Hardwaretest: Sony RX0 – Fotoapparat, nicht Actioncam

Betrachtet man die technische Entwicklung in der Menschheitsgeschichte wird einem klar, wie stetig und ununterbrochen Fortschritte gemacht werden. Angefangen bei dem ersten Mobiltelefon, welches so groß und so schwer war, dass es zum Transport einen Tragegriff benötigte, bis hin zu heutigen Smartphones, die teilweise so dünn sind, dass sie sich in der Hosentasche verbiegen.

Aber auch unsere Helfer, die uns ermöglichen Momente festzuhalten, egal ob es nun die Handy-, eine Spiegelreflex- oder eine Kompaktkamera ist, haben sich im Laufe der Zeit stark entwickelt.

1826 schoss der Franzose Joseph Nicéphore Niepce das erste beständige Bild mit der sogenannten Camera Obscura. Die Belichtungszeit betrug hier ca. 8 Stunden, wodurch Bewegungen nicht festgehalten werden konnten. Jetzt, 192 Jahre später, verfügen wir über Kameras, die sogar mehrere Bilder innerhalb einer Sekunde aufnehmen können.
Eine dieser faszinierenden Kameras ist die Sony RX0.

Der drittgrößte japanische Elektronikkonzern Sony mit Sitz in Tokio, hat mit der RX0 die wohl kleinste Cyber-Shot überhaupt in das Sortiment der Firma gebracht.

Auf den ersten Blick wirkt sie durch eine Größe von 59 × 40,5 × 29,8 Millimetern (das ist kleiner als eine Kreditkarte in Würfelform) und einem Gewicht von 110 g wie eine Aktioncam, ist in Wirklichkeit aber eine ultrakompakte Kamera.
Ein Fakt, der die Actioncam-Theorie definitiv widerlegen sollte, ist die fehlende Bildstabilisation der RX0, welche bei einer Aktioncam der wohl wichtigste Aspekt ist.
Außerdem liegt ihre Betriebstemperatur nur zwischen 0 °C – +40 °C, womit Actionaufnahmen in Schnee und Eis eher schwierig werden.

Da sie bis zu einer Tiefe von 10 m wasserdicht, bis zu einer Höhe von 2 m stoß- und bis zu einem Gewicht von ca. 200 kg bruchfest ist, kann man hierbei wirklich von einem Fotoapparat mit erstaunlicher Belastbarkeit und – trotz fehlender Bildstabilisierung – sehr weit entwickelter Videofunktion sprechen. Und das alles zu einem Preis von 849,00 €.

Als begeisterte Hobbyfotografin mit Liebe zur manuellen Fotografie und RAW Dateien war ich sehr gespannt darauf, was diese außergewöhnliche Kamera alles zu bieten hat und inwiefern sie mit einer Digitalkamera in Normalgröße mithalten kann.

Die vergleichsweise große Verpackung der RX0 und ihres Zubehörs gibt einem zuerst den Eindruck, als würde es sich hierbei doch nicht um eine solch extrem kleine Kamera handeln.
Sobald man dann aber alles ausgepackt hat, werden die Erwartungen doch erfüllt und vor einem liegt eine wirklich sehr kleine, sehr gut verarbeitete und edel aussehende Kamera.

Die Digitalkamera hat ein belastbares Metallgehäuse, auf welchem Kratzer nicht sichtbar sind. Außerdem sind das Objektiv und die restliche Front der Kamera durch einen Objektivschutz abgedeckt. Vorteilhaft hierbei ist, dass dieser im Falle der Beschädigung problemlos nachbestellt und ausgetauscht werden kann.
Die Akkuabdeckung und die Speicherkarten- bzw. Anschlussabdeckung sind durch einen Gummirand abgedichtet, welcher die Wasserdichtigkeit der Kamera gewährleisten.

Ansonsten ist die Kamera eher minimalistisch gestaltet. Neben dem An/Aus-Knopf und dem Auslöseknopf, die sich als die zwei größten Knöpfe an der Oberseite der RX0 befinden, verfügt die Kamera über nur sechs weitere Buttons, welche die restliche Bedienung ermöglichen.

In der Verpackung selbst liegen außerdem eine Bedienungsanleitung, ein Akku, ein Netzteil mit passendem Micro-USB-Kabel, eine Handschlaufe für die Kamera und ein Speicherkartenschutz. Letzterer verhindert, dass Speicherkarten-Zugriffsfehler durch Vibrationen oder Erschütterungen entstehen oder die Speicherkarte gar gelockert wird. Ergänzend gibt es außerdem eine kleine Stofftasche, in welcher die RX0 anfangs eingepackt ist. Wer also keine Kameratasche besitzt, die Kamera aber trotzdem geschützt transportieren will, kann diese problemlos dafür verwenden.

