruck wird der Titel unterbrochen und ein Gespräch angenommen. Zweimaliges Drücken sorgt für einen Titelsprung vorwärts. Vermisst wird einzig eine Lautstärkeregelung an der unscheinbaren Fernbedienung. Die Sprachqualität ist zum Telefonieren vollkommen ausreichend. Stimmen sind verständlich, wenn auch etwas dumpf. Aber das ist ja auch nicht das Hauptaugenmerk des GO. Wichtig ist einzig und allein eine möglichst einwandfreie Musikwiedergabe.

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Und beim Klang spielt der GO dann ganz groß auf. Mit Halestorm und dem Song I Am The Fire darf der GO das erste Mal zeigen, was er wirklich kann. Allein wie akzentuiert und klar hier die rauchige Rockstimme von Sängerin Elizabeth „Lzzy“ Hale aus den Muscheln kommt beeindruckt. Egal ob ruhige Textpassagen oder der kraftvoll rockende Refrain, der GO meistert alles mit Bravour. Stets bleibt die Stimme präsent und wird nicht von den Instrumenten überlagert.

Wir wechseln zu Justin Furstenfeld. Der Frontmann und Kopf von Blue October tritt regelmäßig allein und unplugged auf. Einer seiner emotionalsten Titel ist Hate Me. Auch wenn der Song mir regelmäßig Gänsehaut verursacht, weil man die vollständig aus den Fugen geratene Gefühlswelt des Sängers förmlich mit Händen greifen kann, so verleiht der GO diesem Stück noch einmal eine ganz eigene Note. Es ist unglaublich, wie ein nur knapp über 100,-€ teurer Kopfhörer Emotionen so zum Leben erwecken kann und stimmliche Nuancen so fein herausarbeitet.

Zum Abschluss des Stimmentests wenden wir uns Florence Welch von Florence + the Machine mit dem Song Delilah zu. Bei diesem doch eher rockigen Stück erfolgt ein steter Wechsel zwischen mittleren und hohen Tonlagen der Sängerin. Diese Prägnanz und die daraus resultierende Dynamik werden vom GO erstklassig erfasst und wiedergegeben. Bei der Stimmwiedergabe liegt der GO somit ganz vorn.

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In Sachen alternativem Rock muss der GO zuerst bei Muse mit Gitarrist Matt Bellamy zeigen, ob er dessen High-Tech Instrument gewachsen ist. Gerade der Song Supermassive Black Hole mit seinen glasklaren Akkorden und knackigen Bässen treibt üblicherweise Boxen und Kopfhörer an ihre Grenzen und trennt gute von schlechten Geräten. Der GO meistert diese Herausforderung mit Leichtigkeit. Jeder Ton klingt so, wie er live auch klingen würde, der Bass ist druckvoll, aber niemals dominant. So und nicht anders muss dieser Titel ans Ohr gebracht werden.

Bei Seven Nation Army von The White Stripes ist es ebenfalls der saubere Bass in Verbindung mit einem so simplen aber einprägsamen Schlagzeug, nur unterbrochen vom für den Song so typischen Gitarrenteil zwischen den Strophen, welche dem Kopfhörer wiederum keinerlei Schwierigkeiten bereiten. Jedes Instrument ist räumlich so wunderbar zu orten, als stände man nur wenige Meter von der Bühne entfernt. Sämtliche Höhen und Tiefen sind dynamisch und verleihen dem Titel seine ihm so eigene Charakteristik.

Den Abschluss bildet Mumford & Sons mit einer Live Version von Tompkins Square. Hier baut der GO eine unglaublich breite Bühne beim Hörer auf. Es entsteht eine abermals großartige räumliche Trennung aller Instrumente, in der weder das Piano noch die Violine durch die elektrische und die Konzertgitarre in der Kulisse des Klangs untergehen. Der GO trennt alle Instrumente so dezidiert, dass es eine wahre Freude ist, sich auf ein einzelnes zu konzentrieren und dieses auch heraushören zu können.

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Der GO ist also ein hervorragender Begleiter, wenn es um die Wiedergabe guter Musik geht. Woran Ultrasone bei der Entwicklung des Kopfhörers mit Sicherheit aber nicht gedacht hat, ist die Verwendung des so edlen Schallwandlers mit einer mobilen Videospielkonsole wie dem Nintendo 3DS. Selbstverständlich ist der Kopfhörer mit den Sounds der meisten Spiele hoffnungslos unterfordert, aber dennoch macht es Spaß, auch diese Stücke und Effekte über den GO zu hören. Gleiches gilt für zahlreiche mobile Games auf dem Handy. Mit gutem Klang spielt es sich einfach noch einmal besser.

Fazit:

Der kleine GO spielt ganz groß auf. Es sind nicht nur der fantastische Klang bis in hohe Pegel bei einer fast schon unglaublichen Dynamik, es sind auch die räumliche Weite und Tiefe durch die S-Logic Technologie und eine fantastische Stimmwiedergabe, die den Unterschied machen.

Jeder Frequenzbereich wird einfach nur überragend ans Ohr gebracht. Dennoch ist dabei der Bass bemerkenswert. Denn statt wie bei vielen anderen Kopfhörern zu dominieren, ist er beim GO das begleitende Element, das sich nicht um jeden Preis in den Vordergrund drängt. Gerade bei handgespielter Musik kann man hören, wie jede Saite gezupft und jeder Akkord angeschlagen wird.

Wer also endlich seine Musik auch unterwegs so genießen will, wie man das zu Hause auf dem Sofa täte, kommt um den GO einfach nicht herum. Neben großartiger Technik und überragendem Klang sind es zusätzlich das Design und die Verarbeitung, die den GO zu einem Begleiter machen, den man schon nach kurzer Zeit nicht mehr missen möchte.

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