Hardwaretest: TP-Link Deco M5 – Internet aus dem UFO

Mesh-Systeme sind In. Nach Netgear, AVM und Google zieht jetzt auch TP-Link mit dem Deco M5 nach, weil bald jeder Toaster Zugriff auf das Internet für ein Update braucht – Bräunungsgrad einstellen per Handy-App. Aber wofür steht eigentlich Mesh? Dieser englische Begriff für Masche lässt sich grob oder sinngemäß übersetzen mit vermaschtes lokales WLAN.  

Ein Mesh-System soll also ohne großen Aufwand für flächendeckendes und zugleich leistungsstarkes Internet innerhalb der eigenen vier Wände sorgen. Waren Repeater noch schwierig einzurichten und funktionierten selten störungsfrei, stellen zum Beispiel devolos aktuelle Power-Line Adapter >>> mit Strom aus der Steckdose kaum noch gehobene Ansprüche bei Installation und Betrieb an den Nutzer. Einen Schritt weitergehen wollen nun Mesh-Systeme. Simpel in der Einrichtung sollen sie sein und WLAN dahin bringen, wo niemals zuvor ein Signal gewesen ist.

Optisch macht allein die Aufmachung des TP-Link Deco M5 einiges her. Umverpackung abgezogen, Deckel auf und drei UFO-ähnliche Scheiben liegen vor – hoffentlich ist Deco nicht Programm und bezieht sich nur auf die hübsche Verpackung, denn angeschafft wird ein solches System sicher nicht zur Dekoration. Aber schon das dazugehörige Deckblatt weist darauf hin, dass ohne App hier bereits Schluss mit lustig ist. Die gleiche Info erhält man beim Auspacken der winzigen Schnellstartanleitung. Ohne Handy-App geht nichts, einzig die verschiedenen Farben der LEDs werden kurz erläutert.

Technisch bietet das Deco M5 reichlich. Bestückt ist jede Scheibe mit einer Quad-Core-CPU, vier internen Antennen, einem USB-Anschluss zum Laden und zwei Ethernet Ports. Auch die Leistung passt. Auf dem 2,4 Gigahertz-Band liefert das Deco maximal 400 Megabit pro Sekunde, auf dem 5 Gigahertz-Band sind es sogar 867 Mbit/s. Damit wird garantiert, dass jedes Endgerät optimal und mit der richtigen Frequenz versorgt wird. Und das können sogar drei Geräte pro Deco gleichzeitig sein. Wurden Daten bisher nacheinander verteilt, so erfolgt dies jetzt Dank MU-MIMO parallel.

MU-MIMO? Bahnhof? Dies bedeutet völlig unkryptisch Multi-User Multiple-Input, Multiple-Output oder auch AC-WLAN oder noch kürzer AC Wave 2. Diese Technik ermöglicht also dem Deco die gleichzeitige Kommunikation mit bis zu drei Endgeräten, was wiederum die Zeit reduziert, die jedes Gerät auf ein Signal warten muss. Und dies erhöht somit die Geschwindigkeit des eigenen Netzwerks. Zusätzlich dazu verbindet sich die jeweils nächste Deco-Einheit automatisch mit genau dem Endgerät in dessen Nähe. Man kann also unterbrechungsfrei mit dem Handy von Raum zu Raum gehen, ohne dass die Verbindung abbricht.

Bevor wir aber das Deco ans Laufen bringen, machen wir uns Gedanken, wo wir die Scheiben eigentlich zukünftig aufstellen werden und wie die momentane Verbindung zum Router an dieser Stelle ohne das Deco aussieht? Zu diesem Zweck haben wir uns den WiFi Analyzer auf dem Handy installiert. Dieser misst anhand einer Skala die Signalstärke, so lässt sich also später feststellen, ob das Deco sein Werbeversprechen erfüllen kann. Zusätzlich werden wir mit dem Programm Speedcheck einen Ping-Test am iPad vornehmen. Gemessen wird um 13.00 Uhr, weil dann erfahrungsgemäß das Netz hier am wenigsten ausgelastet ist.