Bevor die Digitalkamera nun endlich getestet werden kann, sollte sie natürlich aufgeladen werden. Zwar wird der Akku mit einer Restmenge von ca. 50% ausgeliefert, jedoch hat dieser dann bereits im aufgeladenen Zustand und sich im Fotomodus befindend, eine eher kurze Betriebszeit von ca.120 Minuten.
Im Videomodus, und je nachdem wie oft die Aufnahme hierbei unterbrochen und neu gestartet wird, schwankt die Betriebszeit zwischen nur 35-60 Minuten.
Dies macht der Akku jedoch durch eine eher kurze Akku-Ladezeit von ca.40 Minuten wieder wett.
Abschließend muss nur noch eine Speicherkarte in die RX0, wobei man hier die Wahl zwischen einer microSD(-HC/-XC) Speicherkarte oder dem Sony eigenen Memory Stick Micro hat.

Nun kann es endlich losgehen!
Draußen angekommen, schieße ich die ersten Fotos im Automatikmodus, um ein Gefühl für die Kamera zu bekommen.

Der Exmor RS 1-Zoll-Sensor der RX0 hat eine Auflösung von 15,3 Megapixeln, somit spielt die kleine Kamera zwar nicht in den Reihen der Digitalkameras mit über 20 Megapixeln mit, gewährleistet für ihre Größe aber eine gute Bildqualität.

Aber auch der der BIONY X Hochgeschwindigkeitsprozessor trägt seinen Teil dazu bei. Er ermöglicht die Umwandlung des durch den Sensor erfassten Lichts. Dadurch werden die Fotos und Videos noch farbintensiver und das Bildrauschen wird dadurch ebenfalls etwas minimiert.

Beim Objektiv der Kamera handelt es sich um ein 24mm Zeiss® Tessar T Objektiv. Die Besonderheit ist, dass die Kamera die feste Blende F4 hat.
Vorteil einer solchen Blende ist das gute Abbildungsvermögen und der höhere Lichteinfall, welcher dadurch gewährleistet wird. So können auch Kameras mit suboptimalem ISO-Bereich Bilder aufnehmen. Will man nachts also Bewegungen festhalten, wofür man eine kurze Verschlusszeit benötigt (die RX0 hat eine minimale Verschlusszeit von 1/32.000 Sek), ermöglicht die feste Blende mehr Lichteinfall und ein somit gelungeneres Bild. Der Nachteil aber ist, dass gar kein Spiel mit der Tiefenschärfe erzeugt werden kann oder dies wirklich nur sehr schwer gelingt.
Zusätzlich ist es im manuellen Modus der RX0 dann nur möglich, die ISO und die Belichtung zu verändern, wodurch man mit einer Art „Blendenautomatik“ arbeitet.

Die RX0 bietet die Bildgrößen 1:1, 4:3,3:2 und 16:9, welche man entweder in 3 verschieden JPEG Qualitäten, in RAW oder in JPEG und RAW gleichzeitig aufnehmen kann.
Bei den RAW Aufnahmen kommt es jedoch zu einem seltsamen „Bildeffekt“, der sich durch alle Bilder zog. Gräser oder Blätter werden nur sehr undeutlich dargestellt und alles wirkt wie durch einen Photoshop-Ölfilter betrachtet. Umgewandelt in JPEG verschwindet dieser Effekt jedoch wieder.

Videos können außschließlich in der Bildgröße 16:9 aufgenommen werden. Die RX0 kann zwar in 4K aufnehmen, dies funktioniert jedoch nur, wenn ein externer Monitor an die kleine Kamera angeschlossen wird. Der Vorteil einer so kleinen Kamera ist damit dahin.

Auffällig wurde nach ein paar Fotos außerdem die fehlende Zoomfunktion. Einerseits ist es schade, dass diese Funktion nicht in die RX0 integriert wurde, da sie mit einem Fokusbereich von minimal 50cm bis unendlich nicht für nähere Aufnahmen, geschweige denn für die Makrofotografie verwendet werden kann. Andererseits hätte eine Zoomfunktion den Objektivpreis um einiges erhöht, wodurch dann auch die Kamera teurer geworden wäre.

