gamescom 2010 – Umsatz und Besucherzahlen um jeden Preis!?

Hurra, es ist August und die gamescom ist da … und sie war so toll, dass wir bereits Mittwoch Mittag wieder abreisen wollten. Fachbesuchertag Leipzig 2008: Die Hallen sind leer, man kann ohne Stress alles anspielen, kommt mit Ausstellern und Entwicklern ins Gespräch und fachsimpelt über Spiele, Entwicklungen und Gott und die Welt. Die Stimmung ist entspannt.

Fachbesuchertag Köln 2010: Die Hallen quellen über vor Menschen, Wartezeiten für eine Rostbratwurst eine Stunde, Familien mit Kindern schieben sich durch die Hallen, Wartezeit für Diablo III oder Portal 2 subjektiv geschätze 45 Minuten. Etwas zu essen zu bekommen ist schlicht unmöglich, da die Hälfte aller Restaurants geschlossen ist und die andere Hälfte vor hungrigen Menschen überquillt. Wir sind also gezwungen, die Messe zu verlassen und uns in Köln ein Restaurant zu suchen. Insgesamt 2 Stunden sind verloren …

Glücklicherweise bin ich nicht der Einzige, der sich die Frage stellt, wer neuerdings alles Fachbesucher ist. Ich wage zu bezweifeln, dass Kids im Alter von 7 oder 8 Jahren bereits Firmeninhaber, Redakteure oder Journalisten sind. Scheinbar hat weiterhin jeder Websitebetreiber Karten erhalten. Da dies auch Thema bei unseren Terminen mit Publishern war, erfuhr ich dann, was da „schiefgelaufen“ ist: Die Messe Köln hat scheinbar an jeden halbwegs Interessenten Fachbesucherausweise verteilt, der einen haben wollte, um Umsätze und Besucherzahlen in die Höhe zu treiben. Auf meine Beschwerde an die Messe erhielt ich folgende Antwort per Mail (Auszug):

„Leider gibt es immer wieder Besucher die versuchen unsere Fachbesucherkontrolle zu unterlaufen. Diesem Umstand versuchen wir zu unterbinden indem jeder Besucher der vor Ort eine Fachbesucher-Karte kauft sich per Handelsregisterauszug, Visitenkarten, Anschreiben der Firma etc. als Fachbesucher legitimieren muss. Die Personen, die dies online tun, müssen sich online registrieren und den entsprechenden Nachweis in Köln vor Ort mitführen. Dort werden ebenfalls Kontrollen durchgeführt (entweder an den Eingängen oder im Durchgang zur business area).

Gerade an einem Fachbesucher- und Medientag versuchen auch jugendliche Journalisten (z.B. aus dem Bereich der Online-Medien)  in den Genuss einer Fachbesucherkarte zu kommen. Leider gibt es auch immer wieder Aussteller die durch die Vergabe von Eintrittskartengutscheinen an den „falschen“ Personenkreis diese Vorgabe unterwandern. Es gibt auch schon mal Nachfragen von Fachbesuchern und Ausstellern ihre Kinder zur Messe mit auf den Stand zu bringen.“

Tja, das kann aber so nicht stimmen, denn wir mussten uns an keiner Stelle legitimieren. Weder wurde mein Presseausweis verlangt, noch musste ein Handelsregisterauszug oder ähnliches mitgeführt werden. Und eine Visitenkarte als Legitimation erscheint mir doch eher wie ein schlechter Scherz, denn Karten bekomme ich für 5€ an jedem Bahnhof. Aber diese Angelegenheit hat hoffentlich ein Nachspiel, denn auch die Aussteller haben deswegen Gesprächsbedarf mit der Messe Köln und ich hoffe auf Besserung im nächsten Jahr.

Aber selbstverständlich hatte trotz des Frusts am Mittwoch die Messe auch wieder meine persönlich Highlights. Und das erste hatte ich bereits um 11.00 Uhr. EA lud zu einer Talkrunde mit bekannten Torhütern, um den neuen Modus „be a Goalie“ in FIFA 11 entsprechend zu bewerben.

Anwesend waren Lutz Pfannenstiel, Andi Köpke, Jörg Stiel und mein persönlicher Favorit Lars Leese. Dieser weniger bekannte Keeper war zwei Jahre Profi in England und hat eine erstaunliche Karriere hinter sich. Als Torwart in der Kreisliga Westerwald wechselte er in die Regional-Liga. Er erhielt dann einen Vertrag bei Bayer Leverkusen in der ersten Liga und wechselte daraufhin in die Premier League. Nach insgesamt nur 3 Jahren als Profi war die Karriere beendet und er erhielt trotz guter Leistungen nie wieder einen Vertrag. Unbedingt und uneingeschränkt empfehlenswert nicht nur für Fussballfans ist das (Hör)Buch „Der Traumhüter“, welches die Karriere von Lars Leese erzählt. So hatte ich dann am EA-Stand die Möglichkeit kurz über Fussball und den Torwart insbesondere mit Lars Leese zu philosophieren. Und eigentlich bin ich kein Autogrammjäger, aber hier musste das neben diesem Foto sein 🙂

Krönender Abschluss war am Mittwoch Abend die große Community-Party bei Microsoft. Aber dies war nicht nur Party, sondern auch Pressekonferenz, denn Kinect wurde im großen Stil von Kudo Tsunoda und Fable III von Peter Molyneux höchstselbst präsentiert. Und selbstverständlich stellte Bungie Halo: Reach vor, welches mit dem umfangreichsten Online-Modus aller Zeiten aufwartet.

Weiteres Erlebnis war am Donnerstag der Termin bei EA. Rockband 3 mit dem neuen Keyboard-Controller anzuspielen ist auf einer Messe an sich so kurz vor dem Release des Spiels nichts besonderes, aber dies vom Project Director von Harmonix, Daniel Sussman, persönlich vorgestellt zu bekommen, macht daraus wieder etwas Besonderes. Und mit dem Mann dann auch noch gemeinsam am Mikro zu stehen und „I love Rock`n`Roll“ laut und falsch zu schmettern, toppt das alles um ein Vielfaches.

Dies alles wäre an sich kaum zu schlagen, wäre da nicht unser Termin bei Microsoft mit Timo Sülzle gewesen. Was uns da dieses Mal erwartete, ist kaum in Worte zu fassen und wird auch hier noch nicht verraten. Deswegen nur eines: Danke Timo!

edit Oktober 2010:

Und aus diesem „Danke Timo“ wurde die größte Verarsche aller Zeiten. Absprachen wurden nicht eingehalten und zu allem Überfluss hat einer der größten Konzerne der Welt rotzfrech unsere komplette Idee kopiert und gibt diese nun als seine eigene aus. Der sogenannte Freundefinder auf Facebook basiert auf der Idee von GsearchX, welches Timo Sülzle von Microsoft in treuem Glauben präsentiert wurde. GsearchX wurde von Microsoft nachweislich sogar in der Vorbestellerbox von Fable III präsentiert, um uns danach komplett fallen zu lassen und stattdessen den „eigenen“ Freundefinder in aller Schnelle zu präsentieren. Leider haben unsere finanziellen Möglichkeiten nicht ausgereicht, um dagegen anzugehen.