Wie erwartet schlägt der Zeiger beim WiFi Analyzer direkt am Router mit -40 dBm maximal aus. Hier steht also die volle Leistung zur Verfügung. Aber schon einen Raum weiter direkt am heimischen PC sieht die Sache schon wieder anders aus. Hier stehen noch knapp -65 dBm zur Verfügung. Ziemlich mau wird es dann eine Etage höher. Knapp -72 dBm zeigt der Zeiger noch an. Das ist zwar noch im unteren gelben Bereich und reicht für simples Surfen im Internet, aber bei online Videospielen oder qualitativ hochwertigen Videos per Stream wird es dann schon hakelig.

Ein ähnliches Bild liefert der Ping-Test. Dieser ergibt direkt am Router 32 ms bei einem Download von 47,04 Mbps und einem Upload von 9,77 Mbps. Im benachbarten Zimmer kommen noch 33 ms bei 45,87 Mbps Download und 6,70 Mbps Upload zustande. Im zweiten Stock stehen zwar immer noch 34 ms in der Anzeige, aber nur noch 5,88 Mbps Download und 1,27 Mbps Upload sind unterirdisch. Es muss also mit dem TP-Link Deco M5 Abhilfe her.

Wir halten uns an die Anleitung und installieren zuerst die benötigte App. Allerdings gibt inzwischen Dinge, die uns bei einer Installation furchtbar nerven. Wenn der Text im Play Store schon mangelnde Rechtschreibkenntnisse  des Verfassers offenbart, ist dies fast so abschreckend wie eine zwanghafte Registrierung, um teuer gekaufte Hardware oder Dienste nutzen zu können. Und was bitte möchte die Deco-App mit meinen Fotos, Medien und Dateien?

Dieser Zugriff wird also erst einmal abgelehnt und die App möchte nun Speicherplatz nutzen. Den würde ich gerne zur Verfügung stellen, aber gibt es hier nur die Möglichkeit, die App zwangsweise zu beenden oder aber gleich zu deinstallieren. Abhilfe schafft nur, die App neu zu starten und beim Neustart den Zugriff auf Fotos, Medien und Dateien zuzulassen. Erst dann ist der Log-In möglich und das System kann installiert werden. Das ist ein absolutes No-Go und bringt Punktabzug schon in der Pflicht bei der A-Note!

Aber genug gequengelt, wir machen uns an die Installation. Und schon gleich zu Beginn verheißt die App nichts Gutes. Bereits im 2. Schritt der Anleitung wird der Text unlesbar von einem dicken Button verdeckt. Wir sollen also den alten Router vom Modem trennen bevor – ja, bevor was eigentlich? Bevor wir Kaffee holen? Es bleibt also nur die Chance, den Button zu klicken und zu schauen, was sich nun weiter ergibt. Und nein, das Smartphone-Display ist beim Moto Z sicher nicht zu klein, um alles Wesentliche darstellen zu können!

Die Installation der ersten beiden Mesh-Einheiten geht dann aber endlich klaglos vonstatten, beide befinden sich schließlich auf einer Etage. Allerdings wird die dritte Einheit im Stockwerk höher benötigt und das bringt das Deco an seine Grenzen. Denn diese Einheit scheint nun zu weit entfernt und die Decos können sich nicht miteinander verbinden. Diese Wohnung hat knapp 140qm Wohnfläche, TP-Link gibt jedoch eine Flächendeckung von bis zu 400qm an. Dieser Wert erscheint jetzt doch sehr optimistisch.