Hilfreich ist, dass die RX0 im Fotomodus über eine Gesichts- und Augenerkennung verfügt. Negativ auffallend hierbei ist nur, dass diese im Videomodus – was beispielsweise beim Vloggen nützlich wäre – aber nicht vorhanden ist. Auch der Autofokus funktioniert nur im Fotomodus, was bedeutet, dass man während einer Videoaufnahme entweder nur nah oder fern fokussieren kann, ein Wechsel zwischen beidem kann nicht stattfinden.

Besonderheit dieser Digitalkamera sind definitiv die vielen Möglichkeiten der Serienaufnahmen und Slow-Motion-Videos. So ist die RX0 in der Lage, 16 Bildern pro Sekunde aufzunehmen.
Pluspunkte sammelt die RX0 in Sachen Blackout. Das Blackout bedeutet bei Serienaufnahmen, dass das Motiv kurz „aus den Augen verloren wird“ und der Bildschirm schwarz wird. Dieses Phänomen tritt aber nur bei spiegellosen Kameras auf. Sony hat sich dieses Problems angenommen und es geschafft, das Blackout bei dieser Digitalkamera zu minimieren.

Eine absolut faszinierende Möglichkeit im Videomodus der Kamera ist die Super Slow Motion. Sie ermöglicht Videoaufnahmen mit bis zu 1000 Bildern pro Sekunde. Aber auch die Zeitlupenaufnahmen mit bis zu 500 Bilder bzw.250 Bildern pro Sekunde zeichnen qualitativ hochwertige Videos auf.

Über den 1,5’’ TFT LCD Monitor der Digitalkamera werden Bilder in der Vorschau zwar sehr scharf angezeigt, die Steuerung aber erweist sich als etwas umständlich.
Während der Testphase der RX0 wurde mir dies zum Verhängnis. Ich vergas die Speicherkarte in meinem Computer und fotografierte einfach drauf los. Zuhause angekommen stand ich dann vor vollendeten Tatsachen und meiner Speicherkarte, die noch im Computer steckte. Natürlich hätte ich den kleinen ockerfarbenen Schriftzug „NO CARD“ in der obersten Ecke des Bildschirmes sehen können, die Bilder die ich schoss, wurden mir aber direkt nach dem Foto durch die Rückblendefunktion angezeigt und ich kam nicht einmal auf die Idee, dass ich etwas vergessen haben könnte.

Ganz anders funktioniert dies im Videomodus. Wenn man hier die Speicherkarte vergessen hat, streikt die RX0 komplett und zeigt dies auch ganz groß und über den gesamten Bildschirm an. Für chaotische Menschen wie mich wäre diese Funktion auch im Fotomodus ganz nützlich.

Doch besonders das manuelle Fotografieren dauert durch die Einstellungen, die auf dem kleinen Bildschirm festgelegt werden müssen, länger als gewollt.
Wer aber trotzdem nicht auf den manuellen Modus verzichten kann und wem die Programmautomatik zu schlicht und zu einfach ist, dem könnte die PlayMemories Mobile App von Sony helfen. Hierbei wird nach Installation der App ein sich in der Bedienungsanleitung befindlicher QR-Code eingescannt und schon kann die Kamera per Bluetooth oder Wi-Fi über das Handy gesteuert werden. Die App ermöglicht außerdem, insofern man genug Geld hat, um sich mehrere RX0s zu kaufen, die Steuerung mehrerer Kameras gleichzeitig.

Fazit:

Die RX0 von Sony ist für das geschaffen was sie selbst ist – für Außergewöhnliches.
Für jemanden der entweder nur im Automatikmodus fotografiert oder genug Geduld hat, um damit manuell zu fotografieren, erweist sie sich als nützlich, kann aber letztendlich keine normale Fotokamera ersetzen.

So ist sie eher als Kamera für spezielle Aufnahmen und Produktionen geeignet, für eben die Bereiche, die eine normale Digitalkamera und eine Actioncam nicht abdecken können.
In Sachen Highspeed-Aufnahmen, egal ob im Foto- oder im Videobereich, punktet die Digitalkamera definitiv. Zwar ist die interne FullHD-Auflösung nicht mehr ganz aktuell, jedoch ermöglicht die Kamera durch das Anschließen eines externen Aufnahmegerätes Aufnahmen in 4K.

Aber Achtung:
Für Menschen mit Sehschwäche eignet sich die kleine Kamera durch den kleinen Monitor und die kleinen Bedienungstasten eher weniger gut.
Wer aber eine handliche und gegen Umwelteinflüsse robuste Kamera will, welche viel Leistung im Highspeed-Bereich bringt und trotzdem auch als „normaler“ Fotoapparat fungieren kann, der wird mit der RX0 sehr glücklich werden.

Link zur Herstellerseite: Sony RX0

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