Es bleibt also nur, die zweite Einheit so aufzustellen, dass danach eine Verbindung möglich wird. Denn gerade die am Weitesten entfernte Einheit muss genau dort stehen, wo sie jetzt steht, weil es eben genau da bisher schon kein Internet gab. Nach der Umstellung von Einheit Nummer 2 in genau etwa die Mitte zwischen den beiden am weitesten voneinander entfernten Deco-Scheiben, steht dann endlich das komplette Netzwerk. Noch schnell die aktuelle Firmware heruntergeladen und installiert und schon kann es losgehen. Und schon wieder zickt die App, denn mein Smartphone, auf der die App installiert ist, ist angeblich offline – dennoch ist Augenblicke später das Update installiert.

Aber egal, letzten Endes ist entscheidend, was nun im hintersten Zimmer der Wohnung ankommt, in dem bisher über einen Power-Line Adapter Internet zur Verfügung gestellt wurde. Und hier zeigt sich, dass ein Mesh-System ganz offensichtlich Sinn macht. Denn solche Werte waren bisher dort nicht möglich. Der Ping-Test ergibt jetzt 32ms, der Download liegt bei fast schon sagenhaften 46,98 Mbps und der Upload immerhin bei 9,02 Mbps. Selbstverständlich sind solche Messungen von verschiedenen Faktoren abhängig und wurden deshalb mehrfach durchgeführt. Dennoch liegen die Werte seit dem Einsatz des Deco M5 immer in solch hohen Bereichen. Der WiFi Analyzer meldet dazu einen Wert von -43dBm. Also alles im grünen Bereich.

Die Software bietet zahlreiche Möglichkeiten zur persönlichen Anpassung von der Kindersicherung, bei der Zugangszeiten beschränkt werden oder Filter gesetzt werden können, bis hin zum Priorisieren von Geräten, die dann vorrangig Zugriff auf den Datenverkehr haben. Spannend ist aber der inkludierte Virenschutz. TP-Links Home Care soll jeden Tag 8 Milliarden URLs kontrollieren und verarbeiten sowie auf neue Bedrohungen prüfen, um sämtliche Geräte vor allen möglichen Attacken und Viren zu schützen.

Was allerdings erst beim Studieren der Website oder in mikroskopisch kleiner Schrift auf der Verpackung auffällt ist, dass dieser Service nur die ersten 3 Jahre gratis ist. Man erwirbt also nicht mit dem Kauf des Deco M5 auch automatisch einen Virenschutz für die Lebensdauer der Einheiten, sondern darf nach 3 Jahren diesen Schutz gegen Bezahlung aktualisieren.

Fazit:

Ein Mesh-System macht Sinn, wenn man Internet an Orten braucht, die bisher von der Außenwelt abgeschnitten waren. Das TP-Link Deco M5 bringt aber nun die Daten genau da hin, wo sie benötigt werden. Mit neuester Technik ausgestattet und optisch so ansprechend, dass auch die bessere Hälfte kein Problem mit der Verteilung der Scheiben hat, erledigt das Deco M5 seinen Job hervorragend – wenn die Einheiten im entsprechenden Abstand  zueinander positioniert werden können.

Was allerdings bei so viel Positivem dann negativ auffällt, ist die Software. Im momentanen Zustand ist der Zugriff auf Fotos, Medien und Dateien nicht nachvollziehbar, es sei denn, das Programm errechnet anhand dieser Daten nur den vorhandenen Speicherplatz für die Installation. Dann kann man das aber dem User auch so mitteilen. Es bleibt hier ein fader Beigeschmack, auch weil die Software ohne Freigabe dieser Daten den Dienst verweigert.

Ebenfalls fragwürdig ist der groß angepriesene Virenschutz. Dass dieser zeitlich begrenzt ist, ist nach unserer Auffassung nicht sonderlich kundenfreundlich, zumal das System mit zurzeit knapp 280,-€ alles andere als preiswert ist. Wer das aber in Kauf nimmt, bekommt mit dem Deco M5 ein funktionierendes System – und unter dem Strich kommt es genau darauf an.
Die Höchstnote wird also nur durch die schlechte Software verfehlt.

Link zur Herstellerseite: TP-Link Deco M5